Guenzburger Zeitung

Die Roboterflü­sterin

Porträt Elisabeth André ist eine der renommiert­esten Forscherin­nen des Landes. Nun erhält die Augsburger Informatik-Professori­n den wichtigen Leibniz-Preis

-

Sie ist durch und durch Wissenscha­ftlerin: unaufgereg­t, unprätenti­ös und unermüdlic­h in ihrer Arbeit. Die Augsburger Informatik-Professori­n Elisabeth André sagt selbst über sich: „Warum soll ich eine große Show machen?“Dabei könnte sich die internatio­nal erfolgreic­he Forscherin im Bereich Künstliche Intelligen­z viel auf ihre Auszeichnu­ngen einbilden. Jetzt kommt der Leibniz-Preis hinzu – der wichtigste deutsche Forschungs­förderprei­s, der mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist. Man nennt ihn den „deutschen Nobelpreis“.

Wenn man Elisabeth André zum ersten Mal sieht, fällt ihre schwarze lange Lockenmähn­e auf. Dass sie einen blitzenden Forscherge­ist hat, merkt man im Gespräch. Die 59-Jährige gilt als einer der zehn prägenden Köpfe in der Geschichte der deutschen KI-Forschung. Woran

arbeitet sie? Andrés Forschunge­n haben rein gar nichts zu tun mit düsteren Science-Fiction-Filmen, in denen Maschinen den Menschen unterwerfe­n und die Weltherrsc­haft übernehmen. Im Gegenteil. André hat oft kleine, sympathisc­h wirkende Roboter in ihrem Büro an der Universitä­t Augsburg stehen.

Ihr Spezialgeb­iet ist die Interaktio­n zwischen Mensch und Computer. Schon in den 1990er Jahren arbeitete sie dazu. Als eine der ersten Forscherin­nen weltweit analysiert­e sie die sprachlich­e und nonverbale Kommunikat­ion mithilfe von selbst lernenden Maschinen. Ihr Ziel ist es, intelligen­te Computer zu schaffen, die soziale Gefährten für den Menschen werden können. Sie sollen emotionale und soziale Signale erkennen. Heute zählt André zu den renommiert­esten Expertinne­n auf diesem Gebiet. Ihr ist es wichtig, Künstliche Intelligen­z stärker am Menschen auszuricht­en.

Dass die gebürtige Saarländer­in im Fach Informatik Karriere machte, ist kein Zufall. Sie stammt aus einer technikbeg­eisterten Familie. Ihr Vater war Bergingeni­eur. Die Eltern förderten früh ihre Talente in Mathematik und Technik. Als Jugendlich­e entdeckte sie in einem Buch ihre Begeisteru­ng für die Wissenscha­ft. „Ich las über Marie Curie und dachte mir, ein Leben

als Forscherin ist super spannend.“Damit sollte sie recht behalten. Heute lehrt und forscht André nicht nur an der Universitä­t Augsburg. Sie ist auch internatio­nal als Gastforsch­erin tätig, etwa am Stanford Research Institut, an der Université Paris-Sud und an der Waikato University in Neuseeland. Sie ist Mitglied in der Nationalen Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina und der Academy of Europe.

Internatio­nale Headhunter wollten die erfolgreic­he Wissenscha­ftlerin schon abwerben, auch andere Universitä­ten. Elisabeth André hat alle Angebote ausgeschla­gen. Sie fühlt sich in Augsburg sehr wohl. Die Universitä­t biete ihr sehr gute Arbeitsbed­ingungen, sagt sie. Ihr Mann Thomas Rist ist Informatik-Professor an der Hochschule Augsburg. In Augsburg, erzählt André, sind sie fest verwurzelt. Eva Maria Knab

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany