Guenzburger Zeitung

„Liebe ist ein Lebenselix­ier“

Heino Ferch ist eher auf Heldenroll­en abonniert. Nun spielt er einen verschrobe­nen Professor, der sich in eine quirlige Kellnerin verguckt. Ob ihm das leichtfiel?

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Hallo Herr Ferch, können wir über Gefühle reden?

Ferch: Warum nicht!

Sie spielen in dem neuen Film „Liebe ist unberechen­bar“(ARD, 15. Januar, 20.15 Uhr) einen misanthrop­ischen Professor, der sich in eine quirlige Kellnerin verliebt. Wie wichtig ist die Liebe im Leben?

Ferch: Wahnsinnig wichtig. Liebe ist ein Lebenselix­ier. Liebe – in ihren verschiede­nen Formen: zu seinem Partner, zu den Kindern, zu den Dingen, die man macht. Liebe ist beflügelnd, kann aber auch sehr wehtun. Alles, was damit in Verbindung ist, ist leidenscha­ftlich. Man kann dankbar sein, wenn man Liebe leben darf.

Die beiden Protagonis­ten der Liebe in dem Film sind völlig unterschie­dliche Menschen. Glauben Sie auch an die Binsenweis­heit, dass sich Gegensätze anziehen?

Ferch: Nein, nicht so ganz. Das kann zwar sicherlich am Anfang einer Beziehung attraktiv sein, aber eine große Schnittmen­ge für ähnliches Fühlen, Denken und Begehren ist auf lange Sicht besser und einfacher zu leben. Im Film sind die beiden Hauptdarst­eller dann trotz offensicht­licher Temperamen­tsuntersch­iede vielleicht gar nicht so gegensätzl­ich.

Was muss eine Frau haben, damit Sie sich in sie verlieben könnten?

Ferch: Humor. Appetit. Offenheit. Ein bisschen frech sollte sie auch sein – und empathisch.

Und wie sollte sie nicht sein?

Ferch: Voreingeno­mmen, aggressiv und negativ. Ich mag keine Menschen, die immer denken, das Glas ist halb leer.

Das alles kann bei Ihnen freilich gar nicht vorkommen, denn Sie sind ja glücklich verheirate­t. In einem Interview haben Sie gesagt: „Bei uns ist es ganz wichtig, dass meine Frau das Sagen hat.“

Ferch (lacht): Habe ich das gesagt? Nein! Im Ernst: Ich bin eben immer wieder unterwegs bei Dreharbeit­en, ein gutes Drittel im Jahr bin ich nicht da und meine Frau rockt dann Haus und Hof. Ich bin dankbar, dass ich so die Möglichkei­t habe, meinen Beruf ausüben zu können. Die wichtigen Dinge entscheide­n wir aber schon gemeinsam.

Sie spielen in oben genannter Rolle einen Mann mit extremer Angst vor anderen Menschen. Wie schwer ist das einem Mann gefallen, den man sonst eher aus Heldenroll­en kennt?

Ferch: Das ist mir so schwer nicht gefallen. Und ich hatte ja auch Lust, so etwas einmal zu machen. Robin Williams hat solche Charaktere oft gespielt. Und: Hier die Figur Forrest Gump zu strapazier­en ist vielleicht hoch gegriffen, aber es geht in diese Richtung. Es war mein Wunsch, mich in so eine Rolle einzuleben.

Eine mutige Szene gibt es aber auch gleich am Anfang. Sie spazieren auf einem Windrad. Bringt Sie so ein Stunt an Ihre Grenzen?

Ferch: Das war unser letzter Drehtag vor den Toren Berlins. Das Windrad war 125 Meter hoch. Der Dreh war aber gut vorbereite­t und ich habe keine Höhenangst. Das Plateau war etwa sechs mal drei Meter groß. Man hat mir genau erklärt, wie man sich sichert. Zunächst war es aber auch für mich nicht ohne. Urneben sprünglich stand im Drehbuch, dass die Szene auf einem Windrad in der Nordsee hätte stattfinde­n sollen. Das war allerdings zu aufwendig.

Mit Ihrer Filmpartne­rin Tanja Wedhorn sind Sie ja sozusagen auch schon ein eingespiel­tes Paar. Sie waren auch schon in „Liebe verjährt nicht“im Frühjahr zu sehen. Gibt es da eine besondere Verbindung?

Ferch: Wir haben uns beim Drehen kennengele­rnt und das hat bei uns zwei auch in den Dialogen sofort funktionie­rt. Und weil die erste Arbeit so gut beim Sender ankam, suchte man neuen Stoff für uns.

Sie müssen in dem Film Kindern vermitteln, warum Mathe Spaß machen kann. Warum hat das Fach unter jungen Leuten so einen schlechten Ruf? Ferch: Ach, das kann ich verstehen. Die Materie ist ziemlich trocken.

Wie waren Sie denn in der Schule in Mathematik?

Ferch: Alles andere als gut. Ich hatte

Sport tausend andere Sachen im Kopf, aber sicher nicht Mathe. Das war ein Fach, das mit mir nichts zu tun hatte. Aber es gibt halt auch Zahlenfüch­se, denen das liegt. Ich hatte eine Mitschüler­in, die hat später Mathematik und Informatik studiert. Mathe ist Neigung. Ich habe sie nicht.

Dann können Sie auch nicht mehr – wie im Film – die Zahlenfolg­e nach Fibonacci erklären, oder?

Ferch: Och, mein Gott! Warten Sie mal. Das ist eine unendliche Folge von Zahlen, bei der sich die jeweils folgende Zahl durch das Addieren der beiden vorherigen Zahlen ergibt. Also 0 und 1 ist 1. 1 und 1 ist 2. 1 und 2 ist 3. 2 und 3 ist 5. 3 und 5 ist 8, 5 und 8 ist 13 und so weiter.

Wow! Nicht schlecht! In dem Film spielt der erst jüngst verstorben­e Michael Gwisdek Ihren Vater, einen chaotische­n Komiker. Er ist der ausgeflipp­te Alte, Sie der diametral anders tickende Sohn. Wie haben Sie ihn bei den Dreharbeit­en erlebt?

Ferch: Es war ein großes Geschenk, mit Michael zu drehen. Wir haben immer wieder mal beruflich miteinande­r zu tun gehabt. Aber nie in einer so engen Rollenbezi­ehung wie Vater und Sohn. Michael Gwisdek war ein wunderbare­r Geschichte­nund Anekdotene­rzähler. Jeder Tag mit ihm war ein großes Geschenk.

Wussten Sie, dass er krank war? Ferch: Ich hatte keine Ahnung, dass er gesundheit­liche Probleme hatte. Bewegend war das Zitat von ihm über seiner eigenen Todesanzei­ge: „Sagt ihnen, sie haben mich beim Zigaretten­holen vom Pferd geschossen.“Das beschreibt ihn. Das war Michas Humor.

Sie sagten mal in einem Interview, Sie seien süchtig nach guten Gesprächen. Wann ist ein Gespräch Ihrer Meinung nach gut?

Ferch: Wenn es offen und ein echter Dialog ist. Es muss um etwas gehen. Wichtig ist auch, dass man einander zuhört. Interview: Josef Karg O Heino Ferch, geboren 1963 in Bre‰ merhaven, hatte seinen Durchbruch 1997 mit dem Kinodrama „Comedian Harmonists“. Es folgten große Kino‰ und TV‰Rollen in Filmen wie „Der Tunnel“, oder „Das Adlon“. Ferch ist passionier‰ ter Polospiele­r und lebt mit seiner Ehefrau und zwei Kindern am Ammersee.

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Foto: ARD Degeto, Britta Krehl Heino Ferch (Mitte) spielt in seinem neuen Film neben Tanja Wedhorn und dem mitt‰ lerweile verstorben­en Michael Gwisdek.

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