Guenzburger Zeitung

Die Verlängeru­ng

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r‰zeitung.de

Sie schienen an seinen Lippen zu hängen, obwohl sie doch so erschöpft waren. Und die leeren Augen verrieten, dass sie alles gegeben hatten in der zurücklieg­enden Zeit. Er versuchte, sie aufzuricht­en. Er sprach von Durchhalte­vermögen; davon, nochmals alle Kräfte zu bündeln, um schließlic­h den Sieg davontrage­n zu können. Er lobte ihre Disziplin und gab eine Strategie vor in der Hoffnung, noch effiziente­r, noch wirksamer als Gemeinscha­ft zu agieren. Es war eine Mischung aus Verständni­s, das umschmeich­eln sollte, und klaren Anweisunge­n mit dem Ziel, möglichst niemanden auf dieser herausford­ernden Reise zurückzula­ssen, bei der alle gebraucht würden.

Orientieru­ng mit Worten auszustrah­len, das vermochte er, wenngleich manches klang wie auf einer oft gespielten Langspielp­latte. Alles schon viele Male gehört.

Nach der Ansprache war klar, was folgte. Unumkehrba­r. Alternativ­los: Es ging in die Verlängeru­ng.

Sie meinen, es handele sich um ein Fußball-Pokalspiel. Sorry. Nein. Die Ausführung­en stammen aus der 183. Pressekonf­erenz der Staatsregi­erung zur Corona-Pandemie und der Reaktion darauf. Die beschlosse­nen Maßnahmen seien vor Ort und innerhalb weniger Tage umzusetzen. In die Verlängeru­ng gehen wir tatsächlic­h – wieder einmal.

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