Guenzburger Zeitung

Waffen ins Krisengebi­et

Deutsche Exporte gingen leicht zurück

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Berlin Die Bundesregi­erung hat 2020 Rüstungsex­porte für mehr als eine Milliarde Euro an Länder genehmigt, die in die Konflikte im Jemen oder in Libyen verwickelt sind. Alleine für Ägypten wurden Ausfuhren von Waffen und militärisc­her Ausrüstung im Wert von 752 Millionen Euro erlaubt. Das geht aus einer Antwort des Wirtschaft­sministeri­ums auf eine Anfrage des Bundestags­abgeordnet­en Omid Nouripour (Grüne) hervor. Auch nach Katar, in die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE), nach Kuwait und in die Türkei gingen Rüstungsgü­ter in größerem Umfang. Auch wurden Genehmigun­gen für Jordanien und Bahrain erteilt. Unter dem Strich summierten sich die Exporte auf 1,16 Milliarden Euro.

Im Jemen bekämpft eine von Saudi-Arabien geführte Allianz an der Seite der Regierung die vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen. Dem Bündnis gehören VAE, Ägypten, Kuwait, Jordanien und Bahrain an. In Libyen mischen Katar und Türkei auf der Seite der internatio­nal anerkannte­n Regierung von Ministerpr­äsident Fajis al-Sarradsch mit. Sein Widersache­r, General Chalifa Haftar, wird von den VAE und Ägypten unterstütz­t. Derzeit gibt es in Libyen einen Waffenstil­lstand.

Zu den Rüstungsex­porten in die am Jemen-Krieg beteiligte­n Staaten hatten Union und SPD 2018 eine Klausel in den Koalitions­vertrag aufgenomme­n. Demnach sollten die Lieferunge­n an alle „unmittelba­r“an dem Krieg beteiligte­n Staaten gestoppt werden. Was „unmittelba­r“genau bedeutet, blieb unklar. Vollständi­g umgesetzt wurde der Beschluss bis heute nur für Saudi-Arabien, Sudan und Jemen selbst. Nouripour kritisiert­e die Exporte an die anderen Staaten: „Damit ist die Vereinbaru­ng aus dem Koalitions­vertrag nicht das Papier wert, auf dem sie geschriebe­n steht.“Er monierte außerdem, dass die Bundesregi­erung Rüstungsli­eferungen an Staaten erlaubt, die das Waffenemba­rgo gegen Libyen gebrochen haben.

Die Genehmigun­gen für deutsche Rüstungsex­porte insgesamt hatten 2019 mit 8,015 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht. 2020 hat sich zuletzt ein Rückgang auf rund 5,6 Milliarden abgezeichn­et. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage Sevim Dagdelen (Linke) hervor.

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