18 Millionen Euro für die Jugendhilfe
Den Fehlbetrag von gut 15 Millionen Euro muss der Landkreis selbst ausgleichen. Warum die Aufgabe so wichtig ist
Landkreis Die Jugendhilfe lässt sich der Landkreis Günzburg eine Menge Geld kosten. In diesem Jahr werden es unter dem Strich mehr als 15,4 Millionen Euro sein.
Dass sich der Aufwand lohnt, machte Jugendamtsleiterin Antonia Wieland an einem besonders drastischen Fall deutlich. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr durchlitt ein Bub in seinem Elternhaus fast sklavenartige Verhältnisse, wie sie es den Mitgliedern des Jugendhilfeund des Kreisausschusses, bei deren gemeinsamer Sitzung im Saal des Günzburger Kolpinghauses schilderte. Dank der vielfältigen Unterstützung durch das Jugendamt schaffte es der Jugendliche, auf eigene Beine zu kommen, eine Berufsausbildung mit Bravour zu bestehen und nun als junger Erwachsener ein eigenständiges und in jeder Hinsicht geordnetes Leben zu führen.
Der Bub, führte Antonia Wieland aus, wurde nicht nur vernachlässigt. Häufig wurde er in einem Zimmer eingesperrt, der Gang zur Toilette war ihm verwehrt. Stattdessen stand ein Topf in dem Raum, in dem er sich aufhalten musste. Die Geschichte endete letztlich glücklich, aus dem Buben wurde dank materieller und seelischer Hilfe durch das Jugendamt und andere Betreuer ein stabiler junger Mann.
Rund 18,3 Millionen Euro wird das Jugendamt in diesem Jahr für die Jugendhilfe ausgeben – nach Abzug von Einnahmen bleibt ein Fehlbetrag von etwa 15,4 Millionen, den der Landkreis aus eigener Kasse ausgleichen muss. Das Defizit steigt damit heuer um etwas mehr als 231000 Euro im Vergleich zu 2020. Die Mehrausgaben gehen aber im Wesentlichen auf das Konto tariflich bedingter Gehaltserhöhungen für die Beschäftigten des Jugendamtes.
Damit könne der Landkreis den Haushaltsentwurf für die Jugendhilfe „relativ entspannt“angehen, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Gerd Olbrich. Noch vor wenigen Jahren habe der Zuschussbedarf beim Zehnfachen gelegen. Durch verschiedene Beschlüsse der Kreistagsgremien sei es gelungen, die Ausgaben zu reduzieren, betonten auch CSU-Fraktionsvorsitzender Robert Strobel und Josef Brandner, Fraktionschef der Freien Wähler.
Eine der beschlossenen Maßnahmen besteht darin, bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen – wann immer möglich – von der teuren Unterbringung in einem Heim auf eine ambulante Betreuung gefährdeter Kinder und Jugendlicher umzuschwenken. Wieland geht davon aus, dass heuer 49 Kinder und Jugendliche in einem Heim betreut werden müssen, das entspricht in etwa dem Stand der Vorjahre.
Über den Etat der Jugendhilfe unterstützt der Landkreis auch zahlreiche soziale Einrichtungen, die sich um Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen kümmern, etwa Pro Arbeit in Günzburg. Gleiches gilt unter anderem für die Kommunale Jugendarbeit, die Koordinierende Kinderschutzstelle, den Kinderschutzbund, die Familienstützpunkte, die Psychologischen Beratungsstellen und die Jugendsozialarbeit an Schulen.
Zu den Aufgaben der Jugendhilfe gehören auch die Unterbringung und Betreuung unbegleiteter jugendlicher Flüchtlinge. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, verbunden damit waren auch die Kosten für den Landkreis Günzburg rückläufig. Bis auf die beiden Kreisräte der AfD haben alle Fraktionsmitglieder des Jugendhilfe- und des Kreisausschusses dem Kreistag empfohlen, den Haushaltsentwurf für die Jugendhilfe in der vorgelegten Form zu beschließen. Ihr Nein dazu haben die AfD-Kreisräte nicht begründet.