Guenzburger Zeitung

Söder bessert bei Corona‰Regeln nach

Kinderbetr­euung soll erleichter­t, bei der 15-Kilometer-Zone soll Gleichbeha­ndlung hergestell­t werden. Scharfe Worte an die Adresse der AfD

- VON ULI BACHMEIER

München Nach zum Teil scharfer Kritik an Details der neuen CoronaRege­ln, die am kommenden Montag in Kraft treten, bessert die Staatsregi­erung in einigen Punkten nach. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) kündigte in einer Regierungs­erklärung im Landtag Korrekture­n bei den Vorschrift­en zur Kinderbetr­euung und eine Ergänzung der 15-Kilometer-Regelung für Corona-Hotspots an.

Demnach sollen Kinder bis zum Alter von drei Jahren von den verschärft­en Kontaktbes­chränkunge­n ausgenomme­n werden, und auch Großeltern sollen die Betreuung von Kindern bis zum Alter von 14 Jahren in „festen Betreuungs­gemeinscha­ften“übernehmen können. Außerdem sollen Landkreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 die Möglichkei­t erhalten, den Besuch von Tagestouri­sten in ihrem Gebiet zu untersagen, um vor Ort Gleichbeha­ndlung herstellen zu können. Die Logik dahinter: Wenn für Hotspot-Bewohner für Freizeitak­tivitäten ein 15-Kilometer-Radius um den Wohnort gilt, dann muss es dort auch möglich sein, Tagestouri­smus von außerhalb zu unterbinde­n.

Die Kritik an der 15-KilometerR­egel verstummte damit allerdings nicht. Die Fraktionsc­hefs von Grünen und SPD, Ludwig Hartmann und Horst Arnold, lehnten sie als unangemess­en ab. Hartmann sagte, mit den Beschränku­ngen im privaten Bereich sei „das Maximum dessen erreicht, was die Menschen leisten können“. Er forderte, stattdesse­n die Kontakte am Arbeitspla­tz mehr in den Blick zu nehmen und mehr zu tun, um Homeoffice zu fördern. Arnold hielt der Staatsregi­erung vor, sich in Touristeno­rten nicht um „mildere Mittel“gekümmert zu haben, um Besucherst­röme zu lenken. Außerdem sei die Reglung nicht kontrollie­rbar und tauge deshalb nicht. Florian Streibl, der Fraktionsc­hef der Freien Wähler, hielt dagegen. Er begrüße ausdrückli­ch, dass betroffene­n Landkreise­n nun ein Instrument an die Hand gegeben werde, den stellenwei­se überborden­den Tagestouri­smus einzudämme­n: „Das entspannt die Situation kolossal.“

Grundsätzl­ichere Kritik an der Corona-Strategie der Staatsregi­erung kam erneut von FDP und AfD. FDP-Fraktionsc­hef Martin Hagen verwies darauf, dass die Datenlage zu Corona unklar sei und nannte die neuen Regelungen „untauglich und alltagsfer­n“. Die verschärft­en Kontaktbes­chränkunge­n seien „familienun­d kinderfein­dlich“. AfDFraktio­nschef Ingo Hahn warf Söder vor, er erzeuge „ein totalitäre­s Klima der Angst“. Nicht einmal die SED in der früheren DDR hätte es sich getraut, die Grundrecht­e derart einzuschrä­nken. Umgekehrt sah sich die AfD in der Debatte heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Söder sagte: „Das Beispiel USA zeigt, wohin Hetze und Lügen führen.“Er kritisiert­e, dass die dauerhafte Leugnung von Fakten „sektenähnl­iche“Züge annehme, und kündigte an, „geistige Vergiftung“unter besondere Beobachtun­g des Verfassung­sschutzes zu stellen.

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