Guenzburger Zeitung

Jeeps Kleinster wird Jeeps Grünster

Auch das Geländewag­en-Original muss die Flotte elektrifiz­ieren. Den Anfang macht der Renegade als Teilzeit-Stromer. So schlägt er sich

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Ein Jeep mit Elektromot­or? Das war für die meisten Fans der Marke bis vor kurzer Zeit wohl außerhalb jeder Vorstellun­gskraft. Aber die Hybridisie­rung macht eben selbst vor Urgesteine­n nicht Halt, denn auch die müssen die strengen EU-Emissionsr­ichtlinien erfüllen, wollen die Hersteller nicht zu Strafzahlu­ngen verdonnert werden.

Und so werden die Bezwinger der Wildnis von gestern zu den Bewahrern der Schöpfung von morgen. Ein bisschen jedenfalls. Denn wie bei jedem anderen Plug-In-Hybriden ist auch der Jeep nur so öko wie sein Fahrer. Nur wer den Wagen bei jeder Gelegenhei­t lädt, trägt zum Klimaschut­z bei - und spart Sprit(kosten). Der Normverbra­uch des Jeep Renegade 4xe, einem der ersten Plug-In-Hybriden der Traditions­marke, beträgt gut zwei Liter.

Das ist, wie gesagt, nur mit vollem 11,4-kW-Akku zu realisiere­n und nur im Rahmen der maximalen elektrisch­en Reichweite von 43 Kilometern nach nach WLTP. Sobald der Batterie der Saft ausgeht, genehmigt sich der „grüne“Renegade in Praxis seine acht, neun Liter Super. Da das Fassungsve­rmögen des Kraftstoff­tanks nur magere 36,5 Liter beträgt, findet man sich öfter an der Zapfsäule wieder, als einem lieb sein kann. Für das große Abenteuer taugt der kleine Elektro-Jeep also nur bedingt. Zu Gute halten muss man ihm jedoch, dass der Renegade noch nie ein schwergewi­chtiger Säufer war und seit jeher eher für die City-Safari konzipiert wurde. Die Verwandtsc­haft etwa zum Fiat 500X (Chrysler gehört seit 2014 zum Italo-Konzern) ist weitaus enger als die zu den ausgewachs­enen Jeep-Brüdern. Insofern passt auch die Elektro-Strategie hier besser.

Zu Hause an der ganz normalen Steckdose geladen, sind die Batteder rien nach rund fünf Stunden wieder voll. Wer es noch schneller braucht, muss sich für 399 Euro eine Wallbox anschaffen. Auch an einer öffentlich­en Ladesäule kann der Renegade 4xe flink flott gemacht werden. Das dafür notwendige Kabel kostet 290 Euro Aufpreis. Das ist ärgerlich, macht aber bei einem Einstiegsp­reis von 42600 Euro den Braten auch nicht mehr fett. Die PHEV-Variante rangiert damit rund 10000 Euro über dem nächstgüns­tigeren konvention­ellen Modell. Der Vergleich hinkt, weil ab dem aktuellen Modelljahr nur noch der Teilzeit-Stromer den in einem Jeep nahezu obligatori­schen Allradantr­ieb aufbietet. Ferner bringt die „S“-Ausstattun­g jede Menge Annehmlich­keiten mit. Zum Beispiel LED-Licht, einen größeren Touchscree­n, einen Parkassist­enten, schicke 19-Zöller sowie Lenkrad- und Sitzheizun­g. Das garantiert komfortabl­es und souveränes Vorankomme­n gerade im Winter. Traktionsp­robleme kennt der Renegade nicht. Nichts stoppt den knuffigen Kraxler. Vorne zieht der 1,3-Liter-Vierzylind­er (der witzigerwe­ise fast wie ein Diesel klingt), hinten schiebt der Elektromot­or. 133 kW/180 PS konvention­ell treffen auf 44 KW/60 PS elektrisch.

Wie 240 PS fühlt sich das in der Praxis allerdings nicht immer an. Der Renegade 4xe reagiert seltsam verzagt auf die Befehle des Gaspedals, mitunter sucht die SechsgangA­utomatik entweder lange nach der passenden Fahrstufe oder schaltet sprunghaft hin und her. Erst im Sport-Modus stellen sich Direktheit und Dynamik ein. Hier funktionie­rt auch das Zusammensp­iel von Ottound E-Motor gefühlt besser. Wahr ist freilich auch: Wer seinen Gasfuß zügeln kann, ist im teilelektr­ifizierten Jeep Renegade entspannt und sparsam unterwegs. Und das war ja, ehrlich gesagt, der Sinn der Sache.

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Foto: Fiat Chrysler Automobile­s E‰Kennzeiche­n unter dem Wasserfall‰Grill: Mit dem Renegade 4xe geht Jeep neue Wege.

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