Guenzburger Zeitung

Eine schwierige Eishockey-WM

- VON MILAN SAKO ms@augsburger‰allgemeine.de

Begonnen hat alles mit dem schrullige­n Unternehme­r Günter Mast. Sein bitter-süßes Gesöff war als Opa-und-Oma-Drink nicht in aller Munde und benötigte ein frisches Image. Der Firmenchef entdeckte den Fußball, genauer Eintracht Braunschwe­ig, als Marketing-Spielfeld. Weil Produktwer­bung 1973 in der Bundesliga auf Trikots untersagt war, ließ sich Mast zum Klubpräsid­enten wählen und änderte das Vereinswap­pen. Aus dem Löwen wurde der Hirsch. Nationalsp­ieler Paul Breitner grinste nun mit dem Jägermeist­er-Logo auf der Brust in die Kameras. Der Deutsche FußballBun­d stoppte das Treiben. Vorerst.

Heute ist Sponsoring eine mächtige Säule im Profisport. Milliarden werden bewegt und die Geldgeber wollen oft genug Einfluss auf den Verein oder Verband nehmen. Das muss für den Sport nicht immer schädlich sein, wie das jüngste Eishockey-Beispiel zeigt. Die Weltmeiste­rschaft in Belarus war geplant. In einem Land, in dem Diktator Alexander Lukaschenk­o auf Demonstran­ten einprügeln lässt und Regimekrit­iker ins Gefängnis steckt. Während Eishockey-Weltverban­dspräsiden­t René Fasel bei einem Belarus-Besuch ein jämmerlich­es Bild abgab, zeigte ein Unternehme­n aus Ulm Haltung. Liqui Moly, Hersteller von Motorenöle­n und Additiven, drohte mit einem Ausstieg als WMWerbepar­tner. Die Rede ist von einer mindestens sechsstell­igen

Summe. Grund: „Die Politik der dortigen Regierung, allen voran der Umgang mit Demonstrie­renden ... widerspric­ht den Überzeugun­gen und Werten von Liqui Moly zutiefst“, heißt es in der Mitteilung der Führungseb­ene unter Geschäftsf­ührer Ernst Prost. Weil sich Skoda und Nivea ähnlich kritisch äußerten, knickte der Eishockey-Verband ein und wird die WM nun nur im ursprüngli­ch als Co-Gastgeber geplanten Lettland oder zusätzlich in Dänemark ausrichten. Es bleibt schwierig. Die Slowakei, ebenfalls als Ersatz im Gespräch, hat kühl abgewunken. Eine WM vermutlich ohne Zuschauer verliert für den Ausrichter gewaltig an Reiz. Aber dieses Problem ist der Corona-Pandemie geschuldet.

Die klare Haltung des Ulmer Unternehme­ns und der Gang an die Öffentlich­keit verdienen Respekt. Auch wenn es nicht schwer ist, im Fall von Lukaschenk­o die richtige Seite zu wählen.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Liqui‰Moly‰Chef Ernst Prost.
Foto: Alexander Kaya Liqui‰Moly‰Chef Ernst Prost.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany