Neues Jahr – alte Sorgen
Für einen Fußball-Bundesligisten gibt es etliche Möglichkeiten, sich selbst zu zerlegen. Da wäre beispielsweise die Schalke-Methode. Sie kommt über die sportliche Schiene und verlangt einen langen Atem. Der Klub darf so lange nicht mehr gewinnen, bis die Chancen auf den Klassenerhalt gegen Null tendieren. Die Schalker haben offenbar diese Geduld. Unter Christian Gross, ihrem neuen und schon vierten Trainer dieser Saison verpassten sie es saisonübergreifend schon zum 30. Mal, ein Spiel für sich zu entscheiden. Schlimmer noch: Bei der Berliner Hertha gab’s ein schmerzhaftes 0:3.
Noch eine sieglose Partie mehr und die Königsblauen haben den Rekord von Tasmania Berlin aus der Saison 65/66 eingestellt. Dies zu verhindern, gehen Tasmania-Fans inzwischen an der Seite von Schalke-Anhängern auf die Straße („Rettet den TAS-Rekord“). Schließlich sichert nur die Rekordserie der Tasmania, dem Tabellenführer der Oberliga Nordost Nord, bundesweit Aufmerksamkeit. Erfolgreich war das bizarre Bündnis bislang nicht.
Einen anderen Weg in den Untergang verfolgt der VfB Stuttgart. Die Schwaben versuchen, ihren VfB von der Spitze aus zu zerlegen. Das ist im vorliegenden Fall nicht ganz einfach, weil die Stuttgarter auf überaus stabilen Beinen stehen. Der VfB belegt derzeit als Aufsteiger einen beachtlichen elften Tabellenplatz, auch wenn die Partie gegen den Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig am Samstag mit 0:1 verloren ging. Man muss nicht im Süden der Republik leben, um sich für das herzerfrischende Spiel der Stuttgarter zu begeistern. Umso unverständlicher ist das, was sich gerade an der Spitze des Vereins abspielt. Ein Hauen und Stechen zwischen Vorstandsboss Thomas Hitzlsperger sowie dem Präsidenten des Gesamtvereins, Claus Vogt. Hitzlsperger eröffnete das Duell, das inzwischen eine Lagerbildung nach sich gezogen hat, mit einem offenen Brief voll scharfer Angriffe gegen Vogt, dem der Präsident eine ähnlich formulierte offene Antwort folgen ließ.
Der Machtkampf hat inzwischen auch die Spieler erreicht, wie Trainer Pellegrino Matarazzo einräumen musste. Der Trend in Stuttgart hat sich übers Jahr dezent nach unten fortgesetzt. Das gilt auch für andere Klubs. Neues Jahr – alte Sorgen.
Der 1. FC Köln kann weiter zu Hause nichts reißen (0:1 gegen Augsburg), Hoffenheim bleibt hinter den Erwartungen zurück (1:3 gegen Freiburg), Bremen (0:2 gegen Union Berlin) auf Talfahrt, Leverkusen (1:2 gegen Frankfurt) wird sowieso nie Meister und Schalke bleibt Schalke.