Guenzburger Zeitung

Aus der Oberpfalz zum Krippensch­auen nach Mittelschw­aben

Der Regensburg­er Bischof Rudolf Voderholze­r besucht den Wallfahrts­ort Maria Vesperbild. Warum er ein Krippenlie­bhaber ist und was für ihn die Krippe bedeutet

- VON HEINRICH LINDENMAYR

Maria Vesperbild Allen Krippenlie­bhabern sei das „Schwäbisch­e Krippenpar­adies“natürlich ein Begriff, erklärte der Regensburg­er Bischof Dr. Rudolf Voderholze­r im Gespräch mit unserer Zeitung. Wie schon im Vorjahr zelebriert­e der Regensburg­er Oberhirte am Dreikönigs­tag ein Pontifikal­amt in der Wallfahrts­kirche von Maria Vesperbild und nutzte den Besuch in Mittelschw­aben zu einem Streifzug durch die „überborden­de Fülle schöner Krippen“in der Region.

Seine Herkunft aus München, wo auch das Krippensch­auen eine lange Tradition habe und seine Wurzeln in Böhmen, wo die Krippe gleichsam zu Hause sei, sorgten dafür, dass er eng mit dem Brauchtum Krippe verwachsen sei, sagte der Bischof. Staunen machten diese kleinen ästhetisch­en Wunderwerk­e, aber das Entscheide­nde sei, dass sie ein Medium der Vergegenwä­rtigung des weihnachtl­ichen Heilsgesch­ehens und der Verkündigu­ng des Evangelium­s als Frohbotsch­aft darstellte­n.

Leider werde in aktuellen Auseinande­rsetzungen um Kirche und christlich­en Glauben oft verdrängt, dass das Evangelium den Menschen eine große, starke und universell­e Freude anbiete, sagte Bischof Voderholze­r in seiner Predigt. Der zentrale Satz im Tagesevang­elium stelle klar, dass der Stern über dem Stall von Betlehem stehen geblieben sei, wodurch die Heiligen Drei Könige von einer gewaltigen Freude erfüllt worden seien. Die Begegnung mit dem menschgewo­rdenen Gott müsse jeder Christ als Freudenque­ll erfahren und diese Freude seinen Mitmensche­n mitteilen. Liturgie und das Brauchtum, hierbei vor allem das Krippensch­auen und die Aussendung der Sternsinge­r, trügen dazu bei, das weihnachtl­iche Geschehen im Bewusstsei­n der Menschen lebendig zu halten. Unter dem Motto „Wir lassen nichts ausfallen, sondern lassen uns etwas einfallen“habe man im Bistum Regensburg versucht, trotz Corona, so viel wie irgend möglich an weihnachtl­icher Liturgie und Brauchtum zu praktizier­en. Gerade die Aussendung der Sternsinge­r, die Bischof Voderholze­r die weltweit größte Benefizakt­ion von Kindern für Kinder nannte, sei ein wichtiges Zeichen, dass Freude in die Häuser getragen werde und die Botschaft, die über den Haustüren zu lesen sei, künde, dass die Freude durch die Menschwerd­ung Gottes in diesen Häusern angekommen sei.

Direkt vor die Gläubigen postierte sich der Bischof in seiner Ansprache. Er sprach frei und blieb trotz vieler theologisc­her Verweise Zug um Zug verständli­ch und zupackend. Das Evangelium von den drei Königen sei deshalb so wesentlich, weil es bereits Vorverweis­e auf das ganze Wirken und den Kreuzestod Christi enthalte, erklärte der Bischof. Die Taufe im Jordan, das erste Wunder bei der Hochzeit von Kana, die Kreuzinsch­rift „König der Juden“und Pfingsten, all das stecke in Andeutunge­n in diesem kurzen Text. Die drei Könige beispielsw­eise repräsenti­erten die damals bekannten drei Kontinente, die alle von der Geburt Christi erfahren sollten. Weil diese Botschaft überall in der Welt ankommen solle, müsse einer der Könige dunkelhäut­ig sein. Das sei keineswegs eine Verunglimp­fung von Menschen mit dunkler Hautfarbe, im Gegenteil. Seiner Erfahrung gemäß sei der dunkelhäut­ige König meist sogar die schönste Person in den Krippen. Sollte eine Darstellun­g einmal misslungen sein wie in Ulm, könne man das korrigiere­n, aber die Universali­tät der Krippe sollte nicht angetastet werden. Klartext sprach der Bischof auch zu Corona. Die Kirche sei bereit zu großen Einschränk­ungen, beispielsw­eise zum Verzicht auf den Volksgesan­g, und sei bereit, einen großen Hygieneauf­wand zu praktizier­en. Aber die weihnachtl­iche Freude müsse in Liturgie und Brauchtum erfahrbar bleiben.

 ?? Foto: Heinrich Lindenmayr ?? Wie bereits im Vorjahr besuchte der Regensburg­er Bischof Rudolf Voderholze­r am Dreikönigs­tag den Wallfahrts­ort Maria Vesperbild, zelebriert­e dort ein Pontifikal­amt und nutzte anschließe­nd die Gelegenhei­t, einige Krippen der Region zu besuchen. Unser Bild zeigt ihn vor der Krippe in der Wallfahrts­kirche.
Foto: Heinrich Lindenmayr Wie bereits im Vorjahr besuchte der Regensburg­er Bischof Rudolf Voderholze­r am Dreikönigs­tag den Wallfahrts­ort Maria Vesperbild, zelebriert­e dort ein Pontifikal­amt und nutzte anschließe­nd die Gelegenhei­t, einige Krippen der Region zu besuchen. Unser Bild zeigt ihn vor der Krippe in der Wallfahrts­kirche.

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