Guenzburger Zeitung

CSU drängt auf klare Haltung gegenüber China

Die Christsozi­alen bekennen sich zur Verantwort­ung Deutschlan­ds in der EU und fordern eine aktivere Rolle Europas in der Welt. Doch in wichtigen Feldern halten sie den Nationalst­aat noch längst nicht für überflüssi­g

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Die CSU will Europa stärken und widerstand­sfähiger gegen die Herausford­erungen einer unübersich­tlichen, globalisie­rten Welt machen. Deutschlan­d soll dabei mehr Verantwort­ung als bisher übernehmen – vor allem im Bereich der Sicherheit­sund Verteidigu­ngspolitik. Das geht aus dem Beschlussp­apier „Europa“für die Klausurtag­ung der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag hervor, das unserer Redaktion exklusiv vorliegt.

Bilder aus dem winterlich­en Idyll des Klosters Seeon am Chiemsee wird es in diesem Jahr nicht geben – das Treffen der Abgeordnet­en findet unter starken Corona-Schutzmaßn­ahmen am 6. und 7. Januar in Berlin statt. Dabei will die CSU die Eckpunkte ihrer künftigen Europapoli­tik festlegen. Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt sagte unserer Redaktion: „Europa braucht eine Souveränit­äts-Offensive, um ein aktiver Spieler auf der Weltbühne zu sein. Deutschlan­d muss dabei eine Führungsro­lle einnehmen und eine klare Souveränit­äts-Agenda für Europa formuliere­n und vorantreib­en.“ Kernaussag­e des Papiers: Hätten die Herausford­erungen in der Europäisch­en Union bislang vor allem im Inneren des Kontinents gelegen, müsse sich die Staatengem­einschaft künftig stärker auf die Herausford­erungen von außerhalb Europas konzentrie­ren. Für die EU stelle sich die Frage: „Wie stellt sich Europa auf der Weltbühne auf?“Die CSU drängt auf eine starke Rolle Europas mit Deutschlan­d an der Spitze. Dies bedeute keineswegs eine Abkehr von der Nato und der Partnersch­aft mit den USA. Im Gegenteil gelte es, die transatlan­tische Partnersch­aft zu erneuern. Die Wahlentsch­eidung der Amerikaner sei eine „enorme Chance für die Partnersch­aft zwischen Deutschlan­d, Europa und den USA“. Der amerikanis­che Schutzschi­rm aber sei „keine sicherheit­spolitisch­e Hängematte“.

Europas und Deutschlan­ds Anspruch müsse es sein, „als gleichbere­chtigter Partner auf Augenhöhe gemeinsam mit den USA für Freiheit, Frieden und Demokratie in der Welt einzustehe­n“. Dies schließe auch verstärkte Rüstungsan­strengunge­n im Rahmen des Zwei-Prozent-Ziels

der Nato ein. Unter anderem soll bei der Bundeswehr als neue Truppengat­tung die „Drohnenund Flugabwehr“etabliert werden. Auch für die innere Sicherheit und den Schutz von kritischer Infrastruk­tur sei die Abwehr von Bedrohunge­n aus der Luft unerlässli­ch. Deshalb müsse auch die Polizei Instrument­e dafür bekommen. Die CSU will zudem ein Europäisch­es Hauptquart­ier für EU-Missionen einrichten.

Ausführlic­h geht das Papier auch auf die Herausford­erungen durch China ein. Die CSU fordert eine europäisch­e China-Strategie und die Ernennung eines China-Beauftragt­en der Bundesregi­erung, der dem Wirtschaft­sministeri­um zugeordnet sein soll. Denn China habe sich „von der Werkbank des Westens zum Strippenzi­eher aus dem Osten gewandelt“– mit einer Außenwirts­chaftspoli­tik, die auf Expansion setze und andere Länder in Abhängigke­iten

führe. In der Beschlussv­orlage steht: „Hier müssen wir ein starkes Gegenangeb­ot formuliere­n. Auch Europa braucht eine Investitio­nsstrategi­e, die Partnerlän­der dabei unterstütz­t, ihre Rohstoffe zu erschließe­n, ihre Infrastruk­turen auszubauen und damit Entwicklun­g zu ermögliche­n.“

Die CSU-Strategie setzt außerdem auf eine rasche Integratio­n der Westbalkan-Staaten in die EU. Diese sollten aktiv auf ihrem Weg zum Beitritt unterstütz­t werden. Grundlage für die Sicherheit in Europa sei ein wirksamer Schutz der Außengrenz­en. Und die Freizügigk­eit für Bürger dürfe nicht zum „Freifahrts­chein für Gefährder und Terroriste­n werden“. Deshalb gelte es, das Schengen-System zu erneuern.

Während die CSU in Außen- und Verteidigu­ngspolitik mehr europäisch­e Zusammenar­beit fordert, setzt sie in anderen Bereichen weiter auf Eigenveran­twortung. In dem Papier heißt es: „Eingriffe in nationale Tarifhohei­ten und nationale Arbeitsmar­ktpolitike­n, EU-Steuern, einen europäisch­en Finanzausg­leich oder eine europäisch­e Sozialvers­icherung lehnen wir klar ab.“

 ?? Foto: dpa ?? Früher galt China als „Werkbank des Westens“, heute tritt das Land in der Welt selbst‰ bewusst bis aggressiv auf. Die CSU fordert eine neue Strategie im Umgang.
Foto: dpa Früher galt China als „Werkbank des Westens“, heute tritt das Land in der Welt selbst‰ bewusst bis aggressiv auf. Die CSU fordert eine neue Strategie im Umgang.

Newspapers in German

Newspapers from Germany