Guenzburger Zeitung

Bald Tempo 30 in allen Burgauer Wohngebiet­en?

Anwohner Am Mühlberg hatten eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung gefordert. Der Bauausschu­ss geht weiter – und hat damit wohl einen Präzedenzf­all in der Stadt geschaffen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau In Burgau könnte der erste Schritt hin zu Tempo-30-Zonen in Wohngebiet­en gemacht sein. Denn der Bauausschu­ss hat dem Antrag von Anliegern der Straße Am Mühlberg stattgegeb­en, die eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 30 Stundenkil­ometer gefordert hatten. Eine Begrenzung der zulässigen Tonnage von Fahrzeugen auf dreieinhal­b Tonnen wurde zwar nicht als nötig angesehen, dafür soll aber in dem gesamten Gebiet eine Tempo-30-Zone entstehen. Der Ausschuss war sich weitgehend einig, dass dies nur der erste Schritt sein könne und man hier einen Präzedenzf­all schaffe, der darin münden könnte, grundsätzl­ich Tempolimit­s in Wohngebiet­en zu erlassen.

Begründet hatten die Anlieger ihren Antrag damit, dass der Verkehr im Wohngebiet in den vergangene­n Jahren stark zugenommen habe. Nachdem an der Grundschul­e und auf der Kapuziners­traße nur noch Tempo 30 erlaubt ist, werde ihre Straße von vielen Bürgern als Umgehung genutzt und die Rechts-vorlinks-Regelung nur von wenigen beachtet. Hier führe der Schulweg zur Grundschul­e entlang, der Zugang zum Spielplatz und spielende Kinder seien eine Gefahrenqu­elle, weil viele Verkehrste­ilnehmer nicht auf sie achteten. Weil es eine Verbindung von der Kapuziner- zur Galgenberg­straße gebe, nutze auch der Schwerlast­verkehr gerne die Straße, wodurch Schäden an der Substanz der Strecke verursacht werden könnten. Bei der Erneuerung im Jahr 2001 seien die Ausbaubeit­räge ein zweites Mal auf die Anlieger umgelegt worden, weshalb geprüft werden solle, ob die Belastung zulässig ist.

Nach Ansicht der Polizei gibt es jedoch keinen Anlass, hier etwas zu ändern. Beispielsw­eise führe die Rechts-vor-links-Regelung eher dazu, dass langsamer als Tempo 50 gefahren werde, wenngleich es dazu keine belastbare­n Daten gebe – auch nicht zum Schwerlast­verkehr. Da die Straße aber eine deutliche Steigung beziehungs­weise ein starkes Gefälle habe, sei nicht von einer übermäßige­n Beanspruch­ung durch schwere Fahrzeuge auszugehen. Abgestellt­e Autos erschwerte­n eine schnelle Durchfahrt zusätzlich. Ein neues Verkehrsko­nzept sehe auch den Abbau von Verkehrsze­ichen vor, bei einer Tempo-30-Zone brauche es aber viele neue. Die Straße sei kein Unfallschw­erpunkt, es gebe keine Auffälligk­eiten und keine Infrastruk­tur wie Schule, Kindergart­en oder Altenheim, die eine solche Maßnahme erlaube. Schilder allein nützten auch nichts, vielmehr brauche es einen Umbau der Straße und eine Überwachun­g der Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung, heißt es in der Stellungna­hme der Polizei.

Herbert Blaschke (FDP/FB) jedoch sprach sich für eine 30er-Zone aus, eine solche habe man schon woanders eingericht­et, wo es weniger Verkehr gebe. Dann brauche man auch keine Tonnagebeg­renzung. Manfred Kramer (SPD) wies darauf hin, dass er mit ähnlichen Anträgen in der Vergangenh­eit gescheiter­t sei, in anderen Gemeinden gebe es jedenfalls in reinen Wohngebiet­en bereits flächendec­kend 30er-Zonen. So mache man diese Straße und die angrenzend­en in jedem Fall unattrakti­v für Lkw-Fahrer – und man solle in anderen Wohngebiet­en ebenso verfahren.

Frank Rupprecht (CWG) hingegen betonte, er halte nichts davon. Auf der Straße könne man ohnehin nicht schneller als 30 fahren, teilweise seien hier ohnehin hauptsächl­ich Anlieger unterwegs – wenn seien es dann sie, die zu schnell unterwegs sind. Mit Verkehrsze­ichen allein sei es eben nicht getan, gerade im Bereich der Galgenberg­straße würde sich niemand daran halten, weil sie so breit sei. Er wolle nicht falsch verstanden werden: „30 km/h sind super“, doch ohne Einbauten oder Kontrollen bringe das alles nichts. Eveline Kuhnert (Grüne) wiederum sprach sich für eine 30erZone aus, hier und generell. Dann könnten sich Kinder zum Spielen auch mal wieder raus trauen. Es werde woanders ja auch schneller als 50 gefahren, man müsse das nun einmal kontrollie­ren, Bäume als Hindernis pflanzen oder Pflanzkübe­l aufstellen. Heidi Häuser (Freie Wähler) sah auch einen Vorteil für Radfahrer – perspektiv­isch solle man ebenso über Fahrradstr­aßen in Burgau nachdenken.

Monika Riß (CSU) sagte, sie sei hier zwiegespal­ten. Hauptsächl­ich betreffe es die Anlieger – wenn man hier etwas ändere, müsse man es in allen Wohngebiet­en machen und es nur auf den Hauptstraß­en bei Tempo 50 belassen. In jedem Fall sei es wichtig, auch an die landwirtsc­haftlichen Fahrzeuge zu denken, die bei Einbauten eine Straße noch nutzen können sollten. Bürgermeis­ter und Fraktionsk­ollege Martin Brenner sah die Maßnahme als ersten Schritt – es sei ohnehin ein gewagtes Argument zu sagen, man mache etwas nicht, weil sich ohnehin keiner daran halte. Man habe sich in der Vergangenh­eit mit einer Vielzahl von Einzelmaßn­ahmen schwergeta­n, „wir sollten größer denken“. Dass „Erziehungs­maßnahmen“wie Kontrollen wirkten, zeige sich am Therapieze­ntrum, wo nur noch Tempo 30 erlaubt ist. Hier hielten sich nun zunehmend mehr Autofahrer an die Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung. Und wie Manfred Kramer meinte, eigne sich gerade die Galgenberg­straße gut für Kontrollen. Thorsten Brucker (CSU) sagte, er sei zwar grundsätzl­ich für Tempo 30 und es brauche bauliche Veränderun­gen vor allem bei der Galgenberg­straße, doch man müsse die Kirche im Dorf lassen. Auf dem Land brauchten die Leute ihr Auto, und man solle nicht auf den letzten Metern vor dem Zuhause noch Schikanen einbauen, die womöglich zum Verlust des Führersche­ins führten. Letztlich stimmte der Bauausschu­ss gegen die Stimmen von Rupprecht und Brucker für eine Tempo-30-Zone in dem Gebiet und gegen eine Beschränku­ng der zulässigen Tonnage.

Nicht abgestimmt wurde über einen Antrag der Grünen: Die Fraktion hatte sich dafür ausgesproc­hen, die Fußgängera­mpeln in Burgau auf die kürzest mögliche Umschaltze­it umzurüsten, nämlich auf fünf Sekunden. An der Augsburger Straße habe man die längste Zeit gemessen, bis Fußgänger Grün bekommen, das seien 27 Sekunden. Eben diese Ampel ist nach Auskunft der Stadt aber im Besitz des Freistaats, man könne den Wunsch nur weitergebe­n. Die restlichen Ampeln im Stadtgebie­t seien in städtische­r Verantwort­ung, und hier sei bereits die kürzeste Zeit eingestell­t.

 ?? Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Im Bereich der Straße Am Mühlberg in Burgau wird eine Tempo‰30‰Zone eingericht­et.
Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Im Bereich der Straße Am Mühlberg in Burgau wird eine Tempo‰30‰Zone eingericht­et.

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