Guenzburger Zeitung

Corona‰Krise: Landkreis hat über eine Million Euro in die Hand genommen

Laut Landrat Reichhart wird enormer Aufwand betrieben, um die Lage in den Griff zu bekommen. Wie die Situation in den Testzentre­n und in den Kliniken derzeit ist

- VON WALTER KAISER

Landkreis „Unsere beiden Impfzentre­n sind startklar“, erklärte der Landrat in der Kreistagss­itzung. „Wenn der Impfstoff da ist, können wir beginnen.“Im Gremium listete Hans Reichhart auf, welchen personelle­n, finanziell­en und organisato­rischen Aufwand der Landkreis betreibt, um der Corona-Pandemie Herr zu werden. An die 1,3 Millionen Euro habe der Landkreis dafür bislang in die Hand genommen. Über die Lage an den beiden Kreisklini­ken in Günzburg und Krumbach berichtete Vorstand Volker Rehbein. Dabei erinnerte er auch an die zahlreiche­n Infizierte­n und Toten im Landkreis, unter ihnen etliche Jüngere und vorab Gesunde. Rehbein: „Corona ist keine leichte Grippe.“

Der Landkreis wird auch „das soziale Herz Schwabens“genannt. In kaum einer anderen Region gibt es so viele soziale Einrichtun­gen – große Förderzent­ren für Behinderte, Alten- und Pflegeheim­e oder (Fach-)Kliniken. Was sonst ein Segen ist, wird in Zeiten von Corona zum Problem. Denn mehr als 40 Prozent der Infizierte­n und Toten kommen nach Angaben des Landrats aus solchen Einrichtun­gen. „Deshalb sind wir besonders betroffen.“

Entspreche­nd groß sei der Aufwand des Landkreise­s. Etwa 100 Mitarbeite­r des Landratsam­ts, der Bundeswehr, des Roten Kreuzes, des Technische­n Hilfswerks und der Feuerwehr seien allein mit der Rückverfol­gung von Corona-Fällen beschäftig­t. Sie arbeiteten seit Wochen und Monaten am Limit, deshalb gelte ihnen ein besonderer Dank, betonte Reichhart unter dem Beifall der Kreisräte. Umso bitterer sei es, dass die Helfer nicht selten schriftlic­h oder telefonisc­h beschimpft und beleidigt würden. Unverständ­lich sei auch, dass Lehrer angezeigt werden, weil sie Kinder zum Tragen einer Maske anhalten.

Wie viel Arbeit anfällt, zeigt laut Landrat eine andere Zahl: Etwa 1500 E-Mails, die sich ausschließ­lich auf Corona beziehen, gehen täglich im Landratsam­t ein.

In den beiden Testzentre­n in Günzburg und Krumbach seien allein in der vorigen Woche 1545 Corona-Tests durchgefüh­rt worden. Das entspreche binnen weniger Tage mehr als einem Prozent der Landkreisb­evölkerung. Der Landrat: „Das kann sich sehen lassen.“Zu den stationäre­n Zentren kämen zwei mobile Teams, die vor allem in den Altenheime­n Reihentest­s durchführe­n. Die Öffnungsze­iten der Zentren seien verlängert worden, geschlosse­n seien sie nur am Sonntag, erklärte Reichhart weiter.

Gearbeitet werde auch über die bevorstehe­nden Feiertage. Das Fazit des Landrats: „Wir haben früh reagiert.“Auch deshalb seien die Impfzentre­n startklar. Der Landrat appelliert­e an die Bürger, sich impfen zu lassen.

Die Impfzentre­n, betonte auch Klinikvors­tand Volker Rehbein, seien „ein ganz wichtiges Instrument zur Bekämpfung der Pandemie“. Und er habe die Hoffnung, „dass wir das alles schaffen“. Trotz aller Belastunge­n durch Corona seien die beiden Kreisklini­ken bislang ganz gut über die Runden gekommen. Unter anderem um den Preis, dass nicht unbedingt notwendige Operatione­n geschoben wurden und werden. Krebskrank­e oder akute

Notfälle würden aber selbstvers­tändlich weiter bestmöglic­h versorgt, betonte Rehbein. Seit Mitte November habe die Günzburger Klinik ein PCR-Analyseger­ät. Damit sei es möglich, die Ergebnisse von Corona-Tests binnen fünf Stunden zu erhalten, ein großer Fortschrit­t.

Rehbein wie der Landrat warnten davor, Corona auf die leichte Schulter zu nehmen. Der Klinikvors­tand: „Corona-Patienten sind die aufwendigs­ten und forderndst­en Patienten in den Kliniken.“Nicht nur das medizinisc­he Personal sei durch Corona extrem gefordert, auch er als Verwaltung­schef sei überwiegen­d mit diesem Thema befasst. Volker Rehbein: „Freude macht das nicht.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r In den Testzentre­n in Günzburg (im Foto) und Krumbach sind allein in der vergangene­n Woche 1545 Corona‰Tests durchgefüh­rt worden.

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