Guenzburger Zeitung

Wird die Meistersch­aft sogar spannend?

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Max Eberl traut sich was. Der Manager von Borussia Mönchengla­dbach hat sich eine einmonatig­e Auszeit genommen. Mitten in der Hauptgesch­äftszeit, bei offenem Transferfe­nster.

Wenn der Schreibtis­ch leer ist, kann sich jeder mal zurückzieh­en. Aber sich abzuseilen, wenn er voll ist, dazu gehört Mut. Der Job des Fußball-Managers ist fordernd und Eberl hatte die vergangene­n zehn Jahre keinen längeren Urlaub mehr. Vielleicht hat er sich an die Kollegen Hitzfeld und Rangnick erinnert, die vor Jahren ein Burnout für längere Zeit aus dem Geschäft nahm – jedenfalls hat sich Eberl für seinen neuen Vertrag ein Sabbatical ausbedunge­n. Er hat sich, so heißt es, ins Alpenländi­sche zurückgezo­gen. Wahrschein­lich darf man sich darunter keine einsame Hütte ohne WLAN und fließend Wasser vorstellen. Eberl bleibt auch in den Bergen nahe dran an seiner Borussia. Eine erste Erkenntnis aus seinem Rückzug: Es geht – zumindest kurzfristi­g – auch ohne ihn. Für manchen, der sich für unersetzli­ch hält – Eberl zählt offensicht­lich nicht dazu – eine überrasche­nde Erfahrung. Jedenfalls haben die Gladbacher mit ihrem 3:2-Sieg am Freitag fürs Erste ein weiteres bayerische­s Solo verhindert. Das freut jeden, der aus neutraler Warte auf die Liga blickt und an einer spannenden Meistersch­aft interessie­rt ist. Eigentlich sollte es – aufgemerkt ihr Regelhüter – für einen Sieg gegen den jeweils amtierende­n Tabellenfü­hrer nach einem Rückstand noch einen Zusatzpunk­t geben. So war der Gladbacher Erfolg auch nur drei Punkte wert, was die Fohlen für ihren Husarenstr­eich nicht wirklich belohnt. Sie verharren auf Rang sieben und damit außerhalb der internatio­nalen Ränge.

Aus der Sicht des neutralen Beobachter­s wäre das noch zu verkraften, hätte Leipzig das Gladbacher Zuspiel verwandelt. Ein Heimsieg gegen die wankelmüti­gen Dortmunder und RB wäre kurz vor Halbzeit der Liga Tabellenfü­hrer gewesen. So bleiben die Bayern oben, deren beängstige­ndes Abwehrverh­alten sich immer mehr dem der Nationalel­f angleicht. Inzwischen haben die Münchner so viele Gegentreff­er kassiert (24) wie die Klubs aus der Abstiegszo­ne. So formidabel ihre Offensivle­istung ist (46) – nur Spiele werden vorne gewonnen, Titel dagegen hinten. Mit dem Dortmunder 3:1-Erfolg in Leipzig hat sich auch der BVB wieder in die Meute der Bayern-Jäger eingereiht.

Im Moment sieht es so aus, als könnte die Meistersch­aft spannend werden. Aber machen wir uns nichts vor: Das wird sie nur, wenn die Münchner ihre Abwehrprob­leme nicht in den Griff bekommen und die anderen mitspielen lassen. Das weiß auch der ehemalige BayernSpie­ler Max Eberl.

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Max Eberl
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