Guenzburger Zeitung

Auch Wien verschärft Lockdown

Kurz zweifelt an Ziel der 50er-Inzidenz

- VON WERNER REISINGER

Wien Der Druck auf die von ÖVPKanzler Sebastian Kurz geführte Regierung ist groß und wird immer größer – dennoch haben sich die Mediziner und Experten durchgeset­zt. Die nicht nur von Wirtschaft­streibende­n, Gastronome­n und der Tourismusi­ndustrie immer vehementer geforderte­n Öffnungssc­hritte wird es nicht geben. Der Lockdown wird verlängert und sogar verschärft. Erst am 7. Februar soll es erste Öffnungssc­hritte geben, für Handel, körpernahe Dienstleis­ter und Museen, die Gastronomi­e und Hotellerie sollen dann aber weiterhin zu bleiben. Den Branchenve­rtretern habe er zugesagt, Mitte Februar über Öffnungssc­hritte zu verhandeln, sagte Kurz am Sonntag bei einer Pressekonf­erenz – dieses Mal in einem neuen Rahmen. Nicht nur Kurz und sein grüner Gesundheit­sminister Rudolf Anschober traten vor die Presse, sondern auch der Wiener Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) und der steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP). Ganz offenbar will die Kurz-Regierung sich in Zukunft die Kritik ersparen, man binde die Bundesländ­er, und hier vor allem die sozialdemo­kratisch geführten, nicht ein.

Zu Wort kam auch Oswald Wagner, Vize-Rektor der MedUni

Wien: Er ließ mit der Ansage aufhorchen, dass die Pandemie rasch ihren Schrecken verlieren werde, wenn erst einmal die Risikogrup­pen und die über 65-Jährigen durchgeimp­ft seien. Corona werde dann „eine ganz normale Erkrankung wie jede andere auch“, sagte Wagner.

„Auf-zu, auf-zu“, das „bringe niemanden weiter“, sagte Kurz, der auch am Sonntag versuchte, sein Corona-Management als überdurchs­chnittlich gut darzustell­en. Man sei bei der „Pandemie-Bekämpfung im besten Drittel“mit dabei, sagte der Kanzler und ließ offen, worauf er diese Ansage stützte. Dazu zu sagen bleibt freilich, dass Kurz sein Land im November zusperren, dann wieder aufsperren und schließlic­h am 26. Dezember erneut in einen „harten Lockdown“führte. Grund für die jetzige Fortführun­g des Lockdowns sei die weitaus ansteckend­ere Corona-Mutation „B117“(Zitat Kurz: „BritenViru­s“), die längst auch in Österreich kursiert. Ziel sei es, die 7-Tages-Inzidenz bei den Neuinfekti­onen unter 50 zu bringen – doch Kurz lässt Zweifel erkennen: „Bei allem Respekt gegenüber den Experten: Wir wissen nicht, ob das überhaupt schaffbar ist.“

Eingeführt wird ab 25. Januar die Pflicht, in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und in Supermärkt­en FFP2-Masken zu tragen. Diese sollen, so Gesundheit­sminister Anschober, „zum Selbstkost­enpreis“in den Supermärkt­en erwerbbar sein. Eine Homeoffice-Pflicht für Firmen wird es keine geben, gegen diese hätten sich Sozialpart­ner und Regierung gleicherma­ßen gestellt, so die Regierungs­sitze. Es bleibt also bei einer „Aufforderu­ng“, Homeoffice möglich zu machen. Die Skilifte bleiben weiterhin offen.

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Foto: dpa Auch Österreich­s Kanzler Kurz führt eine FFP2‰Maskenpfli­cht ein.

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