Die Verlängerung
Sie schienen an seinen Lippen zu hängen, obwohl sie doch so erschöpft waren. Und die leeren Augen verrieten, dass sie alles gegeben hatten in der zurückliegenden Zeit. Er versuchte, sie aufzurichten. Er sprach von Durchhaltevermögen; davon, nochmals alle Kräfte zu bündeln, um schließlich den Sieg davontragen zu können. Er lobte ihre Disziplin und gab eine Strategie vor in der Hoffnung, noch effizienter, noch wirksamer als Gemeinschaft zu agieren. Es war eine Mischung aus Verständnis, das umschmeicheln sollte, und klaren Anweisungen mit dem Ziel, möglichst niemanden auf dieser herausfordernden Reise zurückzulassen, bei der alle gebraucht würden.
Orientierung mit Worten auszustrahlen, das vermochte er, wenngleich manches klang wie auf einer oft gespielten Langspielplatte. Alles schon viele Male gehört.
Nach der Ansprache war klar, was folgte. Unumkehrbar. Alternativlos: Es ging in die Verlängerung.
Sie meinen, es handele sich um ein Fußball-Pokalspiel. Sorry. Nein. Die Ausführungen stammen aus der 183. Pressekonferenz der Staatsregierung zur Corona-Pandemie und der Reaktion darauf. Die beschlossenen Maßnahmen seien vor Ort und innerhalb weniger Tage umzusetzen. In die Verlängerung gehen wir tatsächlich – wieder einmal.