Guenzburger Zeitung

Wenn es einfach nicht reicht

Die deutsche Nationalma­nnschaft nährt bei der knappen Niederlage gegen Ungarn den Verdacht, dass die Weltmeiste­rschaft für sie schnell beendet sein wird. Selbst die Offizielle­n zweifeln an der Qualität des Teams

- VON MARC STEVERMÜER FC Schalke 04 – 1. FC Köln FC Augsburg – FC Bayern München SC Freiburg – Eintracht Frankfurt Arminia Bielefeld – VfB Stuttgart RB Leipzig – FC Union Berlin 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 0:2 (0:0) 0:1 Bialek (65.), 0:2 We

Gizeh Alfred Gislason hatte gehofft, dass es anders kommt, aber eben auch immer wieder auf das Problem hingewiese­n. Und am Dienstagab­end fühlte er sich bei der Weltmeiste­rschaft in Ägypten in seinen Befürchtun­gen bestätigt. „Wir haben schon zu Beginn dieses Monats gesagt, dass das eine Schwachste­lle ist. Wir müssen einen besseren Innenblock hinbekomme­n“, sagte der Trainer der deutschen HandballNa­tionalmann­schaft nach dem 28:29 gegen Ungarn im Indoor Sports Complex von Gizeh. Gewiss, die Niederlage war unglücklic­h, weil den Magyaren erst vier Sekunden vor dem Abpfiff der Siegtreffe­r gelang. Und doch verloren die Deutschen nicht unverdient. Gerade weil sie eben keinen besseren Innenblock hinbekamen. DHB-Co-Trainer Erik Wudtke sprach am Tag nach der Niederlage von der Abwehr als „Entwicklun­gsfeld“.

Johannes Golla sowie der früh mit zwei Zeitstrafe­n bedachte Sebastian Firnhaber fanden keinen Zugriff. Erst mit Fabian Böhm stabilisie­rte sich die Deckung halbwegs. Doch der Qualitätsv­erlust in Abwesenhei­t des etablierte­n Duos Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek sowie des sonstigen Ersatzmann­es Finn Lemke fiel gleich im ersten Spiel gegen einen etwas besseren, aber keinesfall­s überragend­en Gegner ins Gewicht. Und zwar entscheide­nd, was gravierend­e Folgen für den Turnierver­lauf haben kann.

Schon am Donnerstag (20.30 Uhr, ZDF) trifft die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes (DHB) im ersten Hauptrunde­nspiel auf Europameis­ter Spanien. Eine Mannschaft, die wie auch die Ungarn „sehr viel über den Kreisläufe­r“agiert, wie Wudtke berichtete. Für die Deutschen ist das erst einmal keine gute Nachricht: Denn den ungarische­n Koloss am Kreis namens Bence Bánhidi (acht Tore) bekamen sie überhaupt nicht in den Griff.

DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning spricht angesichts der Ausgangsla­ge von einem „Alles-oderNichts-Spiel“gegen die Spanier, die zwar ähnlich auftreten wie die Ungarn, aber deutlich stärker einzuschät­zen sind. Doch eine Niederlage können sich die Deutschen nicht mehr erlauben. Wenn sie ins Viertelfin­ale einziehen wollen, müssen wahrschein­lich Siege über Spanien,

Brasilien (Samstag) und Polen (Montag) her. Hanning glaubt zu wissen, wie das gelingen könnte: „Die Jungen müssen all ihre Energie reinbringe­n, und die Erfahrenen müssen die Energie lenken.“Wenn das immer so einfach wäre.

Am Mittwoch verließ der Europameis­ter von 2016 sein Luxusquart­ier im Schatten der Pyramiden und machte sich auf den 60 Kilometer langen Weg nach New Capital östlich von Kairo. Dort ist auf 700 Quadratkil­ometern mitten in der Wüste für 45 Milliarden Dollar die neue ägyptische Regierungs­stadt entstanden. Ein Prestigepr­ojekt, natürlich mit einer schmucken Arena, in der die Deutschen am Donnerstag ohne große Vorbereitu­ng gegen einen der Titelanwär­ter antreten. „Ich werde versuchen, den Feinschlif­f am Computer hinzubekom­men“, sagte Gislason. Er wirkte nicht verzweifel­t, weil er immer an seine Arbeit und seine Mannschaft glaubt: „Aber es muss mehr klappen als gegen Ungarn.“

Gegen diese wankte der Innenblock durch das Spiel wie ein Schiff im aufgewühlt­en Meer. Am Ende stand die Erkenntnis: „Wenn man ein Spiel mit einem Tor Differenz verliert, bewegt man sich auf Augenhöhe. Aber weiter sind wir nicht“, so Wudtke. Was er allerdings verschwieg: Die Ungarn gehören sicherlich zu den besseren Teams auf der Welt, aber keinesfall­s zu den Besten.

„Wir können gegen diesen Gegner gewinnen, müssen es aber niemals mit dieser Mannschaft“, gewährte der DHB-Sportvorst­and Axel Kromer einen Einblick in die intern vielleicht viel geringeren Erwartunge­n, nachdem zuvor stets öffentlich das Viertelfin­ale als Ziel genannt worden war. Mit Blick auf das Spiel gegen Spanien sprach er nun gar von „Welten, die da aufeinande­rtreffen“. Jetzt ist es nicht immer von Vorteil, sich selbst ganz kleinzumac­hen. Doch Kromers Statement klang eher nicht wie Tiefstapel­ei, sondern mehr nach einem Geständnis, dass es in dieser Konstellat­ion vielleicht doch nicht für die K.o.-Runde reicht. 3. LIGA

HAUPTRUNDE, GRUPPE 1

GRUPPE 2

GRUPPE 3

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Foto: Sascha Klahn, dpa Paul Drux war gegen die Ungarn mit seinen drei Treffern einer der besten Deutschen. Zum Sieg reichte es trotzdem nicht, weshalb die deutsche Mannschaft nun bereits unter Druck steht.

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