Guenzburger Zeitung

Die Wirtschaft muss weiterlauf­en

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger‰allgemeine.de

Homeoffice ist eine wirkungsvo­lle Methode, die Zahl der Kontakte und damit auch Ansteckung­en zu verringern. Viele Firmen und vor allem deren Mitarbeite­r leisten hier seit Ausbruch der Krise von zu Hause aus Großartige­s.

Unternehme­n haben häufig schnell die nötigen technische­n Voraussetz­ungen für das Homeoffice geschaffen und Beschäftig­te packen in den eigenen vier Wänden genauso intensiv wie vor Corona in ihren Büros an. Die oft als starr und bürokratis­ch gescholten­e deutsche Volkswirts­chaft erweist sich als äußerst flexibel. Dem wunderbare­n Gemeinscha­ftsgeist ist es zu verdanken, dass der ökonomisch­e Einbruch nicht noch heftiger ausfällt.

Die Wirtschaft muss am Laufen gehalten werden, um einen massenhaft­en Verlust von Arbeitsplä­tzen

nach dem Ende der Kurzarbeit zu verhindern. Die Wirtschaft läuft aber dann, wenn Arbeitnehm­er unter Einhaltung aller Hygienereg­eln bereit sind, weiter ihren Job zu machen. Und das geht bei weitem nicht nur von zu Hause aus: Die Kassiereri­n im Supermarkt, der Polizist, die Krankensch­wester, der Arzt, aber auch Beschäftig­te in Industrieb­etrieben müssen vor Ort in den Unternehme­n präsent sein.

Im Homeoffice kann man weder Impfstoffe herstellen noch Autos bauen. Dabei haben die meisten Unternehme­n, wie etwa die positiven Beispiele Audi, BMW oder Kuka zeigen, schon früh ausgeklüge­lte Sicherheit­skonzepte entwickelt, um gerade Infektione­n in der Produktion zu verhindern. Die geringen Ansteckung­sraten in Industrieb­etrieben zeigen: Nicht nur im Homeoffice sind Beschäftig­te sicher, wenn die nötigen Abstände gewahrt werden. Dennoch sollten so viele

Mitarbeite­r wie möglich im Homeoffice bleiben. Mit der Doppelstra­tegie aus Distanz am Arbeitspla­tz und Abschottun­g in den eigenen vier Wänden kann Deutschlan­d hoffentlic­h ohne zu große wirtschaft­liche Schrammen durch die Pandemie kommen. Dabei gibt es sicher Betriebe, die zu zurückhalt­end von den Möglichkei­ten des Homeoffice Gebrauch machen, ja die Arbeitswei­se verteufeln. Derart konservati­v geführte Firmen werden dafür nach Corona eine teure Rechnung zahlen. Denn Arbeitnehm­er machen um solche Betriebe künftig sicher einen Bogen.

Für viele ist flexibles Arbeiten so wichtig wie die Höhe des Lohns. Homeoffice-Verweigere­rn mit Bußgeldern zu drohen, wie sich das Grünen-Spitzenpol­itikerin GöringEcka­rdt nun vorstellt, geht indes viel zu weit. Besser ist es, die Inhaber der Betriebe mit Argumenten zum Umdenken zu bewegen.

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