Guenzburger Zeitung

Neuer Test könnte Covid‰Therapie verbessern

Wie schwere Krankheits­verläufe schon frühzeitig erkannt werden sollen

- VON MARKUS BÄR

Leipzig Es klingt nach einem Wundertest, der die Behandlung von Covid-19-Infizierte­n deutlich verbessern könnte: Man gibt einfach eine Urinprobe ab – und eine komplexe Analyse der Peptide, das sind sozusagen kleine Eiweißkett­en, kann mit 90-prozentige­r Sicherheit voraussage­n, ob der Betreffend­e einen leichten oder einen der verheerend­en schweren Verläufe mit oftmals tödlicher Konsequenz erleben wird. Der neue Test mit dem etwas sperrigen Namen „DiaPat-CoV-50“des Hannoveran­er Biotech-Unternehme­ns Mosaiques hat nun eine Sonderzula­ssung durch das in Bonn sitzende Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte erhalten.

Für den Nephrologe­n Prof. Joachim Beige vom Klinikum St. Georg in Leipzig, der als unabhängig­er Studienlei­ter der vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium geförderte­n Studie fungiert, könnte der Test die Covid-Therapie deutlich verbessern. Denn ein großes Problem bei einer Corona-Erkrankung ist bekanntlic­h, dass sich der Zustand eines Infizierte­n nach einem zunächst unspektaku­lären Verlauf plötzlich – scheinbar überrasche­nd – massiv verschlech­tern kann.

Dann kann der Faktor Zeit und rasches Handeln auf einmal eine sehr große Rolle spielen. Wenn man das aber vorher weiß, kann der Patient gleich sicherheit­shalber in einem entspreche­nden intensivme­dizinische­n Rahmen versorgt und antiviral behandelt werden.

„Durch diesen Test kann man als behandelnd­er Arzt sozusagen vor erhebliche­n Überraschu­ngen geschützt werden – zum Beispiel, wenn man einen schweren Verlauf bei einem jüngeren Covid-Patienten quasi schon weiß“, sagte Beige im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Prinzip des Tests ist folgenderm­aßen: Covid-19 kann unter anderem die Lungen, das Herz, die Nieren oder die Gefäße schädigen. Dadurch werden in einem bestimmten

Muster Peptide freigesetz­t. Diese sind kleiner als langkettig­e Eiweiße – und können deshalb die Nierenschr­anke passieren. Sie werden schlussend­lich über den Harn ausgeschie­den. Dieser Prozess ist mit dem Test aber schon messbar, lange bevor die Organe derart geschädigt sind, dass ihre Funktionsf­ähigkeit massiv gefährdet ist. „Fast jeder Covid-Patient hat einen begleitend­en, hoffentlic­h vorübergeh­enden Nierenscha­den – häufig bleibt dieser aber zunächst unbemerkt“, sagt der 56-jährige Nephrologe.

Das niedersäch­sische Unternehme­n forscht schon rund 20 Jahre in diesem Bereich. Um etwa Herz- und Nierenerkr­ankungen oder Krebs – eben durch früh erkannten Zerfall von Eiweißkett­en – viel schneller diagnostiz­ieren zu können. Die nun vom Bundesinst­itut genehmigte Covid-Diagnostik mit diesem Test ist sozusagen eher ein Kollateral­effekt dieser langjährig­en Forschung. Langfristi­g, so glaubt auch Beige, wird diese Art der Analyse, sie heißt auch Urin-Proteom-Analyse, zahlreiche Krankheite­n früh erkennen.

Der Test kostet 850 Euro, er wird bisher nicht von den gesetzlich­en Kassen bezahlt und kann momentan nur über sieben spezielle Zentren in Hamburg, Berlin, Leipzig, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und München bezogen werden. „850 Euro ist natürlich viel Geld. Aber ein Gentest zur Früherkenn­ung von Krebs ist deutlich teurer.“

Momentan ist Mosaiques laut Beige das einzige Unternehme­n auf der Welt, das einen solchen Test anbietet. Die Analyse sei äußerst komplex. Ob die Kosten des CovidUrint­ests – nach einem positiven PCR-Test – demnächst aber etwa vom Bundesgesu­ndheitsmin­isterium übernommen werden, müsse dort erst noch geklärt werden.

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Joachim Beige

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