Die kuriosesten Polizeimeldungen 2020
Unsere Freunde und Helfer hatten im Landkreis Günzburg alle Hände voll zu tun. Einige Einsätze dürften den Beamten weit über den Jahreswechsel hinaus im Gedächtnis bleiben, wie ein Blick in unser Archiv verrät
Landkreis Langweilig dürfte es den meisten Polizisten im Landkreis Günzburg dieser Tage mit Sicherheit nicht werden. Maskenpflicht und Ausgangssperre halten die Beamten auf Trab – als wäre nicht auch so schon genug zu tun. Hätte man die Polizeimeldungen bezüglich der Verstöße gegen die Corona-Regeln vor einem Jahr gelesen, man hätte vermutlich erstaunt den Kopf geschüttelt: Eine Maske in der Öffentlichkeit ist Pflicht? Ab 21 Uhr zu Hause bleiben? In Zeiten ohne Pandemie ist beides unvorstellbar. Und doch ist auch Kurioses unter dem ohnehin schon Kuriosen zu finden.
In Krumbach etwa hatte ein Mann sich kürzlich gegen 22 Uhr unerlaubterweise auf den Weg zur Polizeiinspektion gemacht. Er wollte gegen einen Bußgeldbescheid Einspruch einlegen – die Frist hierfür wäre noch an diesem Tag abgelaufen. Einen triftigen Grund stellt das laut Polizei allerdings nicht dar. Die Beamten waren dementsprechend gnadenlos und ermitteln nun zusätzlich wegen einer Ordnungswidrigkeit nach dem Infektionsschutzgesetz gegen den unbedarften Unglücksraben. Aber auch fernab von Corona gibt es einige Polizeieinsätze, die den Beamten auch weit über den Jahreswechsel hinaus im Gedächtnis bleiben dürften, wie ein Blick in unser Archiv verrät.
Ein 48-Jähriger sorgte beispielsweise Anfang Oktober erst für einen kilometerlangen Stau auf der A8 und schloss sich anschließend mit Messern in seinem Auto ein. Mehrere Kilometer weit fuhr der Mann mit Tempo 30 auf der Autobahn, bevor ihn die Polizei zum Anhalten bewegen konnte. Mittels kleiner Mitteilungen auf Papier mussten die Beamten anschließend mit ihm kommunizieren, weil er sich in seinem Auto eingeschlossen und zwei Einhandmesser griffbereit auf dem Armaturenbrett deponiert hatte. Das Ende vom Lied: Die Polizei schlug die Seitenscheibe ein und beförderte ihn aus dem Wagen. Er hatte offenbar Drogen genommen.
Chemische Stoffe spielten auch bei einem missglückten Experiment eines 14-Jährigen eine Rolle. Der wollte Mitte Oktober ein Experiment aus einem Youtube-Video nachstellen – und setzte so den Keller eines Hauses in Deisenhausen in Brand. Er mischte zwei Chemikalien und entzündete sie, woraufhin es zu einer „knallharten Durchzündung“, so meldete es damals die Polizei, kam. Seine Mutter fand den Jungen in dem Kellerraum, mit leichten Verletzungen musste er ins Krankenhaus gebracht werden.
Etwas mehr Glück hatte ein 81-Jähriger, der beim Versuch, feuchte Walnüsse mit einem Föhn zu trocknen, Ende Oktober ein Bauernhaus in Winzer in Brand steckte. Er hatte den Föhn eingeschalten und diesen unbeaufsichtigt auf ein Holzregal gelegt. Das Gerät überhitzte in der Folge, das Regal fing Feuer. Insgesamt 65 Feuerwehr- und Rettungskräfte aus den umliegenden Ortschaften eilten daraufhin nach Winzer, um den Brand (erfolgreich) zu löschen. Der 81-Jährige blieb unverletzt.
Unsachgemäße Verwendung einiger Zutaten war auch die Ursache für einen Brand in einem Wohnhaus in Krumbach Mitte November. Ein 30-Jähriger hatte einen Ölofen mit Holz bestückt – keine gute Idee, wie sich wenig später herausstellte. Der Ofen fing Feuer, es kam zu einer starken Rauchentwicklung. Die Polizei evakuierte die Bewohner des Hauses, von denen zwei mit leichten Verletzungen und Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht wurden.
Nicht fehlen dürfen in einer solchen Sammlung der kuriosesten Polizeimeldungen selbstverständlich die Exhibitionisten. Gleich vier anstößige Vorfälle meldete die Polizei im Jahr 2020 in Günzburg – wobei die Beamten letztlich erfolgreich waren und einen 72-Jährigen festnahmen, der sich für alle vier Vorfälle verantwortlich zeigte. Innerhalb von zwei Wochen entblößte sich der Mann im April und Mai und präsentierte der Öffentlichkeit unter anderem am Marktplatz und am Bürgermeister-Landmann-Platz in Günzburg sein Geschlechtsteil. In einem der vier Fälle befriedigte er sich sogar selbst.
Wie man in solchen Fällen am besten reagiert, hat erst vor wenigen Tagen eine 13-Jährige aus Günzburg gezeigt. Ein Mann hatte sie gegen ihren Willen fotografiert und seltsam reagiert, als sie ihn darauf ansprach. Das Mädchen rief daraufhin umgehend beim Notruf 110 an – wenn sie am anderen Ende der Leitung auf Unverständnis traf. Die Polizei in Günzburg betonte im Nachgang allerdings, dass die 13-Jährige richtig gehandelt hatte, der Mann beteuerte, dass er keine sexuellen Motive gehabt hatte.
Keine böse Absicht habe auch ein als „Spiderman“verkleideter Mann gehabt, der Anfang Dezember Kinder an der Grundschule in Krumbach erschreckte. Der polizeibekannte Mann versprach den Beamten, dies künftig zu unterlassen und entschuldigte sich.
Ganz anders lief es, nachdem im Mai Anwohner in Freihalden etwa 30 Minuten lang Hilferufe einer Frau gehört hatten. Die alarmierte Polizei suchte mit einem halben Dutzend Einsatzkräfte, der örtlichen Feuerwehr und sogar einem Polizeihubschrauber – aber ohne Erfolg. Nach einem Zeugenaufruf meldeten sich mehrere Anwohner bei der Polizei. Eine Anruferin teilte mit, dass sie die Rufe gehört habe und beschrieb sie als lang anhaltendes U-Huu. Als sie und ihr Mann dem nachgingen, schreckten sie eine Eule auf. In diesem Moment hätten die Rufe aufgehört. Sie hätten eindeutig von diesem Tier gestammt. Weiter meldete sich die Tochter einer dementen Frau. Bereits in der Nacht war deren Pflegerin befragt worden, da von der älteren Dame bekannt ist, dass sie nachts manchmal laut um Hilfe schreit. Die Pflegerin verneinte jedoch bei einer Befragung, dass die Frau in der besagten Nacht geschrien hätte. Am nächsten Tag rief die Tochter der Patientin bei der Polizei an und teilte mit, dass ihre Mutter doch laut gewesen sei. Die Pflegerin habe die Einsatzkräfte mangels Sprachkenntnisse nicht richtig verstanden.
Eine spektakuläre Fahndung der Polizei inklusive Hubschrauber war auch die Folge eines missglückten Diebstahls in Günzburg im April. Auslöser war eine Bohrmaschine im Wert von 70 Euro – die wollte ein Mann in einer Penny-Filiale stehlen. Der Ladendetektiv erwischte den Dieb allerdings. Doch dieser schlug dem Detektiv unvermittelt mit der Faust gegen den Oberkörper und flüchtete aus dem Geschäft. Dabei stieß er jedoch gegen eine Kundin
und verlor seine Beute. Trotz intensiver Suche mittels Hubschrauber und Polizeihund blieb die groß angelegte Fahndung der Polizei anschließend erfolglos.
Mehr Erfolg hatte die Polizei im März in Ichenhausen. Ein 90-Jähriger entwendete in einem Verbrauchermarkt drei vor der dortigen Bäckerei abgelegte Brote. Dabei wurde er allerdings vom Ladendetektiv beobachtet. Der hochbetagte Mann zahlte nach Ansprache durch den Detektiv die Ware – dennoch wurde gegen ihn ein Hausverbot für die Dauer von einem Jahr ausgesprochen. Kurios wird der Fall dann Mitte Dezember, denn der 90-Jähauch rige schlug erneut in seinem offenbar bevorzugten Lebensmittelmarkt zu. Von einer Mitarbeiterin wurde er dabei beobachtet, wie er verschiedene Süßwaren in seiner Jacke verstaute. An der Kasse bezahlte er nur einen kleinen Christstollen. Die Marktleiterin verlängerte das Hausverbot für den 90-Jährigen daraufhin auf lebenslang.
Ichenhausen war Ende Dezember zudem Mittelpunkt eines handfesten Streits unter Kollegen. Weil zwei Weißwürste auf den Boden gefallen waren, hatte einer der beiden Männer weniger Würste als bestellt erhalten. Die Situation eskalierte und der Weißwurstgeschädigte schlug dem Verursacher mehrfach ins Gesicht und auf den Oberkörper. Der Geschlagene wurde bei der Auseinandersetzung leicht verletzt.
Unverletzt, aber nicht ganz unbeschadet, überstand ein 49-Jähriger nahe Ziemetshausen im Oktober eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Die Beamten wollten den Autofahrer des nächtens einer allgemeinen Verkehrskontrolle unterziehen, der ignorierte aber das entsprechende Signal des nachfahrenden Streifenwagens und erhöhte stattdessen seine Geschwindigkeit. Auf der Ortsverbindungsstraße nach Hinterschellenbach kam der Fahrer in einer leichten Kurve von der Straße ab – die Flucht endete in einem Sonnenblumenfeld, wo das Auto stecken blieb. Der Grund für die Verfolgungsjagd war anschließend schnell gefunden: Der Mann war alkoholisiert unterwegs.
Kein Alkohol, sondern verbotene Dopingmittel, spielten bei einem spektakulären Fluchtversuch in Günzburg eine Rolle. Ein 35-Jähriger war Mitte Dezember in einer Arbeiterunterkunft mit einem Bewohner und Polizisten in einen handfesten Streit geraten. Unvermittelt zog er ein Tierabwehrspray und attackierte damit die Beamten. In der Folge wollte der 35-Jährige über ein Zimmerfenster fliehen, stürzte ab und fiel über sechs Meter tief auf eine gepflasterte Terrasse. Dabei zog er sich einen komplizierten Bruch des linken Beins zu. Selbst die Rettungskräfte, die ihn versorgen wollten, beschimpfte der Mann. Bei der Durchsuchung des Zimmers fand die Polizei größere Mengen „Dopingmittel“.
Völlig nüchtern waren auch die Beteiligten eines kuriosen Unfalls auf der B16 in Oberbleichen. Im September war ein 37-Jähriger hier mit seinem Lastwagen in Richtung Krumbach unterwegs, als ihm kurz vor Ortsende eine Person vom Straßenrand aus zuwinkte beziehungsweise mit den Armen wedelte. Der Fahrer hielt daraufhin an und wollte rückwärts zu der Person zurückfahren. Er übersah dabei jedoch ein von hinter heranfahrendes Auto und es kam zum Zusammenstoß. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Und zu guter Letzt ein kleiner Wink des Schicksals aus Krumbach. Vor wenigen Tagen erstattete ein Mann eine Anzeige bei der Polizei in Krumbach. Als er die Dienststelle wieder verließ, konnten die Beamten beobachten, wie er eine Zeitung, die vom Zusteller vor die Eingangstür gelegt wurde, einfach mitnahm. Die Polizisten trafen den 32-Jährigen wenig später im Stadtgarten an und nahmen ihm die Zeitung wieder ab – plus Anzeige wegen Diebstahl.
Hilferufe einer Frau – oder von einer Eule?
Lebenslanges Hausverbot für 90jährigen Dieb