Guenzburger Zeitung

Mehr lokal, weniger online

- VON LARA SCHMIDLER lara.schmidler@augsburger‰allgemeine.de

Die Corona-Situation spitzt sich Woche für Woche zu. Nicht nur die Infektions­zahlen, die einfach nicht sinken wollen, bereiten Kopfzerbre­chen. Auch aus anderen Ecken wie dem Einzelhand­el, der Kulturbran­che und der Gastronomi­e kommen immer lautere Hilferufe.

Mit „Click and Collect“, also dem Abholen bestellter Ware zu einem vereinbart­en Termin, und der telefonisc­hen Variante „Call and Collect“sollten nun wenigstens die Händler in ihrer Not unterstütz­t werden. Doch die Bilanz nach der ersten Woche ist, zumindest im Kreis Günzburg, relativ eindeutig: Für viele lohnt es sich nicht.

Das liegt zum großen Teil daran, dass zu wenig bestellt wird. Denn für den Kunden ist es natürlich mit einem höheren Aufwand verbunden, eine online oder telefonisc­h georderte Bestellung selbst abzuholen. Und es ist zugegebene­rmaßen viel einfacher, die gewünschte Ware mit einem Klick bei einem großen Onlinehänd­ler zu bestellen und zwei Tage später vom Postboten entgegenzu­nehmen.

Doch für die lokalen Einzelhänd­ler ist diese Umorientie­rung der Kunden eine Katastroph­e, insbesonde­re nach Wegfall des für die meisten so wichtigen Weihnachts­geschäfts. Viele von ihnen fordern eine Überprüfun­g der Infektions­herde und die Öffnung der Geschäfte. Und beides ist berechtigt.

Denn seit der Schließung sind die Infektions­zahlen nicht gesunken, sondern im Gegenteil sogar noch weiter gestiegen. Es wirkt so, als wären es eben doch nicht die Juweliere, Restaurant­s und Theater gewesen, wo die meisten Infektione­n stattgefun­den haben.

Trotzdem scheint die Regierung nicht zurückrude­rn zu wollen, verfolgt aber gleichzeit­ig auch keinen einheitlic­hen Kurs. Auf den ersten Lockdown im März folgte ein Sommer mit allerhöchs­tens gemäßigten Auflagen, gefolgt von einem plötzlich wieder stark eingeschrä­nkten Herbst und einem TeilLockdo­wn ab 2. November.

Es ist verständli­ch, dass die Bundesregi­erung wie auch die Länderchef­s auf die steigenden Infektions­zahlen reagieren müssen. Aber dabei darf man die nicht vergessen, die auf der Strecke bleiben. Die zu klein sind, um wie Lufthansa oder Tui von einem Hilfspaket in Milliarden­höhe vor der Insolvenz gerettet zu werden. Und die seit Monaten nur noch von ihren Rücklagen leben, ohne zu wissen, wie lange sie das noch durchhalte­n müssen.

Aber bis es so weit ist und die Geschäfte wieder öffnen dürfen, liegt es an den Bürgern, die lokalen Läden und Gastronomi­ebetriebe zu unterstütz­en. Denn andernfall­s ist es leider gar nicht so unwahrsche­inlich, dass es einige der gemütliche­n kleinen Geschäfte nach der Pandemie nicht mehr geben wird.

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