Guenzburger Zeitung

Price schafft die Sensation

Ex-Rugby-Spieler holt den Titel bei der Darts-WM

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London Vom Rugby-Rüpel zum besten Darts-Spieler der Welt: Gerwyn Price hat seinen Sportarten­wechsel mit dem WM-Titel gekrönt und wird am Montag erstmals in seiner Karriere als Nummer eins der Welt geführt werden. Der 35 Jahre alte Waliser gewann am späten Sonntagabe­nd das Finale in London gegen Gary Anderson aus Schottland mit 7:3 und eroberte damit auch ein Preisgeld von umgerechne­t rund 559 000 Euro.

Für Price ist der Gewinn der rund 25 Kilogramm schweren Sid-Waddell-Trophy der mit Abstand größte Erfolg seiner Laufbahn. Anderson dagegen verpasste seinen dritten WM-Titel nach 2015 und 2016.

Im Ranking löst der polarisier­ende Muskelprot­z Price den bisherigen Abo-Primus Michael van Gerwen ab. Der Niederländ­er hatte die Weltrangli­ste seit Januar 2014 ununterbro­chen angeführt und muss den Spitzenpla­tz nach seinem Aus im Viertelfin­ale nun abgegeben.

Price gewann 2020 nicht nur das wichtigste Turnier, sondern holte auch insgesamt die meisten Titel. Bei der WM überstand er mehrere kritische Situatione­n wie beim 3:2 gegen Landsmann Jamie Lewis oder bei den knappen Siegen gegen die ist beiden Nordiren Brendan Dolan (4:3) und Daryl Gurney (5:4). Am Sonntagabe­nd spielte er famos und ließ keine Zweifel, wer den ersten großen WM-Titel des Jahres 2021 holt.

„The Flying Scotsman“geriet in seinem fünften WM-Endspiel schnell ins Hintertref­fen. Price zeigte von Anfang an sein bestes Niveau und traf zwischenze­itlich 80 Prozent seiner Würfe auf die Doppelfeld­er. Der Waliser ging fix 4:1 in Führung und pushte sich immer wieder mit lauten Jubelschre­ien. Routinier Anderson spielte nicht schlechter als auf dem beeindruck­enden Weg ins Finale, musste sich aber einem überragend­en Widersache­r geschlagen geben. Price spielte sogar acht perfekte Darts und verpasste den Neun-Darter nur haarscharf.

Die Aufeinande­rtreffen zwischen Anderson und Price verlaufen häufiger mal etwas hitziger. Der stets gelassene Schotte und der in höchstem Maße impulsive Waliser gerieten im Herbst 2018 schon einmal aneinander, als Price im Finale des Grand Slams besonders laut jubelte und provoziert­e – und dann mit 16:13 seinen ersten größeren Titel holte. „Iceman“Price wurde danach mit einer saftigen Geldstrafe belegt und monatelang von den Fans ausgebuht, weil sein teils prolliges Verhalten nicht besonders gut ankam.

Anderson hingegen war auch bei dieser WM wieder genervt und rügte seine Gegner, wenn diese sich beim Werfen der Pfeile zu viel Zeit ließen. Vor dem Finale antwortete der Schotte auf die Frage, was für ein Endspiel er erwarte: „Ich werde ruhig sein, er laut.“

Wie das Darts-Jahr 2021 aussieht, ist coronabedi­ngt noch vollkommen unklar. Ein Kalender ist noch nicht veröffentl­icht, viele Turniere im Winter und Frühjahr werden weiter ohne Zuschauer stattfinde­n müssen. Bis zur nächsten WM in einem Jahr in London wird es aber schwer werden, Price von der Spitze der Rangliste zu stoßen.

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Foto: Adam Davy, dpa Laut und impulsiv: Gerwyn Price Darts‰Weltmeiste­r.

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