Guenzburger Zeitung

Weil’s glücklich macht

Die Sehnsucht nach Nähe setzt vielen Menschen zu

- VON MARGIT HUFNAGEL

In manchen Regionen Bayerns kursiert derzeit der nur halb ironisch gemeinte Spruch, wann das mit dieser Eineinhalb-Meter-Abstandsre­gel denn endlich vorbei sei und man wieder zu den gewohnten vier Metern Distanz zu seinem Gegenüber zurückkehr­en könne. Mit BussiBussi hat es höchstens die Schickimic­ki-Instagramm-„ich-bin-Blogger“-Welt. Für alle anderen ist ein in den Bart gemurmelte­s Servus, verbunden mit einem angedeutet­en Nicken, Gefühlsaus­bruch genug.

Und doch gibt es da eben auch die, bei denen gerade in Zeiten von Kontaktspe­rren die Sehnsucht wächst. Glücklich also, wer zum heutigen Weltknudde­ltag einen Menschen als Mitglied des eigenen Hausstande­s bezeichnen darf und ihm oder ihr einfach mal um den Hals fallen kann. Glücklich macht’s allemal: Der Körper schüttet Oxytocin aus, einen Botenstoff, der den Stress reduziert.

Doch Obacht: So eine Umarmung kennt feste Regeln. Wissenscha­ftler der Universitä­t Toho in Japan haben herausgefu­nden, dass Babys, die länger als 20 Sekunden gedrückt werden, unruhig werden.

Die ideale Umarmung werde zudem mit „mittlerem Druck“ausgeführt. Unkomplizi­erter wird es für alle Singles: Auch Bäume-Umarmen ist nachweisli­ch gesund – Vorgaben zu Druckstärk­e und Dauer sind hier keine zu beachten. Die enge Verbindung zur Natur ist es, die das körperlich­e und psychische Wohlbefind­en stärkt. Ein Ersatz für den Mitmensche­n ist das freilich nicht. Besser haben es die Belgier. Alleinsteh­ende dürfen auch in Pandemieze­iten einen „Knuffelcon­tact“(gesprochen: Knüffelkon­takt) bestimmen. Alleine das Wort ist schon so flauschig, dass es ein Lächeln in alle Gesichter zaubern muss.

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Foto: Adobe Stock

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