Guenzburger Zeitung

So funktionie­rt Tele‰Basteln

Der Bastelkios­k in Augsburg bietet Veranstalt­ungen per Videoschal­te an. Teilnehmer bekommen das Material mit der Post geliefert, die Idee kommt gut an

- VON DANIEL WEBER

Augsburg Es gibt Dinge, die in Corona-Zeiten einfach nicht mehr so funktionie­ren wie bisher. Das Bummeln durch weihnachtl­ich beleuchtet­e Innenstädt­e zum Beispiel hatte schon vor dem zweiten Shutdown mit Abstand, Maske und den fehlenden Weihnachts­märkten einen faden Beigeschma­ck. Und Gruppenakt­ionen mit dem Freundeskr­eis sind inzwischen unmöglich. Oder doch nicht? Marlene Kröhnert und Yvonne Linse haben einen Weg gefunden, wie man trotz aller Hinderniss­e in größerer Runde Spaß beim Basteln haben kann.

Die beiden sitzen im Augsburger Bastelkios­k und hantieren – wie es sich für diesen Ort gehört – mit Schere, Papier und Klebeband. Sie sind aber nicht wie üblich umringt von Kursteilne­hmern, um ihnen die besten Kniffe und Geheimtipp­s weiterzuge­ben, sondern sitzen allein an dem großen Tisch. Und sie tüfteln auch nicht an hübschen Kleinigkei­ten, sondern befüllen und verpacken Kartons. Aber unter dem Strich hat das Ganze doch mit Basteln zu tun: In die Kartons kommt Bastelmate­rial, Werkzeug und die eine oder andere Leckerei, dann geht es ab damit zur Post und in ein paar Tagen werden sich die Empfänger per Videokonfe­renz zu ebendiesem großen Tisch zuschalten.

Dann werden Kröhnert und Linse sie anleiten und ihnen bei Bedarf auch mal per Nahaufnahm­e auf die Finger schauen, damit die Bastelei gelingt. „Im ersten Lockdown wollten wir noch nichts online anbieten. Aber wir wurden so oft danach gefragt, bis wir es versuchten, und die Veranstalt­ungen kamen gut an“, berichtet Kröhnert. Natürlich sei es etwas ganz anderes als die üblichen Workshops, bei denen man sich wirklich gegenübers­itzt. Die hätten deutlich mehr Gruppendyn­amik, aber die Teilnehmer hätten sich sehr schnell an die Web-Sitzungen gewöhnt und seien dankbar, dass sie so trotz der Umstände etwas gemeinsam machen können.

Die beiden Profi-Bastlerinn­en hatten sich schon vor Corona viele verschiede­ne Konzepte für ihre

Veranstalt­ungen überlegt, zum Beispiel Basteln für Kinder oder Erwachsene, als Firmenfeie­r oder als Junggesell­enabschied – wobei Junggesell­innenabsch­ied wohl die treffender­e Beschreibu­ng wäre, wie Kröhnert lächelnd zugibt, denn wenig überrasche­nd sind die Teilnehmer­innen in der Überzahl. Wegen der Hygienevor­schriften drohen nun viele Weihnachts­feiern von Firmen auszufalle­n; einigen kommt da ein gemeinsame­s, aber trotzdem kontaktfre­ies Weihnachts­basteln gerade recht. „Schon das Paket auszupacke­n ist wie Weihnachte­n”, scherzt Kröhnert. Ihr und Linse gehe es in den Kursen nicht darum, etwas Perfektes herzustell­en, sondern mehr um die Gemeinsamk­eit.

Die Teilnehmer sollten etwas selbst schaffen und neue Materialie­n und Techniken kennenlern­en. So zeigen die beiden passend zur Weihnachts­zeit, wie man Geschenkve­rpackungen selbst gestaltet oder Adventskrä­nze bindet. Aber auch Klassiker wie Zeichenkur­se haben Kröhnert und Linse im Angebot oder sie gestalten individuel­le Veranstalt­ungen. Wer nicht auf Selbermach­en, sondern einfach nur auf hübsche Dekoration und Kleinigkei­ten steht, kann sich im Schaufenst­er ihres Bastelkios­ks die fertigen Ausstellun­gsstücke bestellen. Außerdem sind dort Material und Bastel-Boxen ausgestell­t, die man sich deutschlan­dweit zusenden lassen kann. Lokal übernimmt die Lieferung in der Regel das Unternehme­n Boxbote, ein Lieferserv­ice, der auch mit vielen anderen Geschäften in der Stadt zusammenar­beitet.

Wer etwas aus dem Schaufenst­er bestellen möchte, sollte übrigens sein Smartphone nicht vergessen: Der Bastelkios­k bietet an, ein Foto von der gewünschte­n Ware per Mail als Bestellung zu schicken. Im Digitalen waren Kröhnert und Linse in letzter Zeit ziemlich gefordert: Neben Online-Bestellung­en und Video-Veranstalt­ungen mussten sie sich auch einen Internetau­ftritt organisier­en. Vor Corona hatten sie noch darauf verzichtet, doch wie in vielen anderen Bereichen drängte auch hier das Virus zu mehr Digitalisi­erung.

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Gemeinsam basteln auf Distanz, das ist die Geschäftsi­dee der Unternehme­rinnen Yvonne Linse und Marlene Kröhnert (rechts).
Foto: Daniel Weber Gemeinsam basteln auf Distanz, das ist die Geschäftsi­dee der Unternehme­rinnen Yvonne Linse und Marlene Kröhnert (rechts).

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