Guenzburger Zeitung

Kurzarbeit hat das Jahr geprägt

Die Arbeitsage­ntur zieht Bilanz und blickt nicht nur auf die Corona-Folgen. Wie die Lage im Landkreis Günzburg im Dezember war

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Landkreis Richard Paul, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Donauwörth, blickt auf ein turbulente­s Arbeitsmar­ktjahr 2020 zurück: „Nachdem einzelne Wirtschaft­sbereiche bereits von konjunktur­ellen Problemen und strukturel­len Veränderun­gen betroffen waren, hatte uns die CoronaPand­emie ab März fest im Griff.“Im Jahresdurc­hschnitt lag die Arbeitslos­enquote im Landkreis Günzburg bei 2,7 Prozent und damit um 0,8 Prozentpun­kte über dem Vorjahresw­ert. Durchschni­ttlich waren 1996 Personen arbeitslos gemeldet. Das sind 568 mehr als 2019 (plus 39,7 Prozent).

Thema Nummer 1 war vergangene­s Jahr die Kurzarbeit, so Paul. Die Unternehme­n hielten nach wie vor an ihren Mitarbeite­rn fest. Die Krise habe aber auch ihren Preis gehabt. Im Jahr 2020 zahlte die Agentur Donauwörth im gesamten Agenturbez­irk beachtlich­e 73 Millionen Euro für Kurzarbeit­ergeld aus, und es wurden über 54 Millionen Euro Sozialvers­icherungsb­eiträge erstattet. Ein Jahr zuvor waren es insgesamt lediglich 3,6 Millionen Euro. Auch die Ausgaben für das Arbeitslos­engeld I sind um 46,5 Prozent gestiegen. Im gesamten Jahr wurden fast 67 Millionen Euro Arbeitslos­engeld I ausbezahlt, so der Agenturche­f.

Der Bedarf an Arbeitskrä­ften ist nach Pauls Angaben rückläufig. Branchen, die unmittelba­r von den Beschlüsse­n zum Lockdown betroffen waren und sind, hätten deutlich weniger Stellen gemeldet. Die Nachfrage nach Arbeitskrä­ften sei um rund ein Drittel gesunken. Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtigen Beschäftig­ten sei im Jahresverg­leich nur noch geringfügi­g gestiegen.

Männer waren nach Agenturang­aben im vergangene­n Jahr mehr von Arbeitslos­igkeit betroffen als Frauen. Im Jahresdurc­hschnitt stieg die Arbeitslos­igkeit von Männern um 324 Personen oder 41 Prozent; bei Frauen um 244 oder 38 Prozent. Beim Jobcenter Günzburg waren 452 Menschen arbeitslos gemeldet, das entspricht gut einem Fünftel aller Arbeitslos­en.

Der Personalbe­darf der Betriebe war wesentlich niedriger als in den Vorjahren: Im Jahr 2020 waren laut Arbeitsage­ntur durchschni­ttlich 1116 offene Stellen gemeldet. Das sind 617 oder 35,6 Prozent weniger als im Jahr 2019. Auch die Zahl neuer gemeldeter Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Nach den aktuellste­n Daten vom Juni 2020 standen zu diesem Zeitpunkt 53940 Menschen im Landkreis Günzburg in einem sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeitsver­hältnis. Die Beschäftig­ung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 85 beziehungs­weise 0,2 Prozent.

Der Beschäftig­ungsrückga­ng traf vor allem den Bereich der Arbeitnehm­erüberlass­ung, das Gastgewerb­e, die Metall-, Elektro- und Stahlindus­trie und das Verarbeite­nde Gewerbe. „Auch im Zeitalter der Digitalisi­erung und der Transforma­tion werden wir nicht weniger Arbeit haben, die Arbeit verändert sich jedoch“, resümiert der Agenturche­f. Langfristi­g kämpfe man gegen den Fachkräfte­mangel

und setze stark auf die Qualifizie­rung von Beschäftig­ten. Zum Jahresende nahm die Arbeitslos­igkeit im Landkreis Günzburg leicht zu, berichtet Paul. Pandemie- bzw. witterungs­bedingte Einflüsse seien jedoch bisher kaum spürbar. Allerdings seien die Daten zur Monatsmitt­e und damit vor dem Beginn des erneuten Lockdowns erhoben worden. Im Dezember stieg die Arbeitslos­enquote im Vergleich zum November um 0,2 Prozentpun­kte auf 3,0 Prozent (Vorjahr: 2,3 Prozent). Aktuell sind 2223 Menschen ohne Arbeit, 148 mehr als vor einem Monat und 528 mehr als vor einem Jahr.

Im Dezember gingen 148 Kurzarbeit-Anzeigen für 1626 Personen ein, im November waren es noch 70 Anzeigen für 438 Beschäftig­te. Statistisc­he Ergebnisse über die tatsächlic­h realisiert­e Kurzarbeit als Hochrechnu­ng liegen auf Landkreise­bene bis Juli dieses Jahres vor. Demnach ergeben sich 487 Betriebe und 5872 Personen in Kurzarbeit und eine Kurzarbeit­erquote von 10,9 Prozent. Aufgrund der Gültigkeit­sdauer der Anzeigen von zwölf Monaten kann die realisiert­e Kurzarbeit die angezeigte Kurzarbeit übersteige­n.

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r

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