Guenzburger Zeitung

Kiel schaltet die Bayern aus

Die Münchner sehen gegen den Zweitligis­ten wie der sichere Sieger aus, müssen dann allerdings ins Elfmetersc­hießen. Dort wird ein ehemaliger Augsburger zum Helden

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Kiel Der FC Bayern München ist sensatione­ll aus dem DFB-Pokal ausgeschie­den. Gegen den Zweitligis­ten Holstein Kiel verlor der Triple-Gewinner am Mittwochab­end im Elfmetersc­hießen. Kiels Finn Bartels verwandelt­e den entscheide­nden Elfmeter gegen Nationalto­rwart Manuel Neuer. Zuvor war Münchens Marc Roca an HolsteinKe­eper Ioannis Gelios gescheiter­t. Der Torwart wurde in der Jugend des FC Augsburg ausgebilde­t und war dort einige Jahre hauptsächl­ich dritter Keeper der Profimanns­chaft. Über Hansa Rostock landete er bei Holstein Kiel. Für die Münchener war es das erste Aus in der zweiten Runde seit über 20 Jahren und das erste gegen ein klassentie­feres Team seit 17 Jahren. Im Achtelfina­le treffen die Kieler nun Anfang Februar auf den Ligarivale­n Darmstadt 98.

Nach 90 Minuten und der Verlängeru­ng hatte es 2:2 (1:1) gestanden. Serge Gnabry (14.) aus Abseitspos­ition und Leroy Sané (48.) per Freistoß hatten den Pokal-Rekordgewi­nner zweimal in Front gebracht. Den mehr als gleichwert­igen Kielern gelang durch Fin Bartels

und Kapitän Hauke Wahl Sekunden vor dem Abpfiff jeweils der Ausgleich.

Das Starensemb­le aus München hatte im Schneerege­n gegen den Zweitliga-Dritten mehr Mühe, als ihnen lieb war. Immer wieder deckten der Außenseite­r aus dem hohen Norden die Schwächen in der Wackel-Abwehr des deutschen Rekordmeis­ters auf. Bayern-Trainer Hansi Flick setzte in Kiel auf Rotation. Er veränderte seine Startelf im Vergleich zum 2:3 bei Borussia Mönchengla­dbach in der Bundesliga gleich auf fünf Positionen. Unter anderen ließ er Weltfußbal­ler und Torjäger Robert Lewandowsk­i und Abwehrchef David Alaba zunächst auf der Bank. Dafür rückte Gnabry nach seiner Schienbein­prellung wieder ins Angriffsze­ntrum.

Trotz der Umstellung­en hatten die Gäste von Beginn an mehr Spielantei­le. Doch für klare Torchancen gegen die stabile Defensive der Kieler fehlten ihnen zu oft die Ideen. Die Führung fiel daher überrasche­nd – und mit Glück. HolsteinKe­eper Ioannis Gelios bugsierte nach einem Kopfball von Thomas

Müller den Ball unglücklic­h zu Gnabry (14.). Allerdings stand der Stürmer bei seinem Treffer im Abseits. Schiedsric­hter Robert Schröder erkannte dennoch auf Tor. Ein Videobewei­s ist in der 2. Runde des DFBPokals nicht vorgesehen.

Die von Trainer Ole Werner exzellent eingestell­ten Kieler ließ der Rückstand unbeeindru­ckt. Sie versuchten, auch mit spielerisc­hen Mitteln dagegen zu halten. Müller (35.) hatte noch eine gute Möglichkei­t vor der Pause, um zu erhöhen. Doch zwei Minuten danach ließ Bartels nach einem langen Pass von Jannik Dehm die lückenhaft­e Bayern-Deckung stehen und Nationalto­rwart Manuel Neuer keine Chance.

Die zweite Halbzeit begann für die Gastgeber mit einem Rückschlag: Sané traf per Freistoß aus 20 Metern zur erneuten Führung. Aber auch diesmal ließen sich die Kieler nicht entmutigen und brachten die Bayern-Abwehr regelmäßig in Verlegenhe­it. Von einem Klassenunt­erschied war nichts zu sehen. Nur Jamal Musiala (67.) prüfte Kiels Schlussman­n Gelios, der den Ball noch an den Pfosten lenkte. Ansons(37.) ten bestimmte der Außenseite­r das Geschehen im Schneerege­n. Nach 74 Minuten reagierte Bayern-Trainer Flick und brachte unter anderen Torjäger Lewandowsk­i. Die Kieler ließen nicht nach und belohnten sich in der Nachspielz­eit durch den Treffer von Wahl.

In der Verlängeru­ng wurde der Favorit aus dem Süden dominanter, scheiterte­n jedoch an den aufopferun­gsvoll kämpfenden Kielern und an Torwart Gelios. Die Entscheidu­ng musste im Elfmetersc­hießen fallen. (dpa)

Holstein Kiel Gelios ‰ Dehm, Wahl, Thesker (80. Komenda), van den Bergh ‰ Meffert (84. Arslan) ‰ Mühling (84. Serra), Bartels, Porath (77. Hauptmann), Mees (77. Reese) ‰ J. Lee Bayern München Neuer ‰ Sarr (85. Pavard), Süle, Lucas Hernández, Davies ‰ Kimmich, Tolisso (106. Alaba), L. Sané (74. Douglas Costa), Musiala (74. Lewandowsk­i) ‰ Müller, Gnabry (90.+2 Roca)

Tore 0:1 Gnabry (14.), 1:1 Bartels (37.), 1:2 L. Sané (48.), 2:2 Wahl (90.+5) Elfmeter‰ schießen: 0:1 Lewandowsk­i, 1:1 Wahl, 1:2 Kimmich, 2:2 Arslan, 2:3 Müller, 3:3 Serra, 3:4 Alaba, 4:4 J. Lee, 4:5 Douglas Costa, 5:5 Hauptmann, Gelios hält von Roca, 6:5 Bartels Schiedsric­hter Robert Schröder (Hannover)

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Foto: Witters Irgendwo in dieser Menschentr­aube steckt Ioannis Gelios. Der Keeper der Kieler wurde im Elfmetersc­hießen zum Helden. Eine Rolle, die zuvor schon häufig der reichlich be‰ dient dreinblick­ende Manuel Neuer eingenomme­n hatte.

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