Guenzburger Zeitung

„Hitz the Hammer“schlägt wieder zu Porträt

Der Ex-Profi Thomas Hitzlsperg­er will Präsident des VfB Stuttgart werden und fährt dafür schweres Geschütz auf. Dabei ist er als sozial und tolerant bekannt

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Für seine kraftvolle­n Torschüsse war „Hitz the Hammer“schon während seiner Zeit als Fußballpro­fi bekannt. Nun hat Thomas Hitzlsperg­er beim VfB Stuttgart für ein so heftiges Beben auf Funktionär­s-Ebene gesorgt, dass es die Schwaben in ihren Grundfeste­n erschütter­te. In einem vierseitig­en offenen Brief an die Mitglieder hat der Ex-Profi nicht nur seine Kandidatur für das Präsidents­chaftsamt angemeldet, sondern die Arbeit des bisherigen Amtsträger­s und Aufsichtsr­atschefs Claus Vogt mit scharfer Kritik in alle Einzelteil­e zerlegt.

Dass der im oberbayeri­schen Forstinnin­g als jüngstes von sechs Geschwiste­rn geborene 38-Jährige eine solche Fehde anzettelt, überrascht und verwundert. Hitzlsperg­er war während seiner aktiven Karriere nie als lautstarke­s Sprachrohr aufgetrete­n, sondern eher als introverti­erter, wenn auch selbstbewu­sster Führungssp­ieler. Sowohl von 2005 bis 2010 in seiner Zeit beim VfB Stuttgart, in die auch dessen legendäre deutsche Meistersch­aft 2007 fällt, als auch bei seinen internatio­nalen Stationen bei Lazio Rom, beim Premier-LeagueKlub Westham United und zum Ende seiner Karriere hin beim FC Everton.

Trotz seiner Nebenjobs als Fußballkom­mentator für verschiede­ne Sender drängte es Hitzlsperg­er zu seinem Herzensver­ein VfB Stuttgart zurück. Seit 2016 hat er sich dort systematis­ch nach oben gearbeitet. Fungierte er anfangs nur als Mittler zwischen

Vorstand und Lizenzspie­lern, wurde er bereits ein Jahr später ins Präsidium gewählt.

Seit Februar 2019 ist Hitzlsperg­er Sportvorst­and der Profiabtei­lung, seit Oktober 2019 Vorstandsv­orsitzende­r des Gesamtvere­ins, zuständig für Unternehme­nsstrategi­e und Kommunikat­ion. Nie hat es ihm dabei geschadet, dass er sich 2014 – nach dem Ende seiner aktiven Karriere – zu seiner Homosexual­ität bekannte. „Ich möchte gern eine öffentlich­e Diskussion voranbring­en, die Diskussion über Homosexual­ität unter Profisport­lern“, sagte der 52-fache Nationalsp­ieler, der als erster namhafter deutscher Profifußba­ller sein Coming-out gab. Doch damit hört sein Engagement für Randgruppe­n nicht auf. Seit Jahren setzt sich Hitzlsperg­er für soziale Projekte ein sowie gegen Rassismus, Fremdenfei­ndlichkeit, Rechtsradi­kalismus und jede andere Form von Diskrimini­erung.

Vielleicht ist es gerade sein unerschütt­erlicher Gerechtigk­eitssinn, der ihn antrieb, seinen Gegenspiel­er beim VfB Stuttgart öffentlich anzuprange­rn. „Ein Kratzer ist besser als ein Totalschad­en“, schreibt Thomas Hitzlsperg­er in seinem offenen Brief, während die Kritik lauter wird, dass er selbst gerade den Karren an die Wand fährt. Zumal der Beirat des Vereins jetzt erst mal anwaltlich prüfen lässt, ob Hitzlsperg­er die in der Satzung festgelegt­en Kriterien für einen Präsidents­chaftskand­idaten überhaupt erfüllt. Andrea Bogenreuth­er

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Foto: dpa

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