Coppola lässt den Paten leben
Was bringt die neue „Godfather“-Fassung?
Francis Ford Coppolas Trilogie „Der Pate“gehört zu den Meilensteinen der Filmgeschichte. Nun bringt der 81-jährige Regisseur mit „Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone“eine neue Schnittfassung des letzten Teils seiner Mafia-Saga heraus. Wurden die beiden ersten Teile 1972 und 1974 frenetisch gefeiert, fielen die Kritiken beim Start von „Der Pate 3“weitaus weniger wohlwollend aus. Die Erwartungshaltung war übermächtig und die Vorstellungen von Regisseur und Filmstudio grundverschieden gewesen. Während Paramount damals eine mögliche Weiterführung des Franchise im Auge hatte, wollten Coppola und Autor Mario Puzo einen tragischen Epilog auf die Leinwand bringen.
Ein ganz neues Seherlebnis verspricht Coppola nun mit der neuen Fassung, aber das Endergebnis kann auch diesmal mit der Erwartungshaltung nicht mithalten. Zwar wurden Bild und Sound auf den modernen Standard gebracht, die Angelegenheit von 169 auf 159 Filmminuten gestrafft, aber die wirklichen Veränderungen betreffen nur Anfang und Schluss. Die neue Schnittfassung beginnt gleich mit den Geschäftsverhandlungen zwischen Michael Corleone und dem Erzbischof Gilday, in denen ein millionenschwerer Immobiliendeal mit dem Vatikan ausgehandelt wird. „In dieser Welt ist die Macht des Geldes anscheinend noch viel größer als die Macht der Vergebung“, sagt der Geistliche zu dem Mafiaboss, der mit dem Geschäft sein Unternehmen in die Legalität führen will.
Mit dieser Szene, die in der alten Schnittfassung erst in Minute 39 eingespielt wurde, ist gleich von Beginn an klar, dass es dem Paten auch hier nur um geschäftliche Vorteile geht. Gleichzeitig wird mit den Mächten Geld und Vergebung auch das Leitmotiv des Filmes gesetzt, in dem der ausstiegswillige Gangsterboss mit seinen Schuldgefühlen ringt. Hierzu passt die veränderte Schlusswendung, die den hochbetagten Paten nicht durch eine Sterbeszene erlöst, sondern ihn einsam und lebendig im Hof eines sizilianischen Gehöfts seinen Seelenqualen überlässt.
Sicherlich unterstreichen diese beiden Schnittveränderungen die Intension von Coppola und Puzo, aber eine wirklich grundlegende Neuausrichtung stellen sie nicht dar. All das konnte auch ohne große Interpretationsmühen aus der alten Fassung herausgelesen werden. Anders als Coppolas brillanter Directors Cut von „Apokalypse Now“, der immerhin 49 Minuten herausgeschnittenes Material neu einfügte und ein neues Kinoerlebnis generierte, ist diese Neufassung nur eine filmhistorische Fußnote für notorische „Godfather“-Fans.