Kinderärzte rügen impfkritische Kollegen
Augsburger Mediziner hält die Aussagen nicht nur für falsch, sondern für gefährlich
Augsburg Heftige Kritik üben die Kinderärzte aus dem Raum Augsburg und Nordschwaben an der Haltung des bundesweiten Vereins „Ärzte für individuelle Impfentscheidung“. Deren Münchner Vorstandsmitglied Dr. Steffen Rabe hatte sich – auch gegenüber unserer Redaktion – ausdrücklich gegen die Einführung einer Corona-Impfpflicht für medizinisches Fachpersonal gewandt und die Wirkung der Impfung insgesamt kritisch gesehen. „Wir als Kinderärzte aus Augsburg Stadt und Land betrachten die Ausführungen Rabes als irreführend, gefährlich und auch fachlich in vielen Punkten falsch“, sagte der Augsburger Kinderarzt Dr. Christian Voigt, Obmann der Kinderärzte in Augsburg und Nordschwaben.
Rabe hatte seine impfkritische Sichtweise in mehrfacher Hinsicht begründet. So sei nicht geklärt, ob eine Corona-Impfung überhaupt zu einer Herdenimmunität führe, weil man überhaupt noch nicht wisse, ob Geimpfte nicht weiter Viren verbreiten. Das gleiche Problem existiere etwa bei der Keuchhustenimpfung, bei der Geimpfte weiterhin Erreger abgäben. Und der Kinderarzt selbst wolle sich nicht impfen lassen, weil er rein statistisch gesehen als 54-Jähriger ohne relevante Vorerkrankungen kaum Risiken dafür aufweise, einen schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion zu erleiden. Rabe hatte des Weiteren kritisiert, dass nun Geimpfte nicht nachbeobachtet werden.
Überdies hatte Rabe behauptet, dass die Corona-Impfstoffe in den vorangegangenen Teststudien „nur an jungen, eher gesunden Probanden durchgeführt wurden“. Wobei sich laut dem Mainzer Impfstoffhersteller Biontech doch 41 Prozent der weltweiten Studienteilnehmer und 45 Prozent der amerikanischen Studienteilnehmer für die Phase-3-Studie im Alter von 56 bis 85 Jahren befanden.
„Die Behauptungen Rabes sind falsch – etwa beim Keuchhusten“, sagte Voigt. Eigentlich müsse Rabe auch wis- sen, dass bei allen Impfstoffen eine akribische Nachverfolgung geleistet werde – an einer klar definierten repräsentativen Zahl von Geimpften.
Dass derzeit vieles noch unklar ist, sei normal: „Bei allen Maßnahmen, die wir neu ergreifen, gibt es zunächst unklare Verläufe. Dies war schon so bei der Tetanusimpfung und so ist es auch bei den CoronaImpfstoffen. Damals waren die Menschen froh, nicht nach einfachen Verletzungen einen grauenhaften Tod zu erleiden“, sagt Voigt.
Und Rabes Ansicht, er wäre nicht gefährdet, sei inzwischen völlig überholt: „Mittlerweile wissen wir, dass alle Altersgruppen von schweren Verläufen betroffen sind, sogar Kinder. Leider gibt es auch hier schon erste Todesfälle“, betont der Kinderarzt. „Somit appellieren wir an alle, sich gegen Corona impfen zu lassen, um die außergewöhnlich hohe Komplikationsrate, die Sterblichkeit und auch die nicht medizinischen Schäden an der Gesellschaft zu senken.“