Ein Jahr für zwei Unwörter
Jury wählt auch Corona-Diktatur
Darmstadt Erstmals sind bei dem „Unwort des Jahres“für 2020 gleich zwei Begriffe gekürt worden. Mit „Corona-Diktatur“und „Rückführungspatenschaften“wählte die Jury der sprachkritischen Aktion in Darmstadt ein Unwörter-Paar aus zwei verschiedenen Themenbereichen. Das vergangene Jahr sei in bisher kaum gekannter Weise von der Pandemie geprägt worden. Doch auch in anderen Bereichen gebe es inhumane und unangemessene Wörter. „Mit ,Rückführungspatenschaften‘ und ,Corona-Diktatur‘ nehmen wir Rücksicht darauf, dass Corona das dominierende Thema ist, Sprachkritik aber auch in anderen Bereichen notwendig bleibt“, sagte Sprecherin Nina Janich.
„Corona-Diktatur“tauchte immer wieder bei Demonstrationen von Gegnern der Corona-Einschränkungen auf Plakaten auf, aber auch im Bundestag; „Wir haben in diesem Land die Freiheit zu mühselig errungen, als dass wir sie an der Garderobe eines Notstandkabinetts abgeben. Eine Corona-Diktatur auf Widerruf ist keine Lösung. Wir müssen abwägen, auch um den Preis, dass Menschen sterben“, hatte AfD-Fraktionschef Alexander Gauland im Oktober im Bundestag gesagt. Der 21 Mal vorgeschlagene Begriff der „Corona-Diktatur“sei seit Beginn des öffentlichen Diskurses in der Pandemie von selbst ernannten „Querdenkern“und rechten Propagandisten gebraucht worden, um regierungspolitische Maßnahmen zur Eindämmung zu diskreditieren, urteilte die Jury.
Der gleichberechtigte, insgesamt 41 Mal vorgeschlagene Begriff „Rückführungspatenschaften“taucht unter anderem in einer Mitteilung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion unter dem Titel „Lasten fair verteilen. Interessen aller EUMitgliedstaaten in der Asyl- und Migrationspolitik zusammenbringen“auf.