„Das ist ein Lebenszeichen unseres Sports“
Eishockey-Präsident Franz Reindl über den Deutschland-Cup, der in dieser Woche stattfindet
Krefeld Knapp acht Monate lang ging im deutschen Eishockey coronabedingt nichts. Ausgerechnet jetzt, wo die Infektionszahlen sprunghaft steigen und es wieder einen Teil-Lockdown im Land gibt, wird wieder Eishockey gespielt. Unter größten Anstrengungen findet von Donnerstag an in Krefeld der Deutschland Cup statt.
Nach monatelanger Spielpause findet nun der Deutschland Cup in schwierigen Zeiten statt. Welche Bedeutung hat das Turnier für Sie? Reindl: Ganz klar, das ist ein Lebenszeichen unseres Sports: Wir sind wieder da. Die Nationalmannschaften wieder in den Blickpunkt zu rücken, ist total wichtig. Es geht sportlich und medial um die EishockeyPräsenz. Für die Nationalspieler und den Bundestrainer Toni Söderholm war und ist die Zeit besonders schwierig – er hatte ja das Nationalteam zuletzt vor einem Jahr beim Deutschland Cup betreut. Du brauchst aber den Wettbewerb und den haben wir jetzt.
Ausgerechnet jetzt fällt Söderholm wegen einer Corona-Infektion aber aus. Wie sehr schmerzt sein Fehlen? Reindl: Toni tut mir echt leid, seine große Enttäuschung ist absolut verständlich. Aber er und sein Trainerteam haben für diese äußerst komplizierte Situation eine gute Lösung gefunden mit Steffen Ziesche, Thomas Popiesch und Ville Peltonen in beratender Funktion. Natürlich sollte der Bundestrainer vor Ort sein, aber die Pandemie stellt uns immer wieder vor unerwartete Hindernisse, deshalb werden wir auch noch die Herausforderung bewältigen.
Zuschauer gibt es keine – wie groß ist das finanzielle Minus?
Reindl: Die Zuschauereinnahmen fallen komplett weg. Das sind etwa 300 000 Euro, die fehlen. Wir haben aber auch Sponsoren und TV-Verpflichtungen. Und die Tatsache, präsent zu sein, den Eishockeysport zu zeigen, die Nationalmannschaft zusammenkommen zu lassen, geht einfach vor. Natürlich haben wir einen finanziellen Schaden. Aber das biegen wir schon irgendwie hin.
Auch die zweite Liga startet nun genauso wie die Oberliga, nach dem Deutschland Cup beginnt das DELVorbereitungsturnier. Gleichzeitig steigen aber die Infektionszahlen sprunghaft an – werden wir noch eine DEL-Saison erleben?
Reindl: Das ist eine ganz schwierige Frage. Ich persönlich rechne damit. Das ist aber mehr eine Hoffnung.
Ich hoffe auch auf einen Start komplett mit allen Teams.
Hoffen Sie irgendwann auf Zuschauer, sollte die DEL starten?
Reindl: Wenn ich mir Zahlen anschaue, in andere Länder gucke oder das Geschehen weltweit beobachte, dann gehe ich nicht davon aus. Aber wir brauchen dann eben andere Konzepte und die aufgezeigten Überbrückungshilfen für den Profisport. Wir müssen das Beste daraus machen und dürfen nicht aufgeben.
Was würde ein Jahr ohne DEL-Saison bedeuten?
Reindl: Die Folgen wären besonders für die Spieler und die Angestellten dramatisch. Für den Nachwuchs ganz besonders, das macht mir langfristig echt Sorgen. Viele Stadien werden möglicherweise schließen. Durch den Wegfall des Nachwuchsund Breitensports, des Hobbyeishockeys und so weiter werden den Betreibern viele Belegungszeiten und damit Einnahmen vom Eishockeysport fehlen. Ohne Nachwuchseishockey ist die Lücke aber auf Dauer riesig. Das ist ein echtes Horrorszenario.
2021 soll die WM in Lettland und Belarus stattfinden. Angesichts der Proteste dort und des Vorwurfs des Wahlbetrugs gegen Machthaber Lukaschenko macht die lettische Politik Druck, nicht in Minsk spielen zu lassen. War die Vergabe mit an Belarus ein Fehler? Reindl: Ich glaube nicht. Die IIHF ist sehr demokratisch aufgestellt. Über die WM-Vergabe entscheiden ja alle Repräsentanten aus circa 80 Ländern. Beide Länder und Verbände haben sich gemeinsam beworben. 2017 gab es die Entscheidung für Riga und Minsk, die sehr knapp zuungunsten Finnlands ausfiel. Es war eine echte Kampfabstimmung. So ist es in der Demokratie. Woanders entscheiden teilweise nur Gremien. Bei uns gibt es einen demokratischen Prozess.