Explosive Mischung
Perfides Spiel um Leben und Tod
Starker Tobak, dieser „Turmschatten“, mit dem der 56-jährige Münchner Peter Grandl erstmals als Romanautor in Erscheinung tritt. 600 hoch spannende Seiten, auf denen existenzielle Fragen ebenso abgehandelt werden wie die Skrupellosigkeit von Reality-TV-Shows und die Gesetzlosigkeit der digitalen Kommunikation. Fünf Jahre hat Grandl an seinem dicken Werk gearbeitet, das 2010 spielt, in der HochZeit der NPD, und doch genau heute wieder ganz aktuell ist. Der Medienspezialist Grandl hat viel hineingepackt in seinen Thriller um einen alten Juden, der Rache üben will: das Gladbecker Geiseldrama, das
Attentat auf das Münchner Oktoberfest, das Geiseldrama bei den Olympischen Spielen in München, die Eichmann-Entführung. Hinzu kommen ein quotengeiler Fernsehproduzent und eine minderbegabte, aber attraktive Moderatorin. Die Story „Jude droht mit der Ermordung von drei Neonazis“fasziniert den TV-Mann ebenso wie die Idee des alten Mannes, ein Millionenpublikum per Live-Stream im Internet über Leben und Tod der Geiseln abstimmen zu lassen. Mit seiner explosiven Mischung hat Grandl die Leser schnell am Haken.
Die 600 Seiten bis zum doch noch unerwarteten Ende lesen sich schnell weg. Der Roman stand auf der Longlist des Crime Cologne Award 2020. In Aussicht steht auch eine Verfilmung des Stoffs als Fernsehserie. (li)