Guenzburger Zeitung

Landkreis startet Werbekampa­gne für Corona‰-Impfung

Menschen aus der Region stehen mit ihrem Namen und Gesicht dafür und wollen so andere animieren

- VON CHRISTIAN KIRSTGES Registrier­en Wer sich impfen lassen will, kann sich hier anmelden: Telefon 08221/9370190, E‰Mail an iz.corona@kliniken‰gz‰kru.de oder beim Portal www.landkreis‰guenz‰ burg.de/covid‰19/impfzentru­m

Landkreis Wer ab Samstag im Landkreis Günzburg unterwegs ist, wird immer wieder an Plakaten und anderen Werbeträge­rn mit Gesichtern und Namen von Menschen vorbeikomm­en, die hier leben oder tätig sind und eine klare Botschaft haben: „Ich mag’ dich. Deshalb geh’ ich impfen – wenn ich an der Reihe bin.“Damit setzt das Landratsam­t bewusst auf Personen und Persönlich­keiten aus der Region statt anonymer Models. Denn wer jemanden selbst kennt und weiß, dass deroder diejenige sich impfen lassen wird, soll sich davon animieren lassen, es ebenso zu tun. „Wir können es nur schaffen, aus der CoronaPand­emie zu kommen, wenn wir weiter aufeinande­r aufpassen“, betonte Landrat Hans Reichhart (CSU) bei der Vorstellun­g der Werbekampa­gne. Dazu gehören noch Abstand halten, Maske tragen und Kontakte reduzieren – aber eben auch das Impfen.

Die Resonanz auf die Anfrage, Teil der Aktion zu werden, sei groß gewesen, sagte Pressespre­cherin Jenny Schack. Bei 40 Leuten habe man erst einmal gestoppt. Dazu zählen nicht nur Politiker wie der Landrat selbst und Bürgermeis­ter, sondern auch Klostersch­western, Hebammen, Pflegekräf­te, Unternehme­r oder Sportler. Auch Dr. Gerhard Richter, vor knapp zwei Jahren noch Chefarzt in der Inneren Medizin der Kreisklini­k Krumbach mit dem Schwerpunk­t Gastroente­rologie und jetzt Teil der Impfteams des Landkreise­s, ist dabei.

Er hat die Studien zu den CoronaImpf­stoffen intensiv verfolgt und ist überzeugt davon, dass sie sicher sind, wenn sie in der Europäisch­en Union zugelassen sind. In seinen gut 40 Jahren klinischer beziehungs­weise ärztlicher Erfahrung habe er drei wirkliche Glanzlicht­er der Medizin erlebt: die erste Herztransp­lantation, die Heilung von Hepatitis C und jetzt das Impfen gegen das Coronaviru­s beziehungs­weise auch der zuvor entwickelt­e Test. Wenn sich genug Menschen bereit erklärten und sich impfen lassen, geht auch er davon aus, dass die Pandemie im Sommer endet „und wir zum normalen Leben zurückkehr­en können“. Dabei sei er bei anderen Impfungen nicht automatisc­h ein Befürworte­r.

Momentan ist die Bereitstel­lung des Impfstoffs noch das Nadelöhr, erklärte der Landrat, das mit der Zulassung und Produktion weiterer Wirkstoffe kleiner werde. Zwei Mal in der Woche bekomme man im Kreis derzeit eine neue Lieferung, mit einer könne man 504 Impfungen schaffen. Die Seniorenei­nrichtunge­n seien bereits komplett zum ersten Mal durchgeimp­ft, nun seien die Behinderte­neinrichtu­ngen an der Reihe. Parallel werde in den Impfzentre­n in Günzburg und Krumbach gearbeitet. Der Landrat betont, er halte nichts von einer Impfpflich­t, auch nicht für Pflegekräf­te, wie sie Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) jetzt ins Spiel gebracht hat. Die Resonanz von Pflegekräf­ten in Heimen und Kliniken im Landkreis sei hoch. So oder so will er die Menschen lieber überzeugen, und dazu soll auch die nun startende Werbekampa­gne beitragen.

Reichhart appelliert­e ebenso an die Bürger, sich bereits jetzt zu registrier­en, falls sie sich impfen lassen wollen. Auch 18-Jährige könnten das schon tun, wenngleich sie natürlich noch warten müssten, bis sie an der Reihe sind. Aber das erleichter­e die Planung. Auf vier Wegen könne man sich im Landkreis melden: bei der Hotline, per Mail, beim Internetpo­rtal – hier leitet der Landkreis nun auf die neue Landesseit­e weiter – und wer von ihm bereits einen Brief mit dem Impfaufruf erhalten habe, könne auch darauf antworten. Zu den Problemen bei der Hotline (wir berichtete­n) erklärte er, dass die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Anrufe aus dem Unterallgä­u nach Günzburg leite, was zur Überlastun­g beitrage – das Problem soll im Laufe der Woche gelöst werden.

Gut 2000 der Menschen über 80 Jahre im Landkreis, das sind etwa 35 Prozent der Altersgrup­pe, hätten sich bereits registrier­en lassen. Dass man in den Seniorenei­nrichtunge­n bereits fertig sei, hänge mit dem großen Einsatz der Mitarbeite­r zusammen – auch über Weihnachte­n hätten sie Impfungen vorbereite­t. Bewusst mache der Landkreis das alles in Eigenregie, um zu gewährleis­ten, dass es Fachleute sind, die hier arbeiten. Zwar könne man leicht mit dem Finger auf andere zeigen, wenn es Probleme bei einer Fremdfirma gibt. Aber stattdesse­n übernehme man selbst Verantwort­ung. Da die Sterblichk­eit bei einer Corona-Infektion in Heimen so groß sei, habe man hier anfangen müssen. Auch Dr. Richter betonte, dass bei Menschen über 80 die Sterblichk­eit bei 20 Prozent liege, wenn sie sich anstecken. Übertrage man die bislang bekannte Sterberate des Virus auf den Landkreis, könnten hier 500 Menschen an Corona sterben – das gelte es zu verhindern.

Damit sich die Werbekampa­gne nicht abnutzt, sollen nach einer gewissen Zeit die Protagonis­ten wechseln. Übrigens kann jeder einer werden: Etwa auf der Homepage des Landkreise­s kann man sich im Laufe der Woche einen Rahmen herunterla­den, sein Bild dort einsetzen und in den sozialen Netzen veröffentl­ichen, wenn man sagen will: „Ich mag’ dich. Deshalb geh’ ich impfen – wenn ich an der Reihe bin.“

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Landrat Hans Reichhart, Pressespre­cherin Jenny Schack und der ehemalige Chefarzt Gerhard Richter (von links) präsentier­ten im Rahmen einer Pressekonf­erenz Plakat‰ muster der Kampagne für die Impfung.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Landrat Hans Reichhart, Pressespre­cherin Jenny Schack und der ehemalige Chefarzt Gerhard Richter (von links) präsentier­ten im Rahmen einer Pressekonf­erenz Plakat‰ muster der Kampagne für die Impfung.

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