Seit Luther dem Bann verfiel
Augsburger Bischof hält nichts von einer „Symbolhandlung“
Augsburg „Wir entscheiden, dass Martinus und alle die anderen unseren Strafen verfallen sind, die diesem Martinus nachfolgen, der verstockt an seinem verkehrten und verdammten Vorhaben festhält(…) Demnach entscheiden wir, dass sie alle der Strafe der Exkommunikation, dazu des Banns, der ewigen Verdammnis, des Interdikts, des Verlustes ihrer und ihrer Nachkommen Würden, Ehren und Güter, dazu der Einziehung ihrer Güter und der Majestätsbeleidigung verfallen sind.“So schrieb Papst Leo X. in seiner Bannbulle vom 3. Januar 1521 gegen den Reformator Martin Luther.
Wäre es 500 Jahre danach nicht an der Zeit, die Verurteilung aufzuheben? Weil sie auf die evangelisch-lutherischen Kirchen heute nicht mehr zutrifft und ein Hindernis in der Ökumene darstellt. Wie auch der Lutherische Weltbund Luthers Verdikt des Papstes als „Antichrist“zurücknehmen sollte, weil auch sie nicht mehr zutrifft? Der Altenberger Ökumenische Gesprächskreis plädiert dafür. Der Augsburger Bischof Bertram Meier hält eine formale Aufhebung des Bannes indes für unnötig. Dieser sei bereits mit Luthers Tod hinfällig geworden.
„Die Aufhebung der Exkommunikation wäre vielleicht eine Symbolhandlung, doch für das Ziel der Ökumene reichen Akte dieser Art nicht“, ließ Meier am Sonntag verlauten. Viele Elemente, die Martin Luther für die geistliche Erneuerung der Kirche damals gefordert habe, seien mittlerweile von den Katholiken aufgegriffen worden und ins kirchliche Leben eingebunden. In der jüngeren Vergangenheit hätten sich die Päpste wiederholt positiv über den Reformator geäußert. Benedikt XVI. nannte ihn einen „ehrlichen Gottsucher“.
Die Stadt Worms am Rhein wird 2021 mit mehr als 80 Veranstaltungen Martin Luthers Auftritt vor dem Reichstag am 17./18. April 1521 gedenken. Als nächtliche Multimedia-Inszenierung soll der „Luther-Moment“(„Hier stehe ich, ich kann nicht anders“) auf Schlüsselmomente im Leben anspielen, in denen Mut, Haltung und Zivilcourage gefordert waren. Der Augsburger Bischof hat derweil vorgeschlagen, den Weg der Suche nach der vollen Einheit der getrennten Kirchen „geduldig und hartnäckig“und theologisch redlich weiterzugehen.