Guenzburger Zeitung

Geiger ist bedient

Der Oberstdorf­er verspielt seine Chancen auf den Gesamtsieg der Vierschanz­entournee. Springen in Innsbruck wird für die Deutschen wieder einmal zum Flop

- TTC Bad Homburg – Borussia Düsseldorf Fulda‰Maberzell – SV Mühlhausen Bad Königshofe­n – Liebherr Ochsenhaus­en Grünwetter­sbach – Bergneusta­dt Zugbrücke Grenzau – 1. FC Saarbrücke­n

Innsbruck Das enttäusche­nde Déjàvu am verfluchte­n Bergisel ließ Karl Geiger verzweifel­n. Schon wieder haben die deutschen Skispringe­r um den Flug-Weltmeiste­r ihre herausrage­nden Chancen bei der Vierschanz­entournee in Innsbruck verspielt und benötigen in Bischofsho­fen am Mittwoch ein kleines Wunder. „Das Ding ist so gut wie durch, es ist einfach frustriere­nd“, schimpfte Geiger, der bei der famosen Flugshow von Polens Routinier Kamil Stoch überhaupt nicht mithalten konnte. Er könne momentan „überall reintreten“. Der Frust über die Sprünge auf 117 und 125 Meter war auch nach einer Stunde nicht verschwund­en.

Der 27-Jährige büßte am Sonntag mächtig Punkte ein und liegt vor der vierten und letzten Station fast 14 Meter hinter Stoch, der nach seinem Innsbruck-Coup auf den dritten Gesamtsieg bei der Tournee hoffen darf. „Kamil hat gezeigt, dass er der Chef im Ring ist“, sagte Bundestrai­ner Stefan Horngacher in der ARD. Seine Schützling­e Geiger (Tagesrang 16) und Markus Eisenbichl­er (Platz 6) haben dagegen gepatzt. „Vielleicht haben wir alle ein bisschen Angst gehabt vorm Bergisel“, mutmaßte Horngacher. Geiger sagte, er kriege „das Kotzen“, wenn er an all die Rückschläg­e auf der Anlage in Tirol denke. Der erste Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2002 rückt in weite Ferne.

Stoch sprach nach Flügen auf 127,5 und 130 Meter von „einer super Belohnung“. Der 33-Jährige gewann am Sonntag deutlich vor Anze Lanisek aus Slowenien und Landsmann Dawid Kubacki. Dabei war das polnische Team in Oberstdorf wegen eines Corona-Falls noch kurzzeitig ausgeschlo­ssen worden und kehrte erst nach 22 turbulente­n Stunden und zwei weiteren Tests, die negativ ausfielen, zurück. Nun könnten sie wie 2017, 2018 (jeweils Stoch) und 2020 (Kubacki) schon wieder den Gesamtsieg­er stellen.

Was bleibt für die deutschen Adler? Bei Geiger nur Enttäuschu­ng. „Es ist nicht der Wettkampf, den ich mir erwartet habe. Es ist eine ziemlich bittere Nummer wieder heute“, sagte der Allgäuer, dessen Emotionen im kompletten Kontrast zum überschwän­glichen Jubel von Oberstdorf standen. In seiner Heimat hatte Geiger am Dienstag noch den Auftaktwet­tbewerb gewonnen und Hoffnungen auf den Gesamtsieg geschürt. Zimmerkoll­ege Eisenbichl­er sagte, er sei in Innsbruck noch „mit einem blauen Auge davongekom­men“.

Deutschlan­ds letzter TourneeGew­inner Hannawald war am ARDMikrofo­n entspreche­nd bedient, als Geiger und Eisenbichl­er im ersten Sprung nacheinand­er patzten. „Es soll nicht sein, das nervt mich“, schimpfte der 46-Jährige. Geiger schlug sich nach seinem deutlich besseren zweiten Versuch auf den Helm und rief lautstark: „Warum nicht gleich?“Der erste Sprung in der klirrenden Kälte von Innsbruck dürfte ihn – wie im Vorjahr – alle Chancen auf den Gesamtsieg gekostet haben. Und damit kam der sonst so ausgeglich­ene Allgäuer gar nicht klar. „Das kann passieren. Es hat nicht ganz funktionie­rt. Auf dieser Schanze wird das sofort bestraft. Wir geben natürlich nicht auf“, sagte Horngacher. Auch Eisenbichl­er (120,5 und 128,5 Meter) und der norwegisch­e Weltcup-Gesamtführ­ende Halvor Egner Granerud, der am Sonntag nur 0,1 Punkte vor Geiger den 15. Platz belegte, blieben hinter den Erwartunge­n zurück. Die Schicksals­schanze am Bergisel beschäftig­t die Adler des Deutschen Skiverband­es (DSV) schon seit Jahren. Mehrere Stürze, der für die windanfäll­ige Anlage typische Föhnsturm und chaotische Wettbewerb­e bei der Tournee ließen häufig deutsche Träume platzen, bevor Eisenbichl­er und Geiger 2019 ein goldenes WM-Wochenende hinlegten und Weltmeiste­rtitel im Einzel und Team holten. Diesmal hatte das Duo wieder schwer mit der tückischen Schanze zu kämpfen: Missglückt­e Probesprün­ge hatten schon angedeutet, wie schwer die Aufgabe in Tirol werden würde.

Nach einem Ruhetag und der folgenden Qualifikat­ion steht das große Finale an diesem Mittwoch (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport) auf der Paul-Außerleitn­er-Schanze in Bischofsho­fen an. Auf der Anlage im Pongau krönten sich Stoch und der Japaner Ryoyu Kobayashi in der jüngeren Vergangenh­eit zu Vierfachsi­egern. Die Deutschen standen zuletzt oft auf dem Gesamtpodi­um, durften aber schon seit 19 Jahren nicht mehr den goldenen Adler in Empfang nehmen.

BUNDESLIGA, MÄNNER

 ?? Foto: Patrick Steiner, Witters ?? Keinen guten Tag erwischte der Oberstdorf­er Karl Geiger in Innsbruck. Nach seinem schwachen Abschneide­n vor allem im ersten Springen sind die Chancen auf einen Ge‰ samtsieg bei der Vierschanz­entournee nur noch theoretisc­her Natur.
Foto: Patrick Steiner, Witters Keinen guten Tag erwischte der Oberstdorf­er Karl Geiger in Innsbruck. Nach seinem schwachen Abschneide­n vor allem im ersten Springen sind die Chancen auf einen Ge‰ samtsieg bei der Vierschanz­entournee nur noch theoretisc­her Natur.

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