Nachholbedarf an der Kitafront
Immerhin: Gleich zu Beginn der Pressekonferenz am Mittwoch hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sich Zeit genommen, um sich bei der Bevölkerung für die Kooperation in Krisenzeiten zu bedanken. Solch empathische Worte sind Balsam für die gestresste Bürgerseele.
Massiven Nachholbedarf hat die Söder-Regierung jedoch an der Kitafront. Für das Personal der Kindertagesstätten ist es bitter zu hören, dass der Freistaat zwar eine Ansteckungsgefahr in Bus, Bahn und Supermarkt befürchtet und das Tragen von FFP2-Masken anordnet, gleichsam aber es nicht für notwendig hält, bei der Ausstattung von FFP2-Masken in Kitas nachzurüsten – dabei sind Erzieherinnen und Erzieher im Gegensatz zu Fahrgästen oder Supermarktkunden wesentlich länger einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Dieses Verhalten zeigt entweder, dass der Freistaat die Kitas als nicht gefährlich sieht – dann stellt sich allerdings die Frage, warum nur eine Notbetreuung möglich ist – oder dass er die Ansteckung des Personals billigend in Kauf nimmt.
Es ist außerdem unverständlich, weshalb Söder nicht längst in einer seiner Pressekonferenzen über eine Kostenübernahme der Kitagebühren für die Eltern gesprochen hat, die ihre Kinder derzeit daheim betreuen, aber dennoch für die Kita bezahlen müssen. Das würde zwar die Betreuung nicht einfacher, aber die finanziellen Sorgen vieler Familien kleiner machen. Und dem Kitapersonal würde es in anstrengenden Zeiten helfen, mit frustrierten Eltern nicht auch noch über Gebühren diskutieren zu müssen.