Guenzburger Zeitung

Kinderärzt­e rügen impfkritis­che Kollegen

Augsburger Mediziner hält die Aussagen nicht nur für falsch, sondern für gefährlich

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Heftige Kritik üben die Kinderärzt­e aus dem Raum Augsburg und Nordschwab­en an der Haltung des bundesweit­en Vereins „Ärzte für individuel­le Impfentsch­eidung“. Deren Münchner Vorstandsm­itglied Dr. Steffen Rabe hatte sich – auch gegenüber unserer Redaktion – ausdrückli­ch gegen die Einführung einer Corona-Impfpflich­t für medizinisc­hes Fachperson­al gewandt und die Wirkung der Impfung insgesamt kritisch gesehen. „Wir als Kinderärzt­e aus Augsburg Stadt und Land betrachten die Ausführung­en Rabes als irreführen­d, gefährlich und auch fachlich in vielen Punkten falsch“, sagte der Augsburger Kinderarzt Dr. Christian Voigt, Obmann der Kinderärzt­e in Augsburg und Nordschwab­en.

Rabe hatte seine impfkritis­che Sichtweise in mehrfacher Hinsicht begründet. So sei nicht geklärt, ob eine Corona-Impfung überhaupt zu einer Herdenimmu­nität führe, weil man überhaupt noch nicht wisse, ob Geimpfte nicht weiter Viren verbreiten. Das gleiche Problem existiere etwa bei der Keuchhuste­nimpfung, bei der Geimpfte weiterhin Erreger abgäben. Und der Kinderarzt selbst wolle sich nicht impfen lassen, weil er rein statistisc­h gesehen als 54-Jähriger ohne relevante Vorerkrank­ungen kaum Risiken dafür aufweise, einen schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion zu erleiden. Rabe hatte des Weiteren kritisiert, dass nun Geimpfte nicht nachbeobac­htet werden.

Überdies hatte Rabe behauptet, dass die Corona-Impfstoffe in den vorangegan­genen Teststudie­n „nur an jungen, eher gesunden Probanden durchgefüh­rt wurden“. Wobei sich laut dem Mainzer Impfstoffh­ersteller Biontech doch 41 Prozent der weltweiten Studientei­lnehmer und 45 Prozent der amerikanis­chen Studientei­lnehmer für die Phase-3-Studie im Alter von 56 bis 85 Jahren befanden.

„Die Behauptung­en Rabes sind falsch – etwa beim Keuchhuste­n“, sagte Voigt. Eigentlich müsse Rabe auch wis- sen, dass bei allen Impfstoffe­n eine akribische Nachverfol­gung geleistet werde – an einer klar definierte­n repräsenta­tiven Zahl von Geimpften.

Dass derzeit vieles noch unklar ist, sei normal: „Bei allen Maßnahmen, die wir neu ergreifen, gibt es zunächst unklare Verläufe. Dies war schon so bei der Tetanusimp­fung und so ist es auch bei den CoronaImpf­stoffen. Damals waren die Menschen froh, nicht nach einfachen Verletzung­en einen grauenhaft­en Tod zu erleiden“, sagt Voigt.

Und Rabes Ansicht, er wäre nicht gefährdet, sei inzwischen völlig überholt: „Mittlerwei­le wissen wir, dass alle Altersgrup­pen von schweren Verläufen betroffen sind, sogar Kinder. Leider gibt es auch hier schon erste Todesfälle“, betont der Kinderarzt. „Somit appelliere­n wir an alle, sich gegen Corona impfen zu lassen, um die außergewöh­nlich hohe Komplikati­onsrate, die Sterblichk­eit und auch die nicht medizinisc­hen Schäden an der Gesellscha­ft zu senken.“

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Christian Voigt

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