Guenzburger Zeitung

Dieser Vertrag reicht nicht aus

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger‰allgemeine.de

China hat sich bewegt. Es gibt kaum einen Kritiker des Investitio­nsabkommen­s mit Peking, der diesen Punkt anzweifelt. Aber es sind auch nur wenige, die ohne Skepsis darauf vertrauen, dass das Reich der Mitte seine Zusagen beispielsw­eise für die Abschaffun­g der Zwangsarbe­it oder die Gleichbeha­ndlung von Unternehme­n auch umsetzt – und zwar so, wie die europäisch­en Partner dies erwarten. Tatsächlic­h zeigt der nun veröffentl­ichte Text Formulieru­ngen, die man erst noch mit Inhalt füllen muss. Doch darf man auf die Öffnung einer Staatsmach­t bauen, die zwar Liberalitä­t verspricht, aber in Hongkong ihr diktatoris­ches Gesicht zeigt? Es sind diese politische­n Einwände, die gegen den Vertrag vorgebrach­t werden. Zumal es nicht einmal einen Mechanismu­s zur Streitschl­ichtung gibt, wie er in anderen Freihandel­sabkommen längst gang und gäbe ist. In Brüssel sieht man vor allem den langen Weg, den die chinesisch­e Führung seit dem Beginn der Verhandlun­gen vor sieben Jahren zurückgele­gt hat, und gibt sich damit vorerst zufrieden. Das reicht nicht. Das EUParlamen­t wird eine Ratifizier­ung nicht ohne Nachbesser­ungen vornehmen. Und das ist gut so. Denn China darf in der Union nicht nur investiere­n, sondern muss auch die europäisch­en Regeln akzeptiere­n.

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