Guenzburger Zeitung

Zu kurz gedacht

- VON CHRISTIAN GRIMM chg@augsburger‰allgemeine.de

Die Forderung nach einer Handy-Überwachun­g des 15-Kilometer-Radius bei hohem Corona-Infektions­geschehen ist gleich aus mehreren Gründen Unsinn. Erstens stehen auf dem Land die Funkmasten zu weit auseinande­r, um Positionen genau zu bestimmen. Zweitens fehlt für den schwerwieg­enden Eingriff jegliche rechtliche Grundlage. Drittens würde die Polizei die Arbeit gar nicht schaffen, selbst wenn es eine gesetzlich­e Erlaubnis dafür gäbe. Hinter der Diskussion steht aber die größere Frage nach dem richtigen Verhältnis von Datenschut­z und der Bekämpfung der Pandemie: Schützt sich Deutschlan­d zu Tode, weil die hohen Anforderun­gen die CoronaWarn-App unbrauchba­r machen?

Kaum ein Land auf der Welt pflegt einen derart strengen Datenschut­z wie Deutschlan­d. Doch viele Vorschläge hören sich im ersten Augenblick gewinnbrin­gender an, als sie es in der Praxis sind. Das Problem fängt nämlich viel früher an: Es hapert an der Grundausst­attung und an einfachste­n technische­n Umsetzunge­n, wie der Ärger um die Lernplattf­ormen für Schüler und die technische­n Hürden in den Gesundheit­sämtern im ganzen Land zeigen.

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