Verzicht auf das Büßen
Als das Wünschen noch geholfen hat ... Mit diesen Worten beginnen zwei Märchen der Gebrüder Grimm. Und schön wäre es, wenn wir tatsächlich noch immer in so einer Märchen-Wünsche-Zeit leben würden. Denn selten hätten sich wohl mehr Menschen auf einen Wunsch einigen können: Ein coronafreies neues Jahr 2021!
Kein Wunder, das alte hatte sich vorzeitig als verbraucht herausgestellt, und schon ab dem Frühjahr empfand man es als Zumutung. Immerhin ist dank Corona-Lockdowns nun erstmals seit Jahrhunderten der Beweis erbracht, dass man alte Jahre auch mit deutlich weniger infernalischem Krach vertreiben kann, als bisher von Feuerwerkern gepredigt wurde.
Allerdings, die bösen Geister der Raunächte sind geblieben. Es hat sich ja abgezeichnet, dass das neue Jahr ähnlich beginnen würde, wie das alte aufhörte. Und Besserung ist allen guten Wünschen und ersten wenigen Impfaktionen zum Trotz nach wie vor nicht in Sicht.
Irgendwie hat man da noch nicht einmal Lust auf gute Vorsätze. Fasten beispielsweise. Da stellt sich die Frage: Braucht es heuer überhaupt
Man hat noch nicht mal Lust auf gute Vorsätze
eine Buß- oder Fastenzeit, wenn man davor nicht mit lautem Helau- und Alaaf-Geschrei gesündigt hat? Mit welchem Grund sollte man auf gute Vorsätze verzichten, wenn man sowieso in einer Art ganzjähriger Bußphase lebt?
Im Gegenteil: Die Lage fordert geradezu zum Sündigen heraus. Süße Kalorienbomben, die Glückshormone ankurbeln, könnten eine vorübergehende Lösung bis zum Ende des Lockdowns sein. Im Zweifel also ein Ripperl Schokolade mehr, dem Gemüt zuliebe!
Für alle, die ansonsten noch nach der guten Nachricht im neuen Jahr suchen, ein Hinweis: Die Seuchenzeit hat nicht zuletzt wegen der geschlossenen Geschäfte einen Riesenvorteil: Man spart eine Menge Geld! Und es stellt sich heraus, auf welchen Konsum man problemlos verzichten kann, ohne dass man dadurch an Lebensqualität einzubüßen muss. Da haben wir es endlich, ein nachhaltiges Leben! Es ist nun kein guter Vorsatz mehr.