Der Schnee von gestern
Wann wird Weihnachten wieder so, wie es früher nie war?
Der Schnee ist meist flüchtig. Die Geschichten über ihn aber halten sich, als seien sie eingefroren für die Ewigkeit. Oft klingen sie wie Märchen. Es war einmal ein Land, das an Weihnachten im Schnee versank, in dem die Kinder mit Schlitten die Straßen hinunterrodelten, in dem sich die Tannen schwer unter der weißen Last bogen, in dem …
Halt und stopp an dieser Stelle, weil was wie Märchen klingt, leider halt oft auch ein Märchen ist. Die eiskalten Fakten vom Deutschen Wetterdienst nämlich erzählen anderes. Deutschland, Weihnachten und der Schnee – was nach harmonischem Dreiklang klingt, war in der
Realität meist nur ein Zweiklang – ohne Schnee nämlich. In den vergangenen rund 100 Jahren gab es in Deutschland nur ganze sechs Mal mehr oder weniger flächendeckend weiße Weihnachten über drei Tage hinweg, meldet der Dienst: 1906, 1917, 1962, 1969, 1981 und 2010. Wovon die Menschen also träumen: von Weihnachten, wie es früher nie war. Derweil lassen sie beim Wetterdienst wirklich jede Schneeflocke gelten: Wenn an den Feiertagen an einer Wetterstation mehr als ein Zentimeter gemessen wird, gilt das schon als weiße Weihnacht.
Lachhaft, hört man spätestens jetzt denn auch den Bergbewohner rufen, und überhaupt: Was kümmert mich die Rheinische Tiefebene? Denn natürlich ist es so: Schnee fällt nie gerecht. Hier eher auch mal viel, dort meist wenig, in der Tiefebene jubeln sie vermutlich schon über Graupelschauer. In München schneite es seit 1962 an Heiligabend zumindest 19 Mal. Was aber ist nun mit diesem Jahr? In dem man noch nicht einmal auf die Zugspitze fahren kann, der einzige Ort in Deutschland übrigens mit weihnachtlicher Schneegarantie. Könnte da nicht …? Ach Kinder, das Leben ist leider kein Winterwonderland. Lasst euch aber kein Märchen auftischen: Das war es auch schon früher nicht.