Knabenchöre erheben Stimme
Am Samstag lassen 46 Ensembles im Netz ihre Musik hochleben
Augsburg Abgrenzende Konkurrenz war gestern zwischen den vier bayerischen Knabenchören. Jetzt stehen sie zusammen und machen diesen Samstag eine spektakuläre gemeinsame digitale Aktion für das „Kultur.Gut.Knabenchor“. Um fünf vor zwölf (11.55 Uhr) werden sich 46 Knabenchöre aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem vokalen Flashmob virtuell zusammenschließen. Und jedes Ensemble wird den Kanon „Viva la musica!“, teils in einer anspruchsvollen vierstimmigen Version, anstimmen.
Der Impuls ging aus vom Leiter der Augsburger Domsingknaben, Domkapellmeister Stefan Steinemann. Rasch konnte er die Kollegen der Regensburger Domspatzen, des Tölzer Knabenchors und des Windsbacher Knabenchors für seine Idee gewinnen, für den Nachwuchs die Trommel zu rühren in schwierigen Corona-Zeiten. Als der Stein einmal ins Wasser geworfen war, zog er weite Kreise im deutschsprachigen Raum. Nach und nach schlossen sich 42 Knabenchöre von Hamburg bis Wien und Luzern sowie von Aachen bis Dresden an. Alle werden gleichzeitig jeweils in ihrer Stadt den Kanon singen.
Eigentlich waren originelle Auftritte an verschiedensten Orten geplant, um Kinder und Familien fürs Singen zu begeistern. Die Chorakademie Dortmund hatte bereits die
Genehmigung für einen Auftritt im Deutschen Fußballmuseum, für den Mozartchor Wien stand als Auftrittsort das Mozarthaus Vienna fest, der Knabenchor Collegium Iuvenum Stuttgart wollte am Schlossplatz auftreten. Der Windsbacher Knabenchor hätte sich vor die Nürnberger Lorenzkirche postiert, die Augsburger Domsingknaben am Rathausplatz, die Regensburger Domspatzen vor ihrem Dom und der Tölzer Knabenchor vor der Bayerischen Staatsoper in München. Doch dann sprang die Corona-Ampel auf Rot und Live-Events waren nicht mehr möglich.
Also verlagert sich der Aktionstag für das Kulturgut Knabenchor vollständig ins Netz. Auf Instagram,
Facebook und Youtube kann man sich unter dem Hashtag #KulturGutKnabenchor am Samstag dazuschalten. Schon jetzt hört man auf der Homepage Malte Arkona, den Moderator des „Tigerenten Clubs“im Kinderkanal KiKa, als Schirmherrn der Aktion in den höchsten Tönen über die Knabenchöre schwärmen. „Hier wird auf allerhöchstem Niveau auf den größten Konzertbühnen und in den tollsten Opernhäusern musiziert“, sagt Arkona. Große Karrieren seien daraus hervorgegangen. Doch egal, „welchen Beruf man im Auge hat“, eine gut ausgebildete Stimme nütze immer. Zumal sich im Knabenchor auch Gemeinschaftssinn und Empathie ausbildeten. Und die weltberühmte Opernsängerin Diana Damrau wird zitiert: „Ein Knabenchor gehört zu den schönsten, himmlischsten Klängen, die man erleben kann.“
Die Augsburger Domsingknaben seien von Nachwuchssorgen bislang verschont, erklärt ihr Chef Steinemann. „Wir konnten heuer ausreichend neue Buben gewinnen.“Allerdings habe der coronabedingte Lockdown die Probenarbeit in der Grundlagenausbildung empfindlich behindert. „Wir sind nie zu einem normalen Modus zurückgekehrt.“In anderen deutschen Knabenchören drohen mitunter schon „existenzbedrohende Lücken“.
OInternet www.kulturgutknabenchor.de