Die Ruhe während des Lockdowns im Landkreis
Die Standortdaten von Mobiltelefonen zeigen, dass die Menschen im Landkreis Günzburg im Corona-Jahr 2020 bis zu 65 Prozent weniger unterwegs waren. So war die Lage an den Feiertagen
Die Standortdaten von Mobiltelefonen zeigen, dass die Leute im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger unterwegs waren.
Landkreis Erinnert man sich an das Frühjahr 2020 zurück, fallen vielen an dieser Stelle die letzten unbeschwerten großen Treffen und Unternehmungen ein. Geburtstagsfeiern, Ausflüge, Reisen oder auch Konferenzen im Beruf. Mit den ersten Einschränkungen Mitte März änderte sich das schlagartig. Homeoffice, Video-Anrufe, Urlaub im heimischen Garten. Wie enorm der Stillstand durch die Corona-Pandemie ausfiel und immer noch ausfällt, lässt sich auch an den Standortdaten von Mobiltelefonen ablesen.
Grundlage hierfür sind Daten von Mobilfunkanbietern wie Deutsche Telekom und Telefónica, die Bewegungsströme in Deutschland erfassen. Sie zeichnen die Anzahl der Bewegungen zwischen und innerhalb von Gebieten auf. Die Daten lassen keine Rückschlüsse auf einzelne Menschen zu und sind anonymisiert, umfassen also keine personenbezogenen Informationen wie Alter oder Geschlecht. Sie werden auch zur Analyse von Verkehrsinfrastruktur und Transportunternehmen genutzt.
Diese Zahlen ermöglichen seit dem Beginn der Pandemie wertvolle Rückschlüsse auf das veränderte Bewegungsverhalten der Deutschen. Wissenschaftler des RobertKoch-Instituts und der HumboldtUniversität in Berlin werten diese anonymisierten Informationen seit März 2019 aus und fassen sie in einer regelmäßig aktualisierten Grafik zusammen. Wie sich die landesweiten Einschränkungen auf die Menschen und ihre Mobilität auswirkten, zeigen auch die Zahlen im Landkreis Günzburg.
Öffnet man die Grafik des „Mobility Monitors“, beginnt sie mit einer deutschlandweiten Übersicht am 11. März 2020. Die Ereignisse überschlagen sich zu diesem Zeitpunkt bereits, die Zahl bestätigter CoronaFälle steigt langsam, die ersten Todesfälle werden bekannt. Die Deutschlandkarte ist gelb eingefärbt: Das heißt, an der Mobilität der Deutschen hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch nichts verändert. Aber mit jedem Tag färbt sich die Karte bläulicher – das bedeutet, dass die Anzahl der Reisen im Vergleich zu 2019 abnimmt. Dieser Wert erreicht einen Tiefpunkt mit dem ersten Lockdown, der am 23. März begann. Den Angaben der Wissenschaftler zufolge gab es im Kreis Günzburg an diesem ersten Lockdown-Tag 32 Prozent weniger Bewegungen als im Vorjahr.
Dieser Wert steigt in den folgenden Tagen an, bis er am 29. März seinen Jahreshöchstwert von 65 Prozent weniger Bewegungen als im Vergleichszeitraum 2019 erreicht.
Mit den schrittweisen Lockerungen ab Ende April schwankte die Mobilität der Deutschen und fiel im Landkreis Günzburg unter den Wert von 20 Prozent weniger Reisen als im Vorjahr. Ab Mitte Mai normalisiert sich das Bewegungsverhalten – an mehreren Tagen, vor allem im Sommer, stiegen die Zahlen sogar bis zu 17 Prozent über das Vorjahresniveau. Die Menschen waren froh und erleichtert, endlich wieder ein Stück Normalität genießen zu können.
Noch deutlicher war das in deutschen Urlaubsregionen: In Mecklenburg-Vorpommern etwa zeigt der Monitor in den Sommermonaten
Keine Rückschlüsse auf einzelne Menschen möglich
Kurz vor dem Lockdown sind viele Menschen unterwegs
einen massiven Anstieg bis zu 130 Prozent, im Oberallgäu etwa 30 Prozent mehr als 2019.
Der Lockdown light, der am 2. November begann, hat nur wenig Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen im Kreis Günzburg. Mal sind es etwas mehr und dann wieder etwas weniger Bewegungen als im Vorjahr. Das ändert sich aber ab Mitte Dezember deutlich. Am 15. Dezember, dem letzten Tag vor Beginn des zweiten Lockdowns, sind für den Kreis Günzburg 23 Prozent mehr Bewegungen zu verzeichnen.
Über die Weihnachtsfeiertage und an Silvester schienen jedoch viele ihre Pläne angepasst zu haben: Sie unternahmen zwischen 20 und 40 Prozent weniger Reisen als im Vorjahr. Am 25. Dezember sind es sogar 47 Prozent weniger als noch 2019.