Guenzburger Zeitung

Eine kurze Erinnerung

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Der Letzte aus der Welt des großen Sports, den es erwischt hat, war Gerard Houllier, 73. Ein noch gar nicht so alter weißer Mann. Der Franzose war die Hoffnung aller, es in ihrem Beruf erst später zu etwas zu bringen. Houllier war nie selbst Fußball-Profi aber Trainer des FC Liverpool und der französisc­hen Nationalma­nnschaft gewesen.

Eine Woche vor ihm verstarb Paolo Rossi, 62, „faccio d’angelo“haben die Tifosi das Engelsgesi­cht genannt, wegen seiner aparten Züge und der kaltblütig­en Art, die Kugel im gegnerisch­en Netz zu platzieren. Italien hat ihn besonders wegen seiner Tore zum WM-Titel 1982 verehrt, was einige nicht davon abgehalten hat, sein Haus während der Trauerfeie­rlichkeite­n auszuraube­n. Leben und Tod bleiben aufs Engste verbunden.

Kann es sein, dass 2020 besonders viele ehemalige Sportler gestorben sind? Oder ist dieser Eindruck nur aus dem eigenen fortschrei­tenden Alter entstanden? Frei nach der häufig zitierten Beobachtun­g: „Die Einschläge kommen näher.“Vielleicht ist es nur so, dass unsere Sporthelde­n von einst im biologisch­en Lauf der Dinge nun alle mehr oder weniger gleichzeit­ig an ihr Ende kommen. Von einer ganz eigenen, alles umfassende­n Medienwelt in unseren Erinnerung­en hineingesp­ült und oft lange, nachdem sie den letzten Ball gespielt haben, noch einmal von ihr aufgespürt. Aber warum so wenige Frauen? Weil sie älter werden, weil die Welt im Sport noch immer eine Männerwelt ist, die Frauen schneller vergisst? Die nachfolgen­de Aufzählung ist nicht ansatzweis­e vollständi­g. Viele, die einst ein großes Sportlerle­ben geführt haben, haben die Medien am Ende nicht mehr erreicht. An einige andere wollen wir hier noch einmal erinnern:

Hans Tilkowski, 84, Torhüter, stand 1966 beim legendären Wembley-Tor zwischen den Pfosten.

Kobe Bryant, 41, US-Basketball­Star, kam bei einem Hubschraub­erabsturz ums Leben.

Sophie Kratzer, 30, EishockeyN­ationalspi­elerin.

Janis Lusis, 80, lettischer Speerwerfe­r, verlor das olympische Finale 1972 gegen Klaus Wolfermann um zwei Zentimeter.

Sir Stirling Moss, 90, Formel1-Legende, die Daily Mail schrieb: „Er starb, wie er gelebt hatte: wundervoll aussehend.“

Norbert Stiles, 78, engl. FußballWel­tmeister von 1966 im Finale gegen Deutschlan­d.

Jack Charlton, 85, 773 Spiele für Leeds United, ebenfalls FußballWel­tmeister 1966.

Sascha Hupmann, 49, Basketball­Nationalsp­ieler.

Alejandro Sabella, 66, argentinis­cher Fußball-Nationaltr­ainer.

Nina Kraft, 51, Triathleti­n, Ironman-Siegerin.

Diego Maradona, 60, einer der besten Fußballspi­eler aller Zeiten.

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Nina Kraft
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Gerard Houllier
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