Unterwegs durch drei Länder
Der ParenzanaRadweg von Triest nach Porec
Der Start, das muss man zugeben, ist nicht gerade idyllisch. So faszinierend das italienische Triest mit seiner Mischung aus Hafenanlagen und traditionsreichen Kaffeehäusern, Altstadtgassen und neoklassizistischen Prachtbauten, antiken Resten und romanischen Kirchen auch ist – Tourenradler, die hier auf dem Parenzana-Radweg starten, müssen sich erst einmal entlang vierspuriger Straßen Richtung Slowenien quälen.
Der Radweg orientiert sich an der alten, rund 120 Kilometer langen Bahntrasse, die von Triest in das kroatische Küstenstädtchen Porec, auf Italienisch Parenzo, führte. Die Schmalspurbahn mit 760 mm Spurbreite war von 1902 bis 1935 in Betrieb und zuckelte mit durchschnittlich 25 Stundenkilometer entlang der Küste und durch das istrische Hinterland.
Wer sich auf zwei Rädern durch Triest wagt, merkt freilich nichts von einer Bahnstrecke. Erst in Muggia, noch auf italienischer Seite, gelangt man auf einen schmalen Weg entlang des Rio Ospo, der bald nach Slowenien führt. Auf der gut ausgebauten Trasse geht es über Spodnje Skofije in die Hafenstadt Koper, wirtschaftliches Zentrum der gut 45 Kilometer langen Küste Sloweniens. Etwas knifflig führt der Weg an der historischen Altstadt vorbei, bevor man auf die alte Küstenstraße trifft. Früher stauten sich hier gerne die Autos italienischer Kurzurlauber, die nach Izola, Piran oder Portoroz wollten, heute gehört die Strecke Spaziergängern, Inline-Skatern und Fahrradfahrern. Vor Izola biegt der Weg vom Meer ab, schlängelt sich etwas oberhalb durch alte Eisenbahntunnel und vorbei an verlassenen oder neu genutzten Bahnhöfen.
Sagenhafte Ausblicke
Dann geht es hinunter in den mondänen Badeort Portoroz und vorbei an Salinenfeldern nach Kroatien. Die Bahnstrecke verlässt nun die Küste und führt erst einmal kräftig bergauf ins Hinterland Istriens. Nur gut zehn Kilometer radelt man durch hügelige Landschaft bis Buje, das wie viele Ortschaften stark italienisch geprägt ist. Das mittelalterliche Städtchen lohnt sich für eine Übernachtung, schließlich hat man hier die Hälfte des Weges geschafft. Beim Gang durch die malerischen Gassen und entlang der gut erhaltenen Stadtmauer bieten sich immer wieder sagenhafte Ausblicke Richtung Meer.
Der Weg schlängelt sich weiter, häufig vorbei an Olivenbaumplantagen, durchs Landesinnere nach Groznjan. Das mittelalterliche Städtchen mit nur gut 700 Einwohnern war in den 1960er-Jahren menschenleer und wurde dann von Künstlern in Beschlag genommen, die sich um den Erhalt der Häuser kümmerten. Auch heute noch wohnen hier zahlreiche Künstler, die für ein ganz besonderes Flair sorgen. Etwas außerhalb hat man den höchsten Punkt des Radwegs erreicht: Von 285 Meter über dem Meeresspiegel blickt man über das Mirnatal Richtung Adria.
Die nächsten Sehenswürdigkeiten sind die Trüffel-Hochburg Livade – hier wurde 1999 ein 1,3 Kilogramm schwerer weißer Edelpilz gefunden – und das auf einem Hügel thronende, venezianisch geprägte Motovun. Nun beginnt der letzte Abschnitt des „Weges der Gesundheit und Freundschaft“, wie der Parenzana auch genannt wird. Auf knapp 20 Kilometer radelt man zurück ans Meer. Endpunkt ist die beliebte Küstenstadt Porec, die mit der EuphrasiusBasilika, seit 1997 UNESCOWeltkulturerbe, eines der besterhaltenen Denkmäler frühbyzantinischer Kunst beherbergt.