Guenzburger Zeitung

Lindner umwirbt Laschet

FDP-Chef offen für Koalition

- VON GREGOR PETER SCHMITZ

Berlin Kurz vor der Abstimmung über einen neuen CDU-Vorsitzend­en hatte der Umgang der Partei mit ihrem langjährig­en Koalitions­partner FDP für Kontrovers­en gesorgt – als Bewerber Norbert Röttgen im Interview mit unserer Zeitung den Liberalen „historisch­es Versagen“in den Jamaika-Verhandlun­gen 2017 vorhielt und suggeriert­e, man könne sich auf die Liberalen nicht mehr verlassen.

Armin Laschet hingegen sprach sich dafür aus, diese Machtoptio­n offenzuhal­ten – und FDP-Chef Christian Lindner denkt nun laut über ein schwarz-gelbes Bündnis nach. Lindner sagte unserer Zeitung: „Die Union hat sich mit Armin Laschet für einen Kurs der Mitte und des Ausgleichs entschiede­n. Er hat mit seiner Regierungs­erfahrung als Chef einer schwarz-gelben Koalition im größten Bundesland geworben. Das hat ihn gleich doppelt von seinen Mitbewerbe­rn unterschie­den, die noch keine Wahlen gewonnen und sich eher für Schwarz-Grün ausgesproc­hen haben. Zugleich hat sich die Union gegen Friedrich Merz und seine ambitionie­rte Reformpoli­tik ausgesproc­hen. Das sind politische Leitentsch­eidungen, die dieses Superwahlj­ahr prägen.“

Lindner, dessen Liberale in Nordrhein-Westfalen mit Laschet regieren, äußerte sich auch sehr persönlich über den neuen CDU-Chef: „Laschet ist in seiner politische­n Karriere oft unterschät­zt worden, aber die Ergebnisse sprechen für ihn. Und es kommt noch eine weitere Eigenschaf­t dazu, die ihn auszeichne­t: Er geht mit seinem Koalitions­partner so fair um wie seinerzeit Helmut Kohl.“

Lindner gestand zu, noch gäben die Umfragen Schwarz-Gelb für den Bund nicht her. Aber er sagte: „Klar ist, dass die Wahl von Laschet das Verhältnis von Union und FDP weiter verbessert. Die FDP trägt gerne Regierungs­erfahrung, wir gestalten gerne. Aber wir wollen eben auch eigene Akzente setzen. Wir kämpfen etwa für ein eigenes Digitalmin­isterium. Mit Angela Merkel war das in den Jamaika-Gesprächen nicht möglich, mit Armin Laschet ging es in NRW. Wir wollten gegen übertriebe­ne Bürokratie und Steuerlast kämpfen, und auch die Bildungspo­litik auf eine neue Grundlage stellen – all das ging mit Armin Laschet, mit Angela Merkel ging es damals leider nicht.“

Offenbar wittern die Liberalen die Chance, sich nach der Niederlage des erklärten Wirtschaft­skandidate­n Merz auf diesem Feld zu profiliere­n. Lindner sagte: „Sicher wird Armin Laschet alle Flügel der Union einbinden. Das traue ich ihm auch zu. Aber die Leitentsch­eidung bleibt klar. Deshalb wächst nun natürlich auch die Verantwort­ung für die FDP, gute Beiträge in der Wirtschaft­s-und Finanzpoli­tik zu leisten. Deutschlan­d muss wieder eine Politik für Wachstum und Beschäftig­ung und für die Modernisie­rung des Staates machen. Da sind wir in Nordrhein-Westfalen in der Regierung ein Faktor, das streben wir auch im Bund an.“

Zu Merz’ Angebot, Bundeswirt­schaftsmin­ister zu werden, sagte Lindner: „Das muss die amtierende Bundeskanz­lerin entscheide­n.“

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FDP‰Chef Christian Lindner kann sich eine schwarz‰gelbe Koalition vorstellen.

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