Nur noch mit Wikipedia
Zur Serie „Wie Corona unsere Zukunft verändert“(Feuilleton):
Haben Zeitungen eigentlich einen Bildungsauftrag? Eher nicht, oder?
Aber: Wie viel Bildung brauche ich, um die Informationen meiner Tageszeitung zu verstehen? Reicht der Quali oder muss es Abitur sein? In den vergangenen vier Tagen habe ich vier Mal die FeuilletonSerie „Wie Corona unsere Zukunft verändert“versucht zu lesen. Am Montag erschloss sich mir wenig vom Inhalt des Artikels, am Dienstag weckte der schöne Inder meine Neugier, und viele der frech formulierten Theorien z. B. „von den inkompetenten herrschenden Klassen“bestätigten meine Vermutungen. Zwei neue Wörter habe ich – Google sei Dank – auch gelernt: Allokation und kohärent. Die könnte ich in meine Alltagssprache einbauen und die Reaktion meiner Gesprächspartner beobachten. In der Donnerstagsausgabe fordert ein Wilhelm Krull „mehr Kreativität“und „partizipativen Dialog“. Aber mit welchem Ziel? Darüber erfährt man wenig.
Mein Blick schweift nach links, da steht „Raubkunst von Gurlitt restituiert“. Der Griff zum virtuellen Fremdwörterlexikon ergibt eine lange Erklärung, die in der einspaltigen Überschrift keinen Platz gehabt hätte. Nun habe ich kein Abitur, auch kein Latein gehabt, bin nur mittelgereift, dazu noch kaufmännisch – ohne Wikipedia werde ich die Feuilleton-Seite wohl nicht mehr lesen können. Annemarie Meilinger,
Unterhausen a. d. Donau