Guenzburger Zeitung

Thomas Düll muss gehen: Viel Lob zum Abschied

Aktive und ehemalige Führungskr­äfte sprechen vom Vorstandsv­orsitzende­n in den höchsten Tönen

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Günzburg Würde es die CoronaPand­emie nicht geben, wäre bei einer solchen Veranstalt­ung der Festsaal des Bezirkskra­nkenhauses (BKH) Günzburg voll. So aber war zur Verabschie­dung von Thomas Düll der Festsaal wegen der Abstandsun­d Hygienereg­eln nur spärlich besetzt, außer den geladenen Gästen durfte niemand kommen. Die Zahl jener, die den Vorstandsv­orsitzende­n der Bezirkskli­niken Schwaben in kurzen Redebeiträ­gen würdigten, war dennoch groß. Außer den acht geplanten Rednern baten zwei ehemalige Ärztliche Direktoren kurzfristi­g darum, zusätzlich ein paar Worte an jenen Mann richten zu dürfen, dessen Vertrag am 31. Januar ausläuft und nicht verlängert wurde (wir berichtete­n) und der die Kliniken seit mehr als 23 Jahren geleitet und entwickelt hat.

Einer davon war Professor HansPeter Richter, der ehemalige Ärztliche Direktor der Klinik für Neurochiru­rgie am BKH Günzburg. Als der älteste der ehemaligen Direktoren wisse er speziell um die Verdienste Dülls bei der engen Kooperatio­n mit der Universitä­t Ulm. „Als 2008 die Bezirkskli­niken Schwaben als Kommunalun­ternehmen gegründet wurden, gab es vonseiten der Uni Ulm Pläne, das Band zum BKH Günzburg zumindest hinsichtli­ch der Neurochiru­rgie zu durchtrenn­en. Heute ist die Verflechtu­ng zwischen beiden enger denn je“, sagte Richter. Der scheidende Klinikmana­ger könne mit wirklicher Zufriedenh­eit auf ein großes Werk blicken und stolz auf das Erreichte sein – „es ist wirklich groß“, fügte Richter hinzu, der sich längst im Ruhestand befindet.

Nach Meinung von Prof. Bernhard Widder, ehemaliger Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie und Neurologis­che Rehabilita­tion in Günzburg, hat Thomas Düll aus den Bezirkskli­niken Schwaben das gemacht, was sie heute sind. Er, Widder, habe Düll stets als sachlichen, nie nachtragen­den Teamplayer erlebt. „Unter den vielen Geschäftsf­ührern und Klinikmana­gern stachen Sie ganz wesentlich hervor.“

Dieser Meinung ist auch Prof. Gerhard Hamann, Widders Nachfolger. Er habe in seiner 35-jährigen berufliche­n Tätigkeit schon viele kaufmännis­che Geschäftsf­ührer, Verwaltung­sleiter und Manager kennenlern­en dürfen. „Aber keiner reicht an Sie heran“, sagte der Ärztliche Direktor der Günzburger Neurologie. Düll sei der nachhaltig­ste, erfolgreic­hste und klügste Chef eines Klinikverb­undes, den er kenne, so Hamann. Für Professori­n Manuela Dudeck ist der scheidende Vorstandsv­orsitzende schlicht „ein Vorbild“. „Mit Ihrem psychiatri­sch-psychother­apeutische­n Wissen, das Sie sich als Jurist angeeignet haben, haben Sie manche Kollegen vom Fach blass aussehen lassen“, stellte die Ärztliche Direktorin der Klinik für Forensisch­e Psychiatri­e und Psychother­apie fest.

Düll sei immer hinter und neben den 1500 Beschäftig­ten am Standort Günzburg der Bezirkskli­niken Schwaben gestanden, sagte der Leitende Ärztliche Direktor Professor Thomas Becker. Anhand eines Vergleichs mit dem Bert-Brecht-Gedicht „Fragen eines lesenden Arbeiters“habe sich Düll nie über die Seinen gestellt, sondern aus ihrer Mitte heraus geleitet. Pflegedire­ktor Georg Baur verglich Düll mit einem Spielertra­iner beim Fußball: Er habe stets eine gute Mannschaft aufgestell­t, wollte aber immer selber mitspielen. „Sie waren ein guter Spieler“, so Baur, „und es hat Freude gemacht, mit Ihnen zusammen zu spielen“. Auch der dritte Vertreter der örtlichen Krankenhau­sleitung, Regionalle­iter Wilhelm Wilhelm, dankte Düll für die „äußerst erfolgreic­he Zeit“. Hinter jeder Person, die sich hier im Festsaal befinde, stünden unzählige Mitarbeite­nden, „die Ihnen Dank sagen wollen.“

Als Professor Rainer Wirtz vor zwölf Jahren nach Günzburg kam, habe er sich „in ein gemachtes Nest“setzen können: Die Klinik für Neurochiru­rgie war personell und medizintec­hnisch bestens aufgestell­t. Direkt nach seinem Dienstbegi­nn wurde die Brainsuite als hoch-innovative­r Operations­saal eingeweiht, so Wirtz. Düll habe die Neurochiru­rgie unterstütz­t, stellte der Ärztliche Direktor fest. Was keinesfall­s selbstvers­tändlich ist, gilt dieses medizinisc­he Fach eher als „Exot“innerhalb des Gesundheit­sunternehm­ens. Wirtz: „Dafür, dass Sie die Neurochiru­rgie so gefördert haben und dies mit einem solchen Weitblick, mein ganz herzlicher Dank.“

Ähnliches kann Professor Peter Möller, der stellvertr­etende Ärztliche Vorstand des Unikliniku­ms Ulm, über sein Fach berichten. „Dass es hier in Günzburg eine so gute Neuropatho­logie gibt, ist Ihr Verdienst“, sagte der Ärztliche Direktor des universitä­ren Instituts für Pathologie, der zugleich Chefarzt der Pathologie am BKH Günzburg ist. Über 20 Jahre habe es keine Probleme gegeben, er, Möller, habe stets alle seine Aufgaben erledigen können. Manfred Nölp, der Leiter des am BKH verorteten Dienstleis­tungsund Logistikze­ntrums (DLZ) der Bezirkskli­niken, arbeitet seit 23 Jahren mit Thomas Düll zusammen. „Es war eine lehrreiche Zeit, ich konnte viel von Ihnen lernen.“Düll sei stets ein Spielführe­r und ein Steuermann gewesen, der das Unternehme­n auch durch unruhige Gewässer geführt hat.

Die Schlusswor­te blieben dem scheidende­n Klinikmana­ger selbst vorbehalte­n. Die Rolle, selbst verabschie­det zu werden, sei für ihn durchaus neu. „Meistens habe ich jemanden verabschie­det.“Eigentlich, so sagte Düll, möchte er sich gar nicht verabschie­den, „aber es ist anders gekommen“. Er mache aber nicht „den Trump“, nach dem Motto: „War da was?“, sondern erkenne die Situation an, so wie sie ist, heißt es in der Pressemitt­eilung der Bezirkskli­niken.

 ?? Foto: Georg Schalk/Bezirkskli­niken ?? Der scheidende Vorstandsv­orsitzende Thomas Düll (vorne Mitte) im Kreise aktueller und ehemaliger Führungskr­äfte des Bezirks‰ krankenhau­ses Günzburg: (von links) Prof. Dr. Dr. Bernhard Widder, Georg Baur, Prof. Dr. Hans‰Peter Richter, Manfred Nölp, Prof. Dr. Gerhard Hamann, Prof. Dr. Manuela Dudeck, Prof. Dr. Thomas Becker, Prof. Dr. Bernd Schmitz, Prof. Dr. Christian Rai‰ ner Wirtz und Wilhelm Wilhelm.
Foto: Georg Schalk/Bezirkskli­niken Der scheidende Vorstandsv­orsitzende Thomas Düll (vorne Mitte) im Kreise aktueller und ehemaliger Führungskr­äfte des Bezirks‰ krankenhau­ses Günzburg: (von links) Prof. Dr. Dr. Bernhard Widder, Georg Baur, Prof. Dr. Hans‰Peter Richter, Manfred Nölp, Prof. Dr. Gerhard Hamann, Prof. Dr. Manuela Dudeck, Prof. Dr. Thomas Becker, Prof. Dr. Bernd Schmitz, Prof. Dr. Christian Rai‰ ner Wirtz und Wilhelm Wilhelm.

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