Ein Argument ist zerbröselt
Seine Liebe zu Bäumen hat Ministerpräsident Markus Söder bereits medienwirksam durch die Umarmung eines Baumes im Hofgarten hinter der Staatskanzlei demonstriert. Wie weit diese Liebe reicht, ist Naturschützern in Bayern aber noch nicht so recht klar. Sie erkennen zwar an, dass in jüngster Zeit infolge des ArtenschutzVolksbegehrens einiges geschehen ist – etwa die rechtsverbindliche Ausweisung von 58000 Hektar staatlicher Wälder als forstwirtschaftlich nicht genutzter Naturwald. Ein echter Ersatz für einen dritten oder vierten Nationalpark ist das nach ihrer Überzeugung aber nicht. Wirksamer Artenschutz brauche größere, zusammenhängende Gebiete, in denen Natur tatsächlich Natur sein kann.
Die Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern hat all ihre fachlichen Argumente mit einem einzigen politischen Argument vom Tisch gewischt: Neue Nationalparks seien gegen den Willen der lokalen Bevölkerung nirgendwo durchsetzbar. Die Umfrage der Grünen im Gebiet des Steigerwalds und des Ammergebirges zeigen jetzt, dass dieses politische Argument offenbar auf äußerst wackeligen Beinen steht. Selbst vor Ort gibt es demnach eine klare Mehrheit für Nationalparks – bei 81 Prozent Befürwortern im Ammergebirge und 75 Prozent im Steigerwald wahrscheinlich sogar unter den Anhängern von CSU und Freien Wählern.
Das muss nicht bedeuten, diejenigen vor Ort zu ignorieren, die gegen Nationalparks sind, weil ihre Existenz an der Forstwirtschaft hängt. Aber es sollte bedeuten, dass man sich von einem zerbröselnden Argument verabschiedet und sich einer neuen, lösungsorientierten Debatte nicht verweigert.