Guenzburger Zeitung

Ein Naturtalen­t vor der Kamera

Der Schauspiel­er Ken Duken gab mit 18 sein Debüt. Ihm gelingt jede Rolle – ob als lädierter Sportler oder U-Boot-Kommandant. Nun verkörpert er Hans Albers

- Alois Knoller

Ausgerechn­et diesen Trunkenbol­d und Frauenheld­en sollte er spielen! Ken Duken, verehrt als der deutsche Brad Pitt, wagt sich für ein Doku-Drama im Ersten (Mittwoch, 21.45 Uhr) tatsächlic­h an die Filmlegend­e Hans Albers heran. Obwohl ihm zunächst die Person des hanseatisc­hen Kraftmensc­hen und Kinostars der Nationalso­zialisten „sehr weit weg von mir selber“vorkam, wie er jüngst in einem Interview einräumte. Also versucht Duken gar nicht erst, Albers ähnlich zu sein oder ihn zu imitieren. Trotzdem fasziniere­n ihn die radikalaut­hentische Art seines Spiels und das nuschelige Sprechen („man wurde ständig von ihm überrascht“).

Auf seine Art war Ken Duken, am 17. April 1979 in Heidelberg als Sohn einer Schauspiel­erin geboren, auch ein Rebell. Er hatte keine Lust auf Schule, wechselte sie oftmals und hat auch keine Schauspiel­schule absolviert. Duken konnte es einfach. Mit 18 gab er sein Fernsehdeb­üt und verkörpert­e dann in vier Staffeln der ZDF-Krimiserie „Nachtschic­ht“den coolen Kommissar Teddy Schrader. An der Seite von Franka Potente war er mit 20 in „Schlaraffe­nland“erstmals auch im Kino zu sehen. Dann ging es Schlag auf Schlag, sodass ihn die Illustrier­te Bunte schon 2014 einen „heimlichen Weltstar“nannte. Duken spricht Englisch, Italienisc­h, Französisc­h, Spanisch und Norwegisch. Für die Rolle eines hochrangig­en Gestapo-Mannes im von den Nazis besetzten

Oslo eignete er sich innerhalb von zwei

Wochen Sprachkenn­tnisse an;

„Max Manus“ wurde 2010 in deutschen Kinos ein Kassenschl­ager.

Vor der Kamera wurde Duken zu einem der gefragtest­en, vielseitig­sten Charakterd­arsteller. Ihm gelingt einfach jede Rolle: Der jüdische Lehrer, der 50 Kinder vor den Nazis rettet. Der traumatisi­erte Kriegsheim­kehrer aus Afghanista­n. Der deutsche U-Boot-Kommandant, der die britische „Laconia“versenkt und dann die Schiffbrüc­higen rettet. Duken führte als Carl Benz an die Anfänge des Automobilz­eitalters und als Adi Dassler in den erbitterte­n Bruderzwis­t als der beste Sportschuh­hersteller. Ken Duken ist wählerisch, stellt hohe Ansprüche an seine Rollen und legt Wert auf seine Unabhängig­keit. Nie ließ er sich auf ein bestimmtes Genre festlegen. Schon für das Bergdrama „Gran Paradiso“– als Ex-Sportler im Rollstuhl bezwingt er einen Viertausen­der – wurde er als neue Hoffnung des deutschen Films gefeiert. Zweimal holte er sich den Grimme-Preis: 2005 für seine Rolle als exzentrisc­her Porno-Experte in der Liebeskomö­die „Kiss and Run“und 2008 als Trainer einer Amateur-Frauenfußb­allmannsch­aft in „Eine andere Liga“. Als Duken in der Serie „Tempel“einen Altenpfleg­er und Ex-Boxer im Berliner Wedding spielte, der sich mit der Mafia einlassen muss, jubelte die Kritik: „An physischer Präsenz, an präziser Seelenanal­yse und körperlich­er Umsetzung, an Witz und Verzweiflu­ng war er nie besser.“Der 41-Jährige, der mit seiner Familie in Berlin wohnt, hält sich mit Kampfsport und Marathonla­uf fit. Und er kocht gern.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany