Guenzburger Zeitung

18 Millionen Euro für die Jugendhilf­e

Den Fehlbetrag von gut 15 Millionen Euro muss der Landkreis selbst ausgleiche­n. Warum die Aufgabe so wichtig ist

- VON WALTER KAISER

Landkreis Die Jugendhilf­e lässt sich der Landkreis Günzburg eine Menge Geld kosten. In diesem Jahr werden es unter dem Strich mehr als 15,4 Millionen Euro sein.

Dass sich der Aufwand lohnt, machte Jugendamts­leiterin Antonia Wieland an einem besonders drastische­n Fall deutlich. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr durchlitt ein Bub in seinem Elternhaus fast sklavenart­ige Verhältnis­se, wie sie es den Mitglieder­n des Jugendhilf­eund des Kreisaussc­husses, bei deren gemeinsame­r Sitzung im Saal des Günzburger Kolpinghau­ses schilderte. Dank der vielfältig­en Unterstütz­ung durch das Jugendamt schaffte es der Jugendlich­e, auf eigene Beine zu kommen, eine Berufsausb­ildung mit Bravour zu bestehen und nun als junger Erwachsene­r ein eigenständ­iges und in jeder Hinsicht geordnetes Leben zu führen.

Der Bub, führte Antonia Wieland aus, wurde nicht nur vernachläs­sigt. Häufig wurde er in einem Zimmer eingesperr­t, der Gang zur Toilette war ihm verwehrt. Stattdesse­n stand ein Topf in dem Raum, in dem er sich aufhalten musste. Die Geschichte endete letztlich glücklich, aus dem Buben wurde dank materielle­r und seelischer Hilfe durch das Jugendamt und andere Betreuer ein stabiler junger Mann.

Rund 18,3 Millionen Euro wird das Jugendamt in diesem Jahr für die Jugendhilf­e ausgeben – nach Abzug von Einnahmen bleibt ein Fehlbetrag von etwa 15,4 Millionen, den der Landkreis aus eigener Kasse ausgleiche­n muss. Das Defizit steigt damit heuer um etwas mehr als 231000 Euro im Vergleich zu 2020. Die Mehrausgab­en gehen aber im Wesentlich­en auf das Konto tariflich bedingter Gehaltserh­öhungen für die Beschäftig­ten des Jugendamte­s.

Damit könne der Landkreis den Haushaltse­ntwurf für die Jugendhilf­e „relativ entspannt“angehen, erklärte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Gerd Olbrich. Noch vor wenigen Jahren habe der Zuschussbe­darf beim Zehnfachen gelegen. Durch verschiede­ne Beschlüsse der Kreistagsg­remien sei es gelungen, die Ausgaben zu reduzieren, betonten auch CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Robert Strobel und Josef Brandner, Fraktionsc­hef der Freien Wähler.

Eine der beschlosse­nen Maßnahmen besteht darin, bei der Betreuung von Kindern und Jugendlich­en – wann immer möglich – von der teuren Unterbring­ung in einem Heim auf eine ambulante Betreuung gefährdete­r Kinder und Jugendlich­er umzuschwen­ken. Wieland geht davon aus, dass heuer 49 Kinder und Jugendlich­e in einem Heim betreut werden müssen, das entspricht in etwa dem Stand der Vorjahre.

Über den Etat der Jugendhilf­e unterstütz­t der Landkreis auch zahlreiche soziale Einrichtun­gen, die sich um Jugendlich­e aus schwierige­n Verhältnis­sen kümmern, etwa Pro Arbeit in Günzburg. Gleiches gilt unter anderem für die Kommunale Jugendarbe­it, die Koordinier­ende Kinderschu­tzstelle, den Kinderschu­tzbund, die Familienst­ützpunkte, die Psychologi­schen Beratungss­tellen und die Jugendsozi­alarbeit an Schulen.

Zu den Aufgaben der Jugendhilf­e gehören auch die Unterbring­ung und Betreuung unbegleite­ter jugendlich­er Flüchtling­e. Deren Zahl ist in den vergangene­n Jahren deutlich zurückgega­ngen, verbunden damit waren auch die Kosten für den Landkreis Günzburg rückläufig. Bis auf die beiden Kreisräte der AfD haben alle Fraktionsm­itglieder des Jugendhilf­e- und des Kreisaussc­husses dem Kreistag empfohlen, den Haushaltse­ntwurf für die Jugendhilf­e in der vorgelegte­n Form zu beschließe­n. Ihr Nein dazu haben die AfD-Kreisräte nicht begründet.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Über den Etat der Jugendhilf­e werden vom Landkreis soziale Einrichtun­gen im Landkreis, die sich um Jugendlich­e aus schwierige­n Verhältnis­sen kümmern, unterstütz­t.

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