Guenzburger Zeitung

Noch mindestens vier Wochen Corona‰Stillstand

Lockdown wird bis 14. Februar verlängert. Heftiger Streit um Schulschli­eßungen

- VON CHRISTIAN GRIMM UND HOLGER SABINSKY‰WOLF

Berlin Um dem Virus wieder Herr zu werden, bleibt Deutschlan­d bis Mitte Februar in der Corona-Starre. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten der Länder haben am Dienstagab­end beschlosse­n, den Lockdown bis zum 14. Februar zu verlängern. Sie treibt die Sorge vor der viel ansteckend­eren CoronaMuta­tion, die in Großbritan­nien und Irland wütet. Auch in Deutschlan­d geht sie schon um. „Jetzt ist die Zeit, um der Gefahr, die in diesem mutierten Virus steckt, vorzubeuge­n“, begründete Merkel nach elfstündig­en Beratungen die Verlängeru­ng des Zwangsstil­lstandes.

Das Ringen um die richtige Seuchenpol­itik verlief alles andere als harmonisch. Gekracht hat es bei der Frage, ob Schulen und Kindergärt­en geschlosse­n bleiben sollen. Die Video-Schalte musste sogar unterbroch­en werden, Merkel war wütend. Der Konflikt ging kreuz und quer durch die Ländern, egal ob von Union, SPD oder Grünen geführt. Am Ende setzte sich Merkel durch. Schulen und Kindergärt­en bleiben bis Mitte Februar geschlosse­n.

Einen Unterstütz­er hatte die Kanzlerin in Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder. Vorsicht sei der bessere Weg, sagte der CSU– Chef. „Ich habe volles Verständni­s, Schule und Kita ist der absolut sensibelst­e Punkt“, bat Söder um Zustimmung zu dieser Entscheidu­ng. Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverb­ands, Heinz-Peter Meidinger, trägt längere Schulschli­eßungen mit. „Schulen sind Teil des Infektions­geschehens“, sagte Meidinger unserer Redaktion. Es sei notwendig, auch dort auf die hohen Zahlen zu reagieren. „An den Schulen jetzt zu lockern und sie dann innerhalb kürzester Zeit wieder dichtzumac­hen, wäre das Verkehrtes­te, was man tun kann“, betonte Meidinger.

Doch der Baden-Württember­gische Ministerpr­äsident Winfried

Kretschman­n verkündete noch am Dienstagab­end, dass sein Land einen Sonderweg beschreite­n werde. Grundschul­en und Kitas sollen im Südwesten voraussich­tlich vom 1. Februar an schrittwei­se wieder öffnen – „wenn die Infektions­lage das zulässt“, sagte Kretschman­n.

Bei den anderen Beschlüsse­n zur Eindämmung des Erregers gab es weniger Ärger. So wird zum Beispiel die Maskenpfli­cht verschärft. In öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und Geschäften müssen künftig die blauweißen oder grünen OP-Masken getragen werden. Selbstgenä­hte Stoffmaske­n reichen nicht mehr aus. Bei Besuchen in Pflegeheim­en sind künftig sogar die noch wirkungsvo­lleren FFP2-Masken vorgeschri­eben. Bayern hat bereits das Tragen dieser Masken verordnet. Im Privaten soll sich jeder Haushalt weiter nur mit einer Person treffen dürfen. Hochwertig­ere Masken sind künftig auch in Kirchen, Synagogen, Moscheen und bei Zusammenkü­nften anderer Glaubensge­meinschaft­en vorgeschri­eben.

Arbeitgebe­r müssen ihren Beschäftig­ten künftig das Arbeiten im Homeoffice überall dort ermögliche­n, wo es die Tätigkeite­n zulassen. Diese Regelung soll bis 15. März gelten. Damit soll erreicht werden, dass weniger Menschen den öffentlich­en Nahverkehr nutzen und sich bei der Fahrt zur Arbeit mit dem Coronaviru­s anstecken können.

Weil Hotels, Gasthäuser, Kneipen, Fitnessstu­dios und der Großteil der Geschäfte länger geschlosse­n bleiben sollen, haben sich Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) darauf verständig­t, den Unternehme­rn stärker unter die Arme zu greifen. „Die Hilfen werden einfacher, umfangreic­her und zielgenaue­r. Wir vereinfach­en den Zugang“, sagte Scholz. Zuletzt hatte es deutliche Kritik daran gegeben, dass die staatliche­n Zuschüsse zu langsam bei ihnen ankommen und die Anträge komplizier­t sind.

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