So funktioniert TeleBasteln
Der Bastelkiosk in Augsburg bietet Veranstaltungen per Videoschalte an. Teilnehmer bekommen das Material mit der Post geliefert, die Idee kommt gut an
Augsburg Es gibt Dinge, die in Corona-Zeiten einfach nicht mehr so funktionieren wie bisher. Das Bummeln durch weihnachtlich beleuchtete Innenstädte zum Beispiel hatte schon vor dem zweiten Shutdown mit Abstand, Maske und den fehlenden Weihnachtsmärkten einen faden Beigeschmack. Und Gruppenaktionen mit dem Freundeskreis sind inzwischen unmöglich. Oder doch nicht? Marlene Kröhnert und Yvonne Linse haben einen Weg gefunden, wie man trotz aller Hindernisse in größerer Runde Spaß beim Basteln haben kann.
Die beiden sitzen im Augsburger Bastelkiosk und hantieren – wie es sich für diesen Ort gehört – mit Schere, Papier und Klebeband. Sie sind aber nicht wie üblich umringt von Kursteilnehmern, um ihnen die besten Kniffe und Geheimtipps weiterzugeben, sondern sitzen allein an dem großen Tisch. Und sie tüfteln auch nicht an hübschen Kleinigkeiten, sondern befüllen und verpacken Kartons. Aber unter dem Strich hat das Ganze doch mit Basteln zu tun: In die Kartons kommt Bastelmaterial, Werkzeug und die eine oder andere Leckerei, dann geht es ab damit zur Post und in ein paar Tagen werden sich die Empfänger per Videokonferenz zu ebendiesem großen Tisch zuschalten.
Dann werden Kröhnert und Linse sie anleiten und ihnen bei Bedarf auch mal per Nahaufnahme auf die Finger schauen, damit die Bastelei gelingt. „Im ersten Lockdown wollten wir noch nichts online anbieten. Aber wir wurden so oft danach gefragt, bis wir es versuchten, und die Veranstaltungen kamen gut an“, berichtet Kröhnert. Natürlich sei es etwas ganz anderes als die üblichen Workshops, bei denen man sich wirklich gegenübersitzt. Die hätten deutlich mehr Gruppendynamik, aber die Teilnehmer hätten sich sehr schnell an die Web-Sitzungen gewöhnt und seien dankbar, dass sie so trotz der Umstände etwas gemeinsam machen können.
Die beiden Profi-Bastlerinnen hatten sich schon vor Corona viele verschiedene Konzepte für ihre
Veranstaltungen überlegt, zum Beispiel Basteln für Kinder oder Erwachsene, als Firmenfeier oder als Junggesellenabschied – wobei Junggesellinnenabschied wohl die treffendere Beschreibung wäre, wie Kröhnert lächelnd zugibt, denn wenig überraschend sind die Teilnehmerinnen in der Überzahl. Wegen der Hygienevorschriften drohen nun viele Weihnachtsfeiern von Firmen auszufallen; einigen kommt da ein gemeinsames, aber trotzdem kontaktfreies Weihnachtsbasteln gerade recht. „Schon das Paket auszupacken ist wie Weihnachten”, scherzt Kröhnert. Ihr und Linse gehe es in den Kursen nicht darum, etwas Perfektes herzustellen, sondern mehr um die Gemeinsamkeit.
Die Teilnehmer sollten etwas selbst schaffen und neue Materialien und Techniken kennenlernen. So zeigen die beiden passend zur Weihnachtszeit, wie man Geschenkverpackungen selbst gestaltet oder Adventskränze bindet. Aber auch Klassiker wie Zeichenkurse haben Kröhnert und Linse im Angebot oder sie gestalten individuelle Veranstaltungen. Wer nicht auf Selbermachen, sondern einfach nur auf hübsche Dekoration und Kleinigkeiten steht, kann sich im Schaufenster ihres Bastelkiosks die fertigen Ausstellungsstücke bestellen. Außerdem sind dort Material und Bastel-Boxen ausgestellt, die man sich deutschlandweit zusenden lassen kann. Lokal übernimmt die Lieferung in der Regel das Unternehmen Boxbote, ein Lieferservice, der auch mit vielen anderen Geschäften in der Stadt zusammenarbeitet.
Wer etwas aus dem Schaufenster bestellen möchte, sollte übrigens sein Smartphone nicht vergessen: Der Bastelkiosk bietet an, ein Foto von der gewünschten Ware per Mail als Bestellung zu schicken. Im Digitalen waren Kröhnert und Linse in letzter Zeit ziemlich gefordert: Neben Online-Bestellungen und Video-Veranstaltungen mussten sie sich auch einen Internetauftritt organisieren. Vor Corona hatten sie noch darauf verzichtet, doch wie in vielen anderen Bereichen drängte auch hier das Virus zu mehr Digitalisierung.