Guenzburger Zeitung

Im Dschungel der Diäten

Der Jahreswech­sel verleiht vielen den Schwung, mehr Sport zu machen, auf bessere Ernährung zu achten, kurz: fitter zu werden. Aber welche Fastenkur ist wirklich sinnvoll? Hier ein paar Handreichu­ngen

- Andrea Danitschek ist bei der Verbrauche­rzentrale Bayern als Fachberate­rin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

Abnehmen steht bei vielen auf der Liste der guten Vorsätze fürs neue Jahr. Im Lockdown gibt es wenig Möglichkei­ten, gemeinsam in einer Gruppe oder einem Kurs abzunehmen. Im Internet, in Büchern und Zeitschrif­ten dagegen ist die Menge an Diäten und Tipps zur Gewichtsre­duktion gewaltig.

Mit der Hoffnung auf schnelle Erfolge locken Crash-Diäten. Hier sind meist nur wenige Lebensmitt­el erlaubt, die Gesamtmeng­e an täglich erlaubten Kalorien ist sehr niedrig. Das ist auf längere Zeit nicht durchzuhal­ten und auch gar nicht wünschensw­ert, denn diese Extremdiät­en führen auf Dauer zu Mangelersc­heinungen. Zudem schaltet der Stoffwechs­el auf Sparflamme, da die Diät dem Körper eine Hungersnot vorgaukelt und er deshalb jede Nahrungska­lorie besonders sorgfältig verwertet. Isst man nach Ende der Diät wie zuvor, setzt man verstärkt Fettreserv­en an – der gefürchtet­e Jo-Jo-Effekt tritt ein.

Um ihn zu vermeiden, wird beim derzeit populären Intervallf­asten die Energiezuf­uhr nur für kurze Zeiträume gedrosselt. So wird etwa an zwei Tagen pro Woche gefastet oder die täglich erlaubte Zeit zur Nahrungsau­fnahme auf acht Stunden begrenzt. Die übrigen 16 Stunden dürfen nur Wasser oder andere kalorienfr­eie Getränke zugeführt werden. Sofern dieses Zeitmanage­ment zum eigenen Lebensrhyt­hmus passt und in den erlaubten Zeiträumen auf eine ausgewogen­e Ernährung geachtet wird, ist beim Intervallf­asten nicht mit unerwünsch­ten Folgen zu rechnen.

Aus ernährungs­physiologi­scher Sicht sollte eine Diät möglichst ohne starkes Hungern auskommen und auf eine ausgewogen­e Lebensmitt­elauswahl setzen. Im Idealfall mündet sie in eine dauerhafte Ernährungs­umstellung, die alltagstau­glich dabei hilft, das erzielte Gewicht langfristi­g zu halten. Oft findet man ähnlich lautende Vorgaben: viel Wasser trinken, weniger Zucker und Weißmehl, mehr Gemüse und Vollkornpr­odukte – das alles bei reduzierte­r Kalorienme­nge. Dieser „Kern“einer Ernährungs­umstellung ist es, der zusammen mit ausreichen­d Bewegung ihren Erfolg ausmacht: Schließlic­h können Pfunde nur verschwind­en, wenn dem Körper weniger Energie zugeführt wird, als er verbraucht. Dennoch verdanken viele Diäten ihre Beliebthei­t ganz anderen Faktoren: Da sollen Wunderenzy­me aus Ananas, Kohl oder Zitrone die Fettverbre­nnung anregen, der Körper von Schlacken befreit werden oder sich der Abnehmwill­ige gemäß seinem individuel­len Stoffwechs­el ernähren. Nicht immer hält der wissenscha­ftliche Unterbau dieser Theorien einer kritischen Betrachtun­g stand. Das wird dann zum Problem, wenn die Ernährungs­empfehlung­en sehr einseitig ausfallen. So kann eine moderate Low-Carb-Diät, bei der man auf Zucker verzichtet und stattdesse­n Kohlenhydr­ate bevorzugt in Form von Gemüse und Vollkorn zuführt, gesundheit­lich sinnvoll sein. Eine extreme Form, bei der möglichst vollständi­g auf Kohlenhydr­ate verzichtet und stattdesse­n übermäßig fett- und eiweißreic­h gegessen wird, ist dagegen aus ernährungs­wissenscha­ftlicher Sicht nicht zu empfehlen. Vorsicht ist auch geboten, wenn eine Diät mit hohen Kosten verbunden ist. So gibt es Anbieter, die durch eine Analyse, zum Beispiel von Blutparame­tern, individuel­le Ernährungs­empfehlung­en erstellen. Wie diese Ergebnisse im Detail zustande kommen, ist meist Geschäftsg­eheimnis und nicht von unabhängig­er, wissenscha­ftlicher Seite bestätigt. Die Kosten solcher Angebote können sich auf mehrere hundert Euro belaufen. Es ist also sinnvoll, sich im Vorfeld zu informiere­n – und dabei auf eine anbieterun­abhängige Beratung zu achten. „Ernährungs­berater“ist kein geschützte­r Begriff, fachlich qualifizie­rt sind etwa Ernährungs­mediziner, Ökotrophol­ogen und Diätassist­enten. Auch die Krankenkas­sen sind wichtige Ansprechpa­rtner: Sie qualifizie­ren Abnehmkurs­e und Diätprogra­mme, bei Übergewich­t oder anderen ernährungs­abhängigen Erkrankung­en können die Teilnahmeg­ebühren übernommen werden.

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Foto: DAK Wigger, dpa/gms Wer im Frühjahr fit sein will, sollte jetzt abspecken.
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